Die Löwen-Apotheke ist der Zahl nach die siebte älteste Apotheke in Riga. Sie wurde trotz der Unzufriedenheit der Rigaer Apotheker und gegen den Willen des Rigaer Rats im Jahre 1691 mit dem Privileg des schwedischen Königs Karl XI. gegründet und deshalb wurde sie die Königliche Apotheke genannt.

Benjamin Fischer (1653-1695) – der Gründer der Königlichen Apotheke und ihr erster Besitzer – wurde in Lübeck geboren und war Medizindoktor an der Universität von Leiden. Er hat in Leiden, Leipzig, Altdorf studiert, als Arzt in Lübeck gearbeitet und dort auch geheiratet. Er gehörte zu der später in Riga bekannten Familie der Wissenschaftler und Literaten. Dank der Sorge seines älteren Bruders, des Superintendenten von Livland Johann Fischer wurde Benjamin Fischer nach Riga als Garnisonsarzt – Medicus Praesidarius Rigensis – eingeladen. Hier kam er auf die Idee, in seinem Haus eine Apotheke zu eröffnen, und mit großer Beharrlichkeit fing er den Kampf an, um die Konzession für die Eröffnung der Apotheke zu bekommen. Der Widerstand seitens der Rigaer Apotheker und des Rigaer Rats wurde nur durch das Privileg des Königs Karl XI. gezähmt. Als Dank für die Gunst des Königs gab Fischer seiner Apotheke den Namen „Königliche Apotheke“. Das erste Zuhause der Königlichen Apotheke war ein Gebäude in der Scheunestraße, der Kaufmannstraße gegenüber, obwohl Erich Seuberlich (1882-1946) in seiner Beschreibung der Apothekengeschichte mehrmals erwähnt, dass das Gebäude sich in der Kaufmannstraße befand. Man kann in dieser Hinsicht nicht völlig genau behaupten, doch man kann erfahren, wo sich die Apotheke befunden hatte. An diesem Ort blieb die Apotheke eine lange Zeit – ca. 175 Jahre – und hat ihren ersten Namen bewahrt. Der Familie Fischer gehörte die Apotheke in drei Generationen – von 1691 bis 1768 – also 77 Jahre lang. Der Apothekegründer Benjamin Fischer starb 1695 und wurde in der Jakobikirche bestattet.

Katharina Fischer, geb. Vinnhagen (1666-1743) – die Witwe von Benjamin Fischer – erbte die Apotheke und verwaltete sie von 1695 bis 1701. Danach heiratete sie und übergab ihrem zweiten Mann die Leitung der Apotheke.

Konrad Rudolf Hertz (1637-1705) wurde nach dem Tod von Fischer 1696 zum Rigaer Garnisonsarzt. 1702 heiratete er die Witwe Fischers und übernahm die Leitung der Apotheke. Hertz stammte aus Erfurt, hatte eine hervorragende Ausbildung bekommen, hatte Philosophie in Halle und Medizin an den Universitäten in Erfurt, Altdorf und Königsberg studiert. In Halle erwarb er den Titel des Medizindoktors. Er hat sich in Riga gut eingerichtet, doch lebte er nur eine kurze Zeit – 1705 starb er.

Katharina Hertz, verw. Fischer, geb. Vinnhagen (1666-1743) wurde zum zweiten Mal Witwe. Wieder übernahm sie selbst die Leitung der Apotheke, diesmal von 1705 bis 1728, bis ihr Sohn groß wurde und eine Ausbildung bekam, denn, als der Vater starb, war Jakob nur 5 Jahre alt. Es ist nicht bekannt, wer die Apotheke bis 1715 verwaltet hatte, danach leitete der Sohn von Benjamin Fischer die Apotheke. Die Witwe starb im Jahre 1743.

Jakob Johann Fischer (1690-1751) besaß die Apotheke von 1729 bis 1751. Er kannte die Arbeit in der Apotheke gut, denn lange Jahre hatte er die seiner Mutter gehörende Apotheke geleitet. 1729 heiratete er Gerdrutha Ebel und wurde Rigaer Bürger, seit 1742 ehrte man ihn als Garnisons- und Stadtapotheker. Jakob Johann starb im August 1751.

Die Familie von Gerdrutha Fischer, geb. Ebel (1712-1766) gehörte zu einer hohen Gesellschaftsschicht, sie war nämlich die Tochter des Ältesten der Großen Gilde Jakob Ebel. Als sie verwitwet hatte, nahm sie die Sorgen für die Apotheke auf sich und war Besitzerin der Apotheke von 1751 bis 1766. Von 1752 bis 1757 war ihr Schwiegersohn Johann Jakob Wilke (?-1782) Mitbesitzer der Königlichen Apotheke. 1758 übergab er die Leitung der Apotheke dem Sohn von Fischer, denn er selbst öffnete seine eigene Apotheke in Riga, die als die Blaue Apotheke bekannt wurde.

Jakob Benjamin Fischer (1731-1793) war Enkel des Gründers der Apotheke Benjamin Fischer, doch er hatte kein Interesse an der Apotheke von seinen Vorfahren nicht geerbt. Er hatte viele andere Interessen, deshalb behielt er die Apotheke nur zwei Jahre lang – von 1766 bis 1768 – und danach verkaufte er sie samt dem Familienhaus. Jakob Benjamin Fischer lernte im Rigaer Lyzeum, danach lernte er zwei Jahre den Apothekerberuf in der Apotheke seines Vaters und zwei Jahre arbeitete als Geselle in einer Apotheke in Kopenhagen. Von 1756 bis 1758 studierte er Naturwissenschaften, Physik und Chemie in Kopenhagen. Von 1758 bis 1760 arbeitete er als Provisor in der Apotheke der Mutter, von 1761 studierte er Botanik und Zoologie an der Universität in Uppsala und nahm an den Expeditionen des berühmten schwedischen Botanikers Karl von Linne (1707-1788) teil. 1765 heiratete er Johanna Dorothea Fellmann (1736-1816), 1766 wurde er Rigaer Bürger und 1768 wurde er die Apotheke los, um sich mit den Naturforschungen zu beschäftigen. Jakob Benjamin Fischer veröffentlichte mehrere bedeutende Werke, das umfangreichste davon ist der Natur Livlands (Vidzeme) gewidmet. In der Arbeit beschrieb er Pflanzen und Tiere, die in Livland anzutreffen sind, und gab auch ihre Namen in der lettischen Sprache. Dieses Werk wurde 1778 mit dem Titel „Versuch einer Naturgeschichte von Liefland“ herausgegeben. Das ist sehr wertvoll, denn es ist eine der ersten Beschreibungen der livländischen Natur. Fischer starb im Mai 1793.

Die Familie Fischer hat einen bedeutenden Beitrag in der Entwicklung der Wissenschaft und der Literatur in Riga geleistet. Der Bruder des Gründers der Königlichen Apotheke Benjamin Fischer Johann Fischer (1633-1705) war Generalsuperintendent von Livland und arbeitete zusammen mit dem berühmten Pfarrer aus Alūksne (Marienburg) Ernst Glück (1652-1705) und förderte die Herausgabe der Bibel in der lettischen Sprache. Das Vorwort der Bibel hat Johann Fischer untergeschrieben und mit 1689 datiert. 1686 sei auch das Liederbuch von Livland in der lettischen Sprache als Ergebnis der Zusammenarbeit von Fischer und Glück herausgegeben, das leider nicht bewahrt ist. 1675 beteiligte sich Generalsuperintendent Johann Fischer an der Gründung der Druckerei in Riga. Der älteste Sohn von Benjamin Fischer Johann Bernhard Fischer (1685-1772) hat eine gute Ausbildung bekommen, er hat in Halle und Jena Medizin und Naturwissenschaften studiert. Als er ein praktizierender Arzt geworden war, erlangte er eine große Popularität, deshalb lud ihn 1734 russische Kaiserin Anna Joanovna (1693-1740) ein, als ihr Hofarzt zu arbeiten, und vertraute ihm auch die Aufgabe des Archiaters Russlands an. Archiater war der Hauptarzt des Staates, und in Russland bedeutete das auch, Direktor der staatlichen Medizinverwaltung zu sein. Johann Bernhard Fischer interessierte sich sehr für Landwirtschaft. Er wohnte in einem kleinen Landgut und beschäftigte sich mit Problemen einer rationalen Landwirtschaft im Baltikum. Sein Landgut befand sich in der Nähe von Riga. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens (seit 1742) und veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Arbeiten über die Landwirtschaft („Liefländisches Landwirthschaftsbuch auf die Erdgegend von Lief-, Est- und Curland eingerichtet“, 1753). J. B. Fischer erlangte den Adligentitel in Deutschland.

Johann Christoph Teubeler (1721-1805) wurde Besitzer der Königlichen Apotheke, nachdem er sie vom Apotheker der Familie Fischer abgekaufte hatte. Er besaß die Apotheke von 1768 bis 1793. Teubeler wurde in Riga als der jüngste Sohn des Stadtchirurgen geboren. Er hat Chirurgie beim Vater gelernt, danach spezialisierte er sich in Petersburg und Riga, danach begab er sich nach Berlin, um dort zu studieren. Es scheint, dass er ein Abenteurer gewesen sei, denn er verließ das Studium und ging in die französiche Armee dienen. Er setzte danach sein Studium an der Universität in Halle fort, wo er auch den Doktortitel der Medizin erworben hat. 1750 kehrte Teubeler nach Riga zurück und erhielt die Erlaubnis für eine Arztpraxis. 1753 heiratete er die Witwe des Rigaer Kaufmanns Konrad Ebel Ursula Ebel, geb. Schiffhausen, 1768 kaufte er die Königliche Apotheke und auch das Haus, wo sich die Apotheke befand. Es gibt fast keine Information darüber, wie es der Apotheke unter der Leitung dieses eigenartigen Manns ging. Es ist nur bekannt, dass seit 1784 die Apotheke vom Provisor Jürgen Johann Strauss (?-1800) geleitet wurde. Der Doktor selbst spazierte stolz durch die Stadt in einer extravaganten Kleidung. Er trug einen langen blutroten Mantel, auf dem Kopf hatte er eine kleine dreieckige Mütze, denn er wollte wie der berühmte altrömische Arzt und Apotheker Claudius Galenus aussehen. Seit 1784 war er der erste Stadtarzt. 1795 feierte Teubeler ausgiebig sein 50. Arbeitsjubiläum und 74. Geburtstag. Er war sehr stolz darauf, dass er der älteste Arzt in Riga war. Nach dem Tod seiner Frau verlor er in einem Erbeprozess 1793 das Haus und die Apotheke und auch sein ganzes Vermögen. Teubeler starb 1805 in Riga. Die Apotheke wurde versteigert und hatte Glück mit den nächsten Besitzern.

Gerhard Ludolf Seezen (1752-1831) kaufte die Königliche Apotheke in der Versteigerung im Jahre 1793. Er wurde in Lauenburg an der Elbe in der Familie eines Beamten geboren. Den Apothekerberuf erlernte er im Ausland, er kam als Geselle aus Hamburg nach Riga, um in der Grünen Apotheke zu arbeiten. 1793 wurde Seezen Rigaer Bürger, und bald danach kaufte er in der Versteigerung die Apotheke. Schon 1795 arbeitete in der Apotheke ein Apothekerhelfer und zwei Lehrlinge, der Apothekebesitzer selbst ging nach Petersburg, um dort die Apothekerprüfungen zu machen. 1796 wurde er Apotheker und hatte alles erreicht, um erfolgreich in der Apotheke zu arbeiten. 1803 war Seezen unter den Rigaer Apothekern, die an der Gründung des Rigaer Pharmazeuten- und Chemikervereins und der Hilfskasse teilnahmen. Seezen war zweimal verheiratet. Die erste Frau Johanna Christine Heyn starb zwei Jahre nach der Heirat. In der zweiten Ehe mit Gertrud Sophie Koenig wurde ihm ein Sohn geboren, den er als seinen Stellvertreter in der Apotheke vorbereitete und dem eine gute Ausbildung gab. Seezen starb im März 1831 in Riga.

Ernst Ludolf Seezen (1799-1881) erbte die Apotheke des Vaters 1831. Das Gebäude, wo sich die Apotheke seit 1829 befand, gehörte der Familie Seezen leider nicht mehr, denn es wurde wegen irgendwelcher alten Apothekeschulden enteignet. Als Rigaer Bürger hatte er Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu bekommen. Von 1810 bis 1813 lernte er in einer Privatschule, von 1813 bis 1817 – im Gouvernementsgymnasium. Danach wurde Seezen jun. Lehrling in der Apotheke des Vaters, und 1821 bestand er die Prüfungen des Apothekerhelfers in der livländischen Medizinalverwaltung. Bis 1823 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat, danach kehrte er in die Apotheke des Vaters zurück. 1826 bestand er die Provisorsprüfungen und 1832 – die Prüfungen des Apothekers der höheren Klasse. 1835 heiratete E. L. Seezen Karoline Elisabeth Niemann.

Seezen hatte einen breiten Interessenkreis, und er war in verschiedenen Bereichen tätig. Seit 1824 ordnete er die Sammlungen der Familie Himsel-Martini, die der Stadt Riga geschenkt worden waren, damit sie im Museum einem breiteren Publikum zugänglich wären, und setzte diese Arbeit im Laufe von 40 Jahren fort. 1834 wurde Seezen der leitende Chemiker der neugegründeten Rigaer Mineralwasserbehörde, die Erfahrung für diese Arbeit erwarb er sowohl in Stockholm bei Jacob Berzelius (1779-1848) als auch in Dresden bei Gustav Adolph Struwe (1811-?).

Seit 1835 arbeitete Seezen in der Rigaer Pharmazeutenschule und unterrichtete dort abwechselnd Mineralogie, Zoologie, Physik, pharmazeutische Chemie und Pharmakognosie. In der Pharmazeutenschule arbeitete Seezen 46 Jahre lang, fast bis zu seinem Lebensende. Außerdem arbeitete er auch in den höheren Klassen der Gymnasien und unterrichtete Naturwissenschaften, Chemie und Physik. Er hatte auch viele Privatschüler. Die Zahl der von Seezen gelehrten Schüler war höher als 1800. Für diesen Arbeitsbereich gab ihm die Universität von Dorpat ein spezielles Diplom für die pädagogische Tätigkeit aus, das war ein einzigartiges Ereignis. 1832 trat Seezen in den Rigaer Pharmazeutenverein ein, von 1835 bis 1849 war er Vereinssekretär, aber seit 1851 – Ehrenmitglied des Pharmazeutenvereins. 1839 beteiligte er sich an der Ausarbeitung der Statuten für die Witwenhilfskasse, war in der Kommission tätig, die die Probleme des Kultivierens von Heilkräutern zu lösen begann. Außerdem war er in der Literarisch praktischen Bürgervereinigung und im Kurländischen Literatur- und Kunstverein tätig. Seit 1845 war Seezen ein aktives Mitglied im Naturwissenschaftenverein und 8 Jahre war Redakteur der Vereinsausgabe „Correspondenzblatt“. Er veröffentlichte seine Artikel in verschiedenen naturwissenschaftlichen periodischen Ausgaben. Seine wissenschaftlichen Arbeiten waren hautpsächlich der Analyse von Wasser und Mineralwasser gewidmet. Er hat auch einige Lehrbücher geschrieben. Die Frau von Seezen starb 1846. 1851 verkaufte Ernst Ludolf Seezen die Königliche Apotheke und widmete seine Zeit nur der pädagogischen Arbeit, die für ihn eine Lieblingsbeschäftigung war. Seezen starb im Juli 1881 in Ķemeri.

Karl August Schöning (1810-1907) kaufte die Königliche Apotheke 1853 und behielt sie bis 1867. Er wurde in einem Landgut in Gouvernement von Vitebsk in der Familie eines Gutsverwalters geboren. Zur Schule ging Schöning in Jelgava, als Apothekerlehrling arbeitete er in der Apotheke Brandts bei Paul Gutzeit. Als Geselle arbeitete Schöning von 1832 bis1835 in der zweiten Apotheke von Cēsis, danach in demselben Jahr bestand er ohne Studium die Provisorsprüfungen an der Universität von Dorpat. Von 1835 bis 1837 arbeitete er als Provisor in der Kalkstraßen-Apotheke bei Dr. Gustav Weiss, von 1837 bis 1841 – bei Samuel Ilisch in der Grünen Apotheke. Von 1842 bis 1852 leitete Schöning die Apotheke Seezens, denn Seezen hatte keine Zeit für die Apotheke. Im Jahre 1853 wurde Schöning Apothekebesitzer. 1860 bat Generalgouverneur Alexander Suvorov (1804-1882) Schöning, eine Apotheke in Dubulti zu eröffnen. In demselben Sommer eröffnete Schöning die Apotheke und verkaufte sie an Th. Buchardt. 1866 brannte die Apotheke nieder. Danach vernichtete das Feuer auch das neugebaute Haus Schönings. Vor Kummer verkaufte er 1867 sein Vermögen in Dubulti und die Apotheke in Riga und ging ins Ausland. Nach einiger Zeit kehrte er nach Riga zurück und starb im April 1907.

Die Familie Langer – drei Söhne des Apothekers Johann Gottfried Paul Langer (1795-1850) wurden zu Apothekebesitzern. Sie gaben der Apotheke einen neuen Namen – die Gelbe Apotheke – und versetzten sie in ein anderes Gebäude in der Scheunestraße 6, das sich viel näher an der Kalkstraße befand. J. G. P. Langer wurde in Riga in der Familie eines Handschuhmeisters geboren. 1822 eröffnete er die Apotheke in der Kalkstraße 2, die später – 1890 – nach Pārdaugava versetzt wurde und mit dem Namen Apotheke von Āgenskalns bekannt war.

Johann Friedrich Emil Langer (1829-1886) – der mittlere Bruder – wird als der erste Besitzer der Apotheke erwähnt. Er wurde in Riga geboren, 1855/1856 studierte er an der Universität in Dorpat, nach dem Studium erwarb er den Provisorstitel. 1867 kaufte er zusammen mit den Brüdern die Gelbe Apotheke von K. Schöning, doch 1869 verzichtete er sich darauf, ein Mitbesitzer der Apotheke zu sein, und lebte fortan in Riga als Privatperson. J. F. E. Langer starb 1886 in Majori.

Karl Johann Nikolai Langer (1827-1883) – der älteste Bruder – arbeitete als Lehrling in der Kleinen Apotheke. 1849 bestand er die Prüfungen des Apothekerhelfers in Dorpat, danach – von 1853 bis 1854 – studierte er dort Pharmazie. Dann arbeitete K. J. N. Langer als Provisor in verschiedenen Apotheken, bis er 1867 Mitbesitzer der Gelben Apotheke wurde. Die Brüder Langer behielten die Apotheke bis 1881, als sie die Apotheke an J. F. G. Drexler verkauften. K. J. N. Langer lebte in Riga nach dem Verkauf der Apotheke als Privatperson und starb im November 1883.

Robert Hermann Felix Langer (1834-1904) war der jüngste Bruder. 1860/1861 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat, danach arbeitete er als Provisor, bis er 1867 zusammen mit den Brüdern die Gelbe Apotheke kaufte. Nach dem Verkauf der Apotheke wohnte er in Riga als Privatperson und starb im Dezember 1904.

Eine so große Apothekerfamilie wie Langer ist nicht häufig zu treffen. Wahrscheinlich ist das das Verdienst des energischen Vaters, der den Söhnen die Ausbildung gewährleistete. Es scheint jedoch, dass die Brüder nicht so geschickt wie der Vater waren, der für seine Apotheke zu kämpfen und die Schwierigkeiten zu überwinden wusste. Die drei Brüder traten 1867 in den Rigaer Pharmazeutenverein als Apothekebesitzer ein, doch schon bald – 1869 – verließen sie den Verein, und es gibt keine Information über ihre weiteren Aktivitäten.

Johann Friedrich Georg Drexler (1841- ~1915) kaufte 1881 die Gelbe Apotheke und behielt sie in seinem Besitz bis 1888. Drexler wurde in der Familie eines Kaufmanns in Narva geboren. Die Grundschulbildung bekam er in den Privatschulen in Narva, die Abschlussprüfungen im Gymnasium bestand er in Dorpat, doch als Apothekerlehrling wollte er in einer der Moskauer Apotheken sein. Drexler war damals klein vom Wuchs, deshalb nahm man ihn in der Moskauer Apotheke nicht an. Ihm blieb es nichts anderes übrig, als noch einige Zeit in der Schule zu lernen, bis er Apothekerlehrling in Reval wurde. 1861 arbeitete Drexler als Apothekerhelfer in Lode (Lohdenhof), danach ging er nach Petersburg, um zwei Jahre in der Akademie für Medizin und Chirurgie zu studieren. 1865 erwarb er den Provisorstitel. 1866 wurde Drexler Verwalter der Schiller-Apotheke in Petersburg, doch 1868 ging er als Rezeptar in die Apotheke bei A. Bergholtz und schließlich kaufte er die Apotheke von Voskresensk in Petersburg. Es scheint, dass er endlich zur Ruhe kommen konnte, denn er besaß eine Apotheke und konnte arbeiten, doch es war nicht der Fall. 1873 verkaufte Drexler die Apotheke von Voskresensk und kaufte die Apotheke von Karl Heinrich Schmidt in Jelgava, doch auch das war nicht auf Dauer. 1880 verkaufte er diese Apotheke und verbrachte ein Jahr in Kuldīga oder auf Auslandsreisen. 1881 kaufte Drexler die Apotheke von Langer und arbeitete die nächsten 7 Jahre in Riga. Doch bald wurde es ihm wieder überdrüssig, und er verkaufte die Apotheke 1888 an J. Pfeil und begann selbst 1891 im Drogenladen von Alfr. Th. Busch zu arbeiten. 1899 war er zusammen mit N. Kieseritzky Delegat im Apothekerkongress in Petersburg. In seinem Leben ist Drexler an vielen Orten gewesen, hat vieles ausprobiert, war zweimal verheiratet. Am Lebensende wohnte er in Riga als Privatperson.

Johann Pfeil (1850-1907) bekam die Gelbe Apotheke, als sie sich in einem der Gebäude in der Scheunestraße befand. Pfeil wurde in Kuldīga geboren. Von 1866 bis 1870 lernte er im Gymnasium, danach war er Lehrling in der Grünen Apotheke in Riga. Von 1870 bis 1872 arbeitete Pfeil als Apothekerhelfer in verschiedenen Apotheken in Petersburg. 1874  bestand er die Provisorsprüfungen in Dorpat, danach ging er wieder nach Petersburg. 1877 kaufte er die Blaue Apotheke in Riga und gab ihr einen neuen Namen – die Adler-Apotheke. Nach einem Jahr versetzte er die Apotheke an die Ecke der Großen Sandstraße und der Jakobistraße, und wieder wechselte er den Namen auf Börsen-Apotheke. 1881 verkaufte Pfeil die Apotheke in Riga, und von 1882 bis 1886 war er Besitzer der Apotheke in Durbe (Durben). 1887 kehrte er nach Riga zurück, um bei Valerian Karing in der Altstadt-Apotheke zu arbeiten, doch schon 1888 kaufte er die Apotheke von Drexler, wie es scheint, nur um ihr den klangvollen Namen – die Löwen-Apotheke – zu geben. Auf solche Art und Weise bekam die von Fischer gegründete Apotheke den Namen des Tierkönigs, nachdem sie viele Jahre den dem schwedischen König gewidmeten Namen – die Königliche Apotheke – getragen hatte. Sehr bald – im Jahre 1892 – verkaufte Pfeil die Löwen-Apotheke. 1893 übernahm er den Drogenladen seines verstorbenen Bruders Georg Pfeil, der sich in Dorpat am Rathaus befand. In seinem Lebens schaffte Pfeil noch 1879 in den Rigaer Pharmazeutenverein einzutreten, nach seinem Wunsch wurde er 1892 Ehrenmitglied des Vereins, doch 1893 wurde er aus diesem Verzeichnis gestrichen. Er starb im August 1907 in Dorpat.

Es sieht so aus, dass Gustav Johanson (1855- ~1912) die Löwen-Apotheke 1892 nur deshalb gekauft hatte, um sie an einen anderen Ort zu versetzen, nämlich aus dem Haus in der Scheunestraße 6 ins Gebäude in der Kalkstraße 14 (jetzt 20), denn schon 1896 verkaufte er die Apotheke. Johanson wurde in Pernau geboren. Sein ganzes Leben war sehr turbulent. Nachdem er fünf Klassen im lokalen Gymnasium absolviert hatte, wurde er Lehrling in der Kliverholm-Apotheke bei Karl Müller, wo er den Beruf von 1871 bis 1874 lernte. Als Apothekerhelfer arbeitete er zunächst in Riga, dann ging nach Petersburg, um die Erfahrung in der Apotheke von F. Faltin zu sammeln. 1878 begann Gustav Johanson das Pharmaziestudium an der Universität in Dorpat und schon im nächsten Jahr erwarb den Provisorstitel. Danach arbeitete er in verschiedenen Apotheken in Petersburg, aber 1881 reiste er in den Kaukasus. Von 1882 bis 1890 gehörte Johanson eine Apotheke in der Nähe von Viljandi. 1890 kehrte er in die Universität von Dorpat zurück und studierte im Magisterprogramm. 1892 erwarb er den Magistertitel mit der Arbeit „Beiträge zur Pharmakognosie einiger bis jetzt wenig bekannter Rinden“. Er kaufte und wieder verkaufte die Löwen-Apotheke und eröffnete die Fabrik für Verbandsmaterialien in Riga, die auch ein kurzes Leben hatte. Fortan lebte er in Riga als Privatperson.

Karl Eduard Ollino (1852-1904) kaufte die Löwen-Apotheke 1897 von seinem Landsmann, denn sein Vater war Mieter unweit von Pernau. Die erste Ausbildung erhielt Ollino im lokalen Gymnasium. Von 1868 bis 1871 erlernte er den künftigen Beruf, indem er als Lehrling in der Apotheke K. F. Grimm in Pernau arbeitete. 1871 bestand er die Prüfungen des Apothekerhelfers und arbeitete in verschiedenen Apotheken in Petersburg und Pernau. 1876 trat Ollino in die Universität in Dorpat ein und 1877 erwarb den Provisorstitel. Ein Jahr arbeitete er als Provisor in Petersburg, danach kam er nach Riga. Er arbeitete in der Großen Moskauer Apotheke bei Leonhard Kirschfeld. Hier verbrachte er den Zeitabschnitt von 1878 bis 1897, zunächst arbeitete er als Provisor, aber seit 1893 – als Apothekeverwalter. 1897 kaufte er die Löwen-Apotheke und trat in den Rigaer Pharmazeutenverein ein. Die ganze Arbeit war ihm mit dieser Apotheke verbunden, er behielt die Apotheke bis zu seinem Lebensende. Ollino starb im Alter von 52 Jahren im Jahre 1904 in Baden und verließ seine Frau Ella Nuth als Witwe und die Löwen-Apotheke. Frau Ollino suchte nach einem neuen Besitzer für die Apotheke und fand ihn erst nach einem Jahr.

August Holtzmeyer (1880-1944) bekam die Apotheke im Januar 1905. Er war Rigaer, geboren in der Familie eines Kreditbeamten des livländischen Adels. Die erste Ausbildung bekam er im Alexander-Gymnasium, danach wurde er Lehrling in der Hirsch-Apotheke bei Eduard Sadowsky. 1899 bestand Holtzmeyer die Prüfungen des Apothekerhelfers in Dorpat und ungefähr 3 Jahre lang arbeitete als Apothekerhelfer in der Hirsch-Apotheke, die zu dem Zeitpunkt schon seinem Schwager Emil Treyden gehörte. Von 1902 bis 1904 studierte er Pharmazie an der Universität von Dorpat und Anfang 1904 erwarb er den Provisorstitel. Während des Studiums nahm er an der Tätigkeit der Korporation der Pharmaziestudenten aktiv teil und bekleidete darin viele leitende Ämter. Die revolutionäre Situation im Baltikum, indem die Ereignisse 1905 näher kamen, unterbrach das Magisterstudium von Holtzmeyer an der Universität von Dorpat. Er kehrte nach Riga zurück und übernahm die Löwen-Apotheke von der Witwe Ollino im Januar 1905 in Besitz. Im Herbst desselben Jahres heiratete er Elza Pētersone. Neben der Arbeit in der Apotheke war Holtzmeyer Philister in der Studentenkorporation tätig. Als Apothekebesitzer trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein und arbeitete darin mehr oder weniger aktiv.

Den unruhigen Anfang des 20. Jhs. überlebte die Löwen-Apotheke ohne besondere Zwischenfälle, es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass es nicht leicht war, denn die Apotheke hat ihren Besitzer verloren. Was mit August Holtzmeyer geschah, als er seine Apotheke verlassen hatte, ist uns nicht bekannt. Vielleicht verließ er die Heimatstadt wegen des Krieges, vielleicht war es eine schwere Krankheit, die sein Leben unterbrach. Vieles konnte in dieser unruhigen Zeit passieren.

Harald Raeder (1873-1928) wurde 1917 Besitzer der Löwen-Apotheke. Er wurde in Riga in der Familie des Medizindoktors Julius Raeder geboren, hat im Rigaer Staatsgymnasium gelernt, als Lehrling und Apothekerhelfer arbeitete er in der Apotheke Kirschfelds in Riga, die historisch als die Große Moskauer Apotheke bekannt ist. 1897 trat Raeder in die Universtät Dorpat ein, um Pharmazie zu studieren. Während der Studienzeit war er einer der beliebtesten Mitglieder der Korporation der Pharmaziestudenten und bekleidete verschiedene Ämter. 1900 wählte Raeder nach dem Studienabschluss die Anstalt für Färben und Waschen von A. Danziger als seinen ersten Arbeitsplatz, wo er ursprünglich als einfacher Chemiker arbeitete. Schon im Jahre 1905 wurde er Leiter der Chemieabteilung und blieb in diesem Amt bis 1917. Danach widmete sich Raeder seinem Grundberuf und kaufte 1917 die Löwen-Apotheke. Fortan war seine berufiche und gesellschaftliche Tätigkeit eng mit Pharmazie verbunden. In Raeders Zeit arbeitete die Apotheke mit Erfolg. Davon zeugt die Tatsache, dass mit der Zeit der Name ihres Besitzers zum Synonym des Apothekenamens wurde und auch nach dem Tod von Harald Raeder blieb, als die Apotheke schon den Erben Raeders gehörte und sie von einem Verwalter geleitet wurde.

Harald Raeder beteiligte sich aktiv am gesellschaftlichen Leben. Eine seiner Tätigkeiten war eng mit der Korporation der deutschen Studenten – Pharmazeuten verbunden, in deren Reihen viele bedeutende Apotheker Rigas waren. Die Korporation wurde 1872 in Dorpat mit dem Namen „Verein studierenden Pharmaceuten zu Dorpat“ gegründet. 1911 änderte die Korporation ihren Namen und wurde „Fraternitas Pharmaceutica“ mit den Farben schwarz-hellblau-rot. 1920, als die Universität Lettlands gegründet wurde, verließ ein Teil der Studenten Dorpat und kam nach Riga; unter ihnen waren auch Pharmaziestudenten. Deshalb teilte sich die Korporation in “Fraternitas Pharmaceutica Dorpatensis” und “Fraternitas Pharmaceutica Rigensis“. Bis 1922 wurden in die Korporation nur die Pharmaziestudenten aufgenommen, danach – alle Interessenten unabhängig von der Fakultät und Fachrichtung. Offensichtlich musste die Korporation 1927 wegen dieses Grunds schon wieder ihren Namen ändern – „Gotonia“. H. Raeder war in seinem letzten Lebensjahr der Vorsitzende dieser Studentenkorporation. Außerdem war er im Rigaer Pharmazeutenverein tätig und lange Jahre leitete die Hilfekasse, war Mitglied des Vereinsvorstands und hatte noch viele andere gesellschaftliche Pflichten. Im Frühling 1928 starb Raeder. Die Löwen-Apotheke kam in Besitz seiner Erben – der Witwe Maria und der Kinder Ingrīda, Ivars und Klauss.

Es gibt wenig Information über die letzten 11 Jahre der Apothekearbeit. Es ist bekannt, dass die Apotheke sich an seinem alten Ort befand – Kalkstraße 14. Dem Apothekenamen wurde der Name des Besitzers hinzugefügt – „Löwen-Apotheke H. Raeder“. In den 30-er Jahren des 20. Jhs. leiteten die Apotheke professionelle Verwalter: 1930-1933 Pharmaziekandidat Nikolajs Jēgers (1897-1936), 1934-1939 Pharmaziekandidat Egbert Hess (1901- ~1955). Im Jahre 1933 verkaufte Ivars Raeder seinen Apothekeanteil an Apothekeassistenten Hugo Specht und 1935 verkaufte Klaus Raeder seinen Anteil an Apothekerhelfer Kurt Hein, der in demselben Jahr Mieter der Löwen-Apotheke wurde. Die Apotheke arbeitete weiter, bis am 6. November 1938 die Apothekebesitzer der Pharmazieverwaltung darüber mitteilten, dass sie wegen Angestelltenmangels die Apotheke schließen müssen, denn der Apothekemieter K. Hein und der Verwalter E. Hess waren nach Deutschland ausgewandert. Die Interessenten für der Apotheke meldeten sich gleich: Provisor Augusts Maizīte (1894-1966), Bruder des Pharmazieprofessors Jānis Maizīte (1883-1950), der das Diplom für die höhere pharmazeutische Ausbildung 1922 in der Pharmazieabteilung der Chemiefakultät der Universität Lettland erworben hatte. Der Vorsitzende der Pharmazieverwaltung Nikolajs Rūtenbergs (1902-1971) gab A. Maizīte die Erlaubnis, die Löwen-Apotheke in Riga zu kaufen, nur unter der Bedingung, dass er im Laufe von zwei Jahren die ihm gehörenden Apotheken in Alūksne und Melluži verkaufen wird. Warum A. Maizīte die Löwen-Apotheke doch nicht gekauft hat, ist es nicht bekannt.

Im Dezember 1938 äußerte der Besitzer von der Apotheke in Sigulda Pharmaziemagister Alfred Semmel den Wunsch, die Löwen-Apotheke in Riga zu kaufen, doch das Gesetz erlaubte ihm das nicht, denn er war ein Staatsangehöriger Deutschlands. Der nächste Interessent erschien nach einem halben Jahr – im Juni 1939. Das war Provisor Kārlis Riekstiņš (1890-?), der um Erlaubnis bat, die Löwen-Apotheke in Riga zu kaufen, und die Erlaubnis auch erhalten hatte, doch schon wieder nichts! Das war natürlich nicht der letzte Versuch, die Löwen-Apotheke zu kaufen, doch keiner davon gelang. Das letzte Dokument, das die Löwen-Apotheke in Riga betrifft, ist vom 4. August 1941, darin steht, dass die Apotheke schon zwei Jahre geschlossen ist, doch ist sie nicht liquidiert und die Miete wird bezahlt, obwohl in den Räumen nur wertlose Sachen herumliegen. Deshalb muss man die Liquidation der Apotheke bis zum 25. August 1941 vollziehen. Und so endete das Leben der einst berühmten Apotheke, die fast 250 Jahre gearbeitet hatte.

Die Apothekebesitzer fuhren weg, die Apotheke wurde geschlossen, doch das Gebäude, in dem die Apotheke 47 Jahre untergebracht war, blieb. Über dem Eingang in die Apotheke blieb auch das Löwenbasrelief als Erinnerung an die vergangenen Zeiten. Doch nach dem II. Weltkrieg erinnerten sich viele Menschen nicht mehr daran, in welchem Zusammenhang sich das Löwenbild in der Fassade befindet. Einem störte es jedoch, und das Basrelief wurde an die Hofseite desselben Gebäudes versetzt. Wann genau das passiert war und wer das organisiert hatte, ist es nicht bekannt. 1984 verschwand das Basrelief völlig. Das war eine Zeit, als ein Teil der Menschen die Neigung hatte, ihre Häuser mit „Reliquien“ zu schmücken, und, um diese zu bekommen, war jede Maßnahme gut genug. Möglich, dass der alte Apothekelöwe in eine für ihn unbekannte Umgebung kam und nach alten guten Zeiten trauert, aber seine Besitzer ahnen nicht, was er wirklich bedeutet.

Wenn man die Fassade des Gebäudes der Löwen-Apotheke näher betrachtet, kann man feststellen, dass das Gebäude viel älter als die umliegenden Häuser ist, und das ist auch der Fall. Die Außenseite des Gebäudes verbirgt die im 17. Jh. gebauten Wände, die aus Steinen aus der Düna gebaut worden sind. Im Erdgeschoss gibt es schöne Eingangstür, über der sich ein eigenartiges Portal befindet. Über der Tür gibt es in einem Oval mit dekorativen Elementen eine alte Aufschrift in der deutschen Sprache: „Gott dem Herrn die Ehr’ allein soll stets unser Rumen sein!“. Vielleicht war einer der Hausbesitzer sehr gläubig und versuchte mit dieser Aufschrift, sich selbst und sein Vermögen vor allem Bösen zu schützen, indem er den Namen Gottes anrief und preiste.

Mit diesem Gebäude in der Kalkstraße ist noch eine interessante Geschichte verbunden. In die Fassade, im 2. Stockwerk, neben dem zweiten Fenster von der linken Seite ist ein Hufeisen eingemauert. Darüber berichtet eine Legende: während des Nordischen Krieges ritt ein Reiter schnell durch die Kalkstraße, und vor diesem Gebäude verlor das Pferd das Hufeisen. Das Hufeisen flog ins Fenster. Wie es üblich ist, gibt es für alle Legenden Varianten. Auch diese Legende ist keine Ausnahme. Die Meinungen teilen sich darüber, wer dieser Reiter gewesen sei. Die Erzähler mit einer reichen Phantasie erwähnen sowohl Peter den Großen als auch Karl XII., andere geben sich damit zufrieden, dass der Reiter ein Bote gewesen sei, der eine dringende Nachricht liefern sollte. Die letzte Variante scheint am glaubwürdigsten, denn es ist schwierig vorzustellen, dass einer der Herrscher so schnell durch die Stadt reiten könnte, dass das Hufeisen bis zum 2. Stockwerk fliegen würde. Über dasselbe Hufeisen ist eine Geschichte aus der Zeit des ersten Freistaats Lettland bewahrt, dass auf der Fensterscheibe, das das Hufeisen einst zerschlagen hatte, ein kleines vergoldetes Hufeisen plaziert war, das gut bemerkbar war und das in der Sonne glänzte. Dem echten, in die Wand eingemauerten Hufeisen widmete keiner die Aufmerksamkeit, doch über das glänzende Hufeisen, das die Fensterscheibe verzierte, wussten fast alle Rigaer.

Seit Februar 1996 arbeitet in der Kalkstraße 20 (früher 14) wieder die Löwen-Apotheke. Über der Tür befindet sich das Löwenbild. Die heutige Figur des Löwen ist nach den alten Zeichnungen gemacht worden und ist dem alten Löwen sehr ähnlich. Die Apotheke, die den Namen der Löwen-Apotheke trägt, ist auch neu. Sie ist keine Erbin der alten Apotheke. Doch es ist erfreulich, dass die neuen Apotheker alte Traditionen kennen und ehren und dass sie ihren ehrbaren Vorgängern ähnlich sein möchten, die bedeutende Apotheker Rigas gewesen waren.