Die älteste Apotheke in Riga, die Rats-Apotheke oder die Große Apotheke genannt, begann ihre Tätigkeit um 1357. Das ist die Zeit, wenn es Apotheken in vielen Städten Deutschlands gab, und in Riga, das eng mit Deutschland verbunden war, war die Eröffnung einer Apotheke nur gesetzmäßig. Es gibt keine direkten urkundlichen Beweise für die Eröffnung der Apotheke in diesem konkreten Jahr, doch seit 1357 kann man in den Kassenbüchern des Rigaer Rats Hinweise über die Auszahlung größerer und kleinerer Geldsummen für die Bedürfnisse der Apotheke finden. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass zu dem Zeitpunkt ein mehr oder weniger ausgebildeter Arbeiter der Apotheke im Dienste des Rigaer Rats stand. Es ist möglich, dass seine Aufgabe war, die Heilpflanzen in dem der Stadt gehörenden Apothekegarten einzusammeln und daraus Heilmittel zu bereiten, doch darüber, wie alles geschah und wer die handelnden Personen waren, schweigt die Geschichte, und sie schweigt lange – etwa 50 Jahre lang.

Die nächste Information über die Arbeit der Apotheke ist schon mit dem Namen eines konkreten Apothekers verbunden. Das ist Gherlacus (Cherlacus). 1405 gab ihm der Rat die Aufgabe, eine richtige Apotheke einzurichten und überließ ihm dafür auch Räume in einem separaten Haus neben dem Rathaus. Laut dem jetzigen Stadtplan hätte das Gebäude an der Ecke des Neuen Marktplatzes und der Kleinen Neustraße liegen können. Im Laufe der Zeit bekam das Haus den Namen „Apothekerhaus“, und in den Urkunden der späteren Jahrhunderten gibt es Zeugnisse, dass die Apotheke sich seit Urzeiten neben dem Rathaus befunden hat. 1406 lieh der Stadtrat Gherlacus 100 Mark für die Einrichtung der Apotheke und für den Kauf der notwendigen Waren. Die Apotheke musste das Geld später zurückzahlen, denn der Stadtrat selbst war damals arm und borgte selbst diese Summe. Dass die Geschäfte in der Apotheke gut gelaufen sind, zeugt die Tatsache, dass Gherlacus nach vier Jahren seine Schulden der Stadt beglichen hat, obwohl die Summe für damalige Zeiten astronomisch gewesen ist. Zum Vergleich kann man erwähnen, dass Gherlacus im Dienste der Stadt stand und als Belohnung für die Apothekerarbeit 5 Mark im Jahr bekommen hat. Es ist möglich, dass Gherlacus in Riga bis 1412 geblieben ist, denn sein Nachfolger wird in den Urkunden seit 1413 erwähnt. Der nächste Apotheker war ein Mann namens Coerdt, er war bis 1418 für die Apotheke zuständig. Möglicherweise war er der in Riga bekannte Wundenarzt „Meister Cordt“, der von 1387 bis 1407 Stadtarzt war und danach auch für die Apotheke zuständig war. Im 15. und im 16. Jahrhundert waren Arzt und Apotheker seltene Berufe, deshalb machten sie oft beide Arbeiten und man konnte sie sowohl Arzt als auch Apotheker nennen – je nach der Situation. Der Arzt konnte in der Apotheke arbeiten, der Apotheker seinerseits konnte auch zum Bett eines Kranken gebeten werden.

1420 sind im Ausgabenbuch der Stadt die Kosten im Umfang von 7 Mark für die Einrichtung des Apothekengartens vermerkt. Das zeugt davon, dass die Rats-Apotheke arbeitete und dass der Garten für den Ausgangsstoff für Arzneimittel nötig war. Später hatte jede Apotheke in vielen Städten Westeuropas, einschließlich in Riga, solche Gärten.

1420 wurde in Riga zum ersten Mal auch ein hervorragender Arzt erwähnt, der als „Herren meister Arzte“ geehrt wird, denn er war Magister und Lizenziat der Medizin. Das ist Johann Ossenbrugge oder Kessenbruge (?-1451). Die Rats-Apotheke war ohne Apotheker geblieben, deshalb übernahm er sie im Jahre 1421 und leitete sie bis zu seinem Tod im Jahre 1451. Ossenbrugge bekam Gehalt vom Stadtrat – 8,5 Mark im Jahr, denn er war auch als Stadtarzt tätig. In seiner Zeit wird niemand anderer – weder Arzt noch Apotheker – im Ausgabenbuch der Stadt erwähnt, – das zeugt davon, dass er beide Pflichten erfüllt hatte. Außerdem war Ossenbrugge auch Arzt des Meisters des Livländischen Ordens und auch in jeder Hinsicht beachtenswerter Mann – Priester der Diözese Osnabrück und Rigaer Domherr. Am 8. Juli 1445 gründete er die Vikarie am Marienaltar in der Maria Magdalena Kirche des Zisterzienserklosters in Riga.

Die nächsten Apotheker der Rats-Apotheke – Augustin, Nikolaus und Hillebrand Humpolt – standen nur kurzfristig im Dienst der Stadt. Der Apotheker Augustin wird nur in der Zeit zwischen 1454 bis 1455 erwähnt. Er bekam 10 Mark im Jahr – also zweimal mehr als Gherlacus. Der Arzt Nikolaus hat 20 Mark nur im Jahr 1457 bekommen – offensichtlich für Ausübung beider Berufe – und später wird er nicht erwähnt. Dafür wird im Jahre 1471 ein gewisser Klaus Brand erwähnt, seine Verbindung mit der Apotheke ist jedoch nicht erkennbar.

Im Jahre 1472 wurde Arzt Hillebrand Humpolt zum Apotheker. Der Stadtrat – vermutlich vor Freude, dass die Apotheke wieder einen Apotheker hat, – schenkte ihm zwei Flaschen Wein und – genau wie Gherlacus – lieh ihm 100 Mark für den Kauf der Arzneimittel, damit die Apotheke normal funktionieren konnte. Das letzte Mal bekam Humpolt Gehalt im Jahre 1478, und das wurde in den Stadtausgaben eingetragen.

Danach gibt es längere Zeit keine Angaben über die Apotheke. Es ist möglich, dass der Stadtrat große Schwierigkeiten gehabt hatte, einen neuen Apotheker zu finden, und deshalb musste er die Apotheke für eine Zeit schließen. Dann bot Erzbischof Jasper Linde (?-1524) seinen Rat an, er empfahl dem Rigaer Stadtrat, aus der Stadtapotheke eine Privatapotheke zu machen und das Apothekenprivileg einem Apotheker zu geben. Der Erzbischof hatte auch einen Kandidaten für den Amt des Rigaer Apothekers in Sicht, das war der Apotheker aus Koknese (Kokenhusen) Andreas Hoegster (?- ~1437). Er kam in Riga am 12. März 1511 an und erhielt von dem Stadtrat das Privileg zur Eröffnung der Apotheke. Hoegster bekam das Geld für die Anschaffung der Arzneimittel vom Erzbischof, denn im Begleitbrief beauftragt er den Apotheker die nötigen Arzneivorräte in Deutschland zu kaufen. Hoegster durfte seine Apotheke einrichten, wo er wollte, doch er entschied sich für dasselbe „Apothekerhaus“ neben dem Rathaus am Marktplatz, wo die Apotheke danach lange Jahre arbeitete. Im Jahre 1516 kaufte er ein Grundstück am Jakobitor und richtete dort einen Apothekengarten nach dem Muster Deutschlands ein. 1526 richtete er im Territorium des Gartens das Badhaus ein. Das letzte Mal wird Hoegster im Jahr 1537 erwähnt. Über die Witwe des Apothekers ist es bekannt, dass die Bierbrauerei ihr das Auskommen noch im Jahre 1555 gewährleistete.

Also war die erste Rigaer Apotheke von 1357 bis 1511 in Besitz der Stadt, deshalb nannte man sie die Rats-Apotheke und der Apotheker stand im Dienste der Stadt. Im Jahre 1511 wurde der Vertrag zwischen dem Stadtrat und dem Apotheker abgeschlossen und die Apotheke wurde zur ersten Privatapotheke in Riga, bekam den Namen „die Große Apotheke“ und arbeitete bis zum Schließen im Jahre 1758.

Im Jahre 1542 bekam Johannes Sander (?-1564) mittels des Kaufs oder durch das Erbe die Apotheke von Hoegster. In demselben Jahr heiratete er Anna – die Tochter von Hoegster. Sehr schnell wurde Sander reich. 1550 kaufte er das Haus zusammen mit der Bierbrauerei in der Kaufstraße, danach eine Scheune in der Lastadie – am Ufer der Düna (Daugava). Im Jahre 1557 zu Ostern vermietete ihm der Rigaer Stadtrat den Apothekegarten am Neuen Tor. Sander war in der Stadt beliebt, die Menschen hielten ihn für sehr wissend in seinem Fach. Es ist möglich, dass gerade deswegen im Jahre 1563 Sander zusammen mit dem Arzt Zacharius Stopius (?- ~1593) gebeten wurde, den schwer kranken Markgrafen und Erzbischof von Riga Wilhelm von Brandenburg-Ansbach (1498-1563) zu konsultieren. Johannes Sander ist in Riga gestorben und auf dem Domfriedhof beerdigt.

Die Apotheke vererbte er seinem Sohn Silvestr Alexander Sander (~1542-1579). Er wurde in Riga geboren. Im Jahre 1564 ging er in die Universität von Wittenberg, um zu studieren, 1564 kehrte er nach Riga zurück, um die Apotheke des Vaters zu übernehmen und sie erfolgreich die nächsten 15 Jahre zu leiten. In seiner Zeit wurde in Riga die zweite Apotheke geöffnet, die Kleine Apotheke (1570) genannt, deshalb bekam Silvestr Sander ab 1574 den Titel des „Stadtapothekers“. Er starb im Jahre 1579.

Im Jahre 1580 übernahm der gelehrte Arzt und Apotheker, der geborene Rigaer Johannes Hilchen die Leitung der Apotheke. Er war der Besitzer der Apotheke bis 1591. Der Vater von Hilchen war ein Zuzügler aus Köln, er war ein reicher Kaufmann, deshalb konnte der Sohn im Jahre 1574 nach Rostock gehen, um dort zu studieren. 1580 war für den jungen Hilchen sehr intensiv, denn in dem Jahr bekam er die Apotheke als Eigentum und heiratete die Tochter des Ratsherrn aus Dorpat Johannes Engelsted – Ilse. Die guten Beziehungen in Dorpat gaben ihm die Möglichkeit, auch dort eine Apotheke einzurichten, doch die wurde bald von einem anderen Apotheker übernommen. Es besteht der Verdacht, dass Hilchen Schwierigkeiten hatte, mit allen Arbeiten fertig zu werden, deshalb leitete ein Geselle die Apotheke während seiner Abwesenheit. Im Jahre 1591 verzichtete Hilchen auf die Apotheke und wurde zum zweiten Stadtarzt mit dem Gehalt 400 Mark pro Jahr. Er war bedeutend und reich, der erste in Riga, den die Leute als Doktor ehrten. Von seinem Reichtum zeugt die Tatsache, dass er dem Rigaer Stadtrat 15 000 Mark geliehen hat. Was seinen Charakter anbetrifft, hatte er Neigung zu Abenteuern. Als der russische Zar Boris Godunov (1598-1606), der nicht ganz legal auf den Thron gekommen war, die Ärzte aus Livland für die Arbeit im russischen Hof werben ließ, meldete sich Hilchen. Trotz der Verwirrungen in Russland begab sich Hilchen Ende 1600 nach Moskau. Über seine Tätigkeit am Hof des russischen Zaren und das weitere Schicksal gibt es keine nähere Information.

Man muss auch anmerken, dass der Bruder von Johannes Hilchen David Hilchen (~1551-1610) ein sehr bedeutender Mann in Riga während der polnischen Herrschaft von 1582 bis 1621 war. Er war hier eine Zeit als Ratssekretär tätig und danach als Syndikus, d. h., Ratsherr, in dessen Händen sich die juristische Macht konzentrierte, aber faktisch bestimmte er alle Sachen. Indem er seinen Einfluss nutzte, gestaltete D. Hilchen das Konsistorium und das Schulsystem um, richtete die Buchdruckerei der Stadt und einen Buchladen ein, 1588 lud er nach Riga den ersten Buchdrucker Nikolaus Mollyn (1588-1625) ein. Er kümmerte sich auch um die Erweiterung der im Jahre 1553 eingerichteten Bibliothek. Doch die Rigaer Bürger wussten seine guten Werke nicht zu schätzen. Unter dem Einfluss der Kalenderunruhen (1584-1589) wurde D. Hilchen des Verrats beschuldigt, und im Jahre 1600 wurde ihm in Riga die Todesstrafe zugesprochen. Der Strafe entkam er, indem er in Polen Zuflucht suchte, doch nach Riga kam er nie zurück.

Nach J. Hilchen leitete die Apotheke der Chirurg Tobias Gross. Er war der einzige der Apotheker, der nicht zu der Großen Gilde gehörte, aber 1591 in die Kleine Gilde eintrat und wurde „Tobias der aptecker“ genannt. Das könnte man dadurch erklären, dass er, bevor er Apotheker wurde, dem Stadtrat die Gewürze lieferte und der Stadt eine Geldsumme schuldete. Die Angaben über die Schuldbegleichung kann man in den Kassenbüchern der Stadt finden, sie sind mit 1596 und 1597 datiert. Höchstwahrscheinlich war Gross Apotheker von 1591 bis 1597, denn danach lässt sein Name nirgendwo finden.

Im Jahre 1599 bekam die Apotheke einen neuen Besitzer – Michael Brauer oder Bruwer (?-1625), damit erlebte das Leben der Großen Apotheke eine neue Wende. Sie wurde zum Eigentum einer Familie, die mit jeder Generation immer bedeutender wurde. Der Gründer dieser Familie war in Lübeck geborener Michael Brauer. Nachdem er in Riga angekommen war, wurde er sehr reich. Er gehörte zur Großen Gilde, war der Apotheker der Stadt und wurde „Michell der aptecker“ genannt. Seine Apotheke befand sich im „Apothekerhaus“, das der Stadt gehörte, und er zahlte jedes Jahr dafür Miete. Ihm selbst gehörten mehrere Häuser in der Stadt und ein Grundstück am Sandgraben gegenüber dem Jakobiwall, in dem er den Apothekegarten einrichtete. Mehrmals lieh Brauer dem Stadtrat Geld, hauptsächlich für den Schutzmaßnahmen der Stadt. Insgesamt bekamen die Erben von Brauer von der Stadt 19 156 Taler. In seinem Testament vermachte er einen gewissen Teil dieser Summe der Kirche, den Stipendien der Theologiestudenten, dem Spital der Armen, 600 Taler und die Apotheke vermachte er seiner Tochter Klara (Klara Vinsheim, geb. Brauer) – der Witwe von Valentin Vinsheim – für die treue Arbeit für die Apotheke. Klara brauchte einen Apotheker für die Apotheke und heiratete einen Gesellen der Brauer-Apotheke Matthias Ottho (?-1658), damit wurde der im Jahre 1626 Besitzer der Großen Apotheke und Stadtapotheker. Die Wahl von Klara erwies sich als sehr unglücklich. Abgesehen davon, dass Ottho der Vorsitzende von Petrikirche und der Besitzer der größten Apotheke der Stadt war, lebte er leichtsinnig und verschwenderisch – er borgte Geld von allen reichsten Familien der Stadt, gab das Geld der Petrikirche für seine Bedürfnisse aus und schämte sich nicht, das Geld sogar von seinem Gesellen Martini zu leihen. Wegen Ottho verlor die Große Apotheke ihren guten Ruf und geriet in Schulden und der Stadtrat musste die Apotheke nach der Forderung von Kreditoren im Juni 1643 schließen. Doch nach einem Monat musste der Rat wegen des energischen Auftretens der Rigaer Bürger die Apotheke wieder aufmachen und Ottho wurde auf gerichtlichem Wege aus dem Dienst entlassen. Der Rat verkündete neue Wahlen des Apothekers, der beste Kandidat war der Geselle der Apotheke David Martini, der aus Pommern stammte und seit 1640 als Geselle in der Großen Apotheke arbeitete. Seine Vormünder überredeten ihn, die Stieftochter von Ottho Klara Vinsheim II. zu heiraten und die ruinierte Apotheke zu übernehmen.

David Martini (?-1674) wurde schon im August 1643 Leiter der Apotheke, im Oktober aber – Bürger von Riga. 1645 legte er einen Apothekereid dem Stadtrat ab. In den ersten Jahren war die Situation von Martini nicht leicht. Die von Stadtrat durchgeführte Inventur hatte bewiesen, dass die Apotheke in einem erbärmlichen Zustand war. Am Anfang freute sich Matthias Ottho über die Heirat von Klara mit Martini, denn er hoffte, einen gewissen Einfluss ausüben zu können. Als die mächtige Familie von Brauer die Seite von Martini annahm und der Stadtrat die Apotheke zu seiner Verfügung stellte und die Erbrechte, die er mit der Heirat bekommen hatte, anerkannte, wollte Ottho auf gerichtlichem Wege etwas bewirken, doch das gelang ihm nicht und er starb verbittert.

Eine der ersten Maßnahmen, die Martini als der Besitzer der Großen Apotheke durchgezogen hatte, war die Zusammenarbeit mit dem Besitzer der Kleinen Apotheke Daniel Möller, die gegen die Kaufleute für das Recht, in der Apotheke Marzipan herzustellen, destilliertes Wasser, Wein, Salben und Öle zu verkaufen, gerichtet war. Die beiden Apotheker haben den Stadtrat gezwungen, die Interessen der Apotheker zu verteidigen. David Martini leitete Apotheke 30 Jahre lang und war erfolgreich auf allen Gebieten. Im Jahre 1652 trat er in die Große Gilde ein, im Jahre 1658 wurde er zum Ältesten der Großen Gilde gewählt. 1655 kaufte David Martini ein Haus mit einem Weinkeller in der Kalkstraße, im Jahre 1658 – ein Wohnhaus in der Kaufstraße, danach noch mehrere Häuser in der Stadt. Er erweiterte den von Brauer eingerichteten Apothekegarten am Jakobiwall, indem er den anliegenden Garten kaufte.

Wie vorher befand sich die Große Apotheke von David Martini im Apothekehaus am Rathaus. Die Miete war erheblich – 250 Taler pro Jahr. Im Jahre 1652 wurde die Miete auf 200 Taler verringert. 1661 wurde das alte Apothekegebäude abgerissen und an dessen Stelle ein neues Gebäude gebaut, das am 9. September 1662 fertig wurde. Für den Umbau des Apothekegebäudes leihte Martini selbst dem Stadtrat das Geld. Das Barbierhaus, das sich neben der Apotheke befand und auch zur Apotheke gehörte, ließ Martini auf eigene Rechnung umbauen. Im neuen Gebäude befand sich die Apotheke bis zum Umbau des Rathauses im Jahre 1749. Unter der Leitung von David Martini blühte die Apotheke auf. Die Arbeit war im vollen Gang. In der Apotheke arbeiteten 3 Gesellen und 3 Lehrlinge. Sein ganzes Leben lang arbeitete Martini sehr vorsichtig und weitblickend. Er wusste den Gewinn richtig auszunutzen, und deshalb wuchs sein Vermögen. Die Apotheke gehörte der Familie Martini in drei Generationen. Als David Martini alt wurde, übergab er die Leitung der Apotheke seinem ältesten Sohn Johann Martini und starb nach einem Jahr.

Johann Martini (1644-1680) leitete die geerbte Große Apotheke nur 7 Jahre lang (1673-1680), denn er starb im Alter von 36 Jahren. Während seiner Arbeit hatte er nichts Besonderes geleistet. Die Apotheke erbte seine Mutter – die Witwe von David Martini I., die Tochter von Valentin Vinsheim, die Enkelin von Michael Brauer Klara Martini, geb. Vinsheim (1623-1694), ihr gehörte die Apotheke von 1680 bis 1694. Die Arbeit der Apotheke leitete Provisor Johann Reinhold Nettelbladt, die Arbeit wurde vom jüngsten Sohn von Martini – David Martini II. – beaufsichtigt.

David Martini II. (1646-1706) war sehr gebildet. Er studierte in Leipzig, Danzig und Leiden und verteidigte zwei Dissertationen – im Jahre 1666 und im Jahre 1672. Danach reiste er eine längere Zeit durch Westeuropa, besuchte berühmte Universitäten und andere bekannte Orte. In dieser Zeit wurden die Grundlagen für die später berühmte Sammlung der Bücher und anderer wertvollen Gegenstände von Martini-Himsel gelegt.

Nachdem David Martini II. nach Riga zurückgekehrt war, wurde er im Jahre 1689 zum Stadtarzt ernannt. Damals war Martini schon ein anerkannter Fachmann, davon zeugt die Tatsache, dass er an der Obduktion und der Balsamierung des gestorbenen kurländischen Herzogs Friedrich Kasimir, die im Jahre 1689 stattfand, teilgenommen hatte. David Martini II. war dreimal verheiratet. Sein erster Schwiegervater war der bekannte Rigaer Arzt und der Hofarzt vom schwedischen König Nikolaus Vite von Lilienau (1618-1688). Zusammen mit ihm hat Martini II. das zweite Reglement der Rigaer Apotheken ausgearbeitet, das im Jahre 1685 in Kraft trat und ein bedeutendes Dokument seiner Zeit war. David Martini II. hat alle Eigentümer der Familie geerbt, darunter auch die Apotheke und Familiengrabstelle in der Domkirche. Die Apotheke leitete er erfolgreich von 1695 bis 1706. Martini hat auch selbst das Familienvermögen bereichert, indem er mehrere Häuser gekauft hat.

Beide Söhne von David Martini I. leiteten die Apotheke erfolgreich, die Einwohner waren mit der Arbeit der Apotheke zufrieden, jedoch solche Erfolge wie ihr Vater konnten die Söhne nicht erreichen. Nach dem Tod von David Martini II. im Jahre 1706 übernahm sein Sohn Nikolaus Martini die Apotheke, er war ein würdiger Nachfolger seines bedeutenden Großvaters und Vaters.

Nikolaus Martini (1678-1741) war der bekannteste Vertreter der Dynastie, der Sohn von David Martini II. aus der ersten Ehe. Er wurde im Jahre 1678 in Riga geboren, lernte in Gymnasien in Riga und Vilnius, studierte Medizin in Dorpat, Altdorf, Leipzig, Halle, Leiden, Utrecht und nochmals in Halle, wo er 1703 den Doktortitel (Dr. med.) erwarb. Er war ein sehr gebildeter und erfahrener Mensch seines Zeitalters und ein ausgezeichneter Arzt. Mit gutem Erfolg praktizierte er in Riga und war von 1707 bis 1735 Stadtarzt. Nikolaus Martini war eine sehr bedeutende Person in der Stadt. 1709 besuchte Vizegouverneur Gustav Ernst d’Albedyhll (1655-1721) sein Haus. Seine Apotheke besuchte der russische Zar Peter I. (1672-1725), und sie führten mehrere persönliche Gespräche. Als Riga kapitulierte und die Strafsanktionen für den Widerstand erleichtert werden mussten, nahm Martini an den Verhandlungen mit Generalgouverneur Michael Golyzin (1674-1730) im Jahre 1713 teil, das Ergebnis der Verhandlungen war positiv. 1735 musste Martini schwer kranke Frau Bismarck aus Jelgava (Mitau) nach Petersburg begleiten. Das war ein Befehl der Zarin Anna Joanovna (1693-1740). Als Martini nach Petersburg kam, wurde er bald zum „Leibarzt“ der Zarin Anna ernannt. Im Jahre 1740 kehrte er nach Riga zurück.

Trotz der Großen Pest und des Nordischen Krieges leitete Nikolaus Martini erfolgreich die Große Apotheke von 1706 bis zu seinem Tod im Jahre 1741. Im Jahre 1738 erwarb Martini als einziger in Riga das Privileg der Kaiserin, chinesische Rhabarber, Moschus, Rizinus zu verkaufen. Er durfte diese Waren auch in Westeuropa verkaufen und das vermehrte das Vermögen der Familie Martini. Damals arbeiteten in der Apotheke zwei Gesellen und zwei Lehrlinge. Zusammen mit dem Schwiegersohn von Martini Joachim Gebhard Himsel bereiteten sie ein neues, erweitertes Reglement und Taxe der Rigaer Medizin und der Apotheker.

Da Nikolaus Martini der letzte Martini in der Linie der Familiemänner war, bekam der Schwiegersohn Joachim Gebhard Himsel nach seinem Tod im Jahre 1741 das reiche Erbe. Joachim Gebhard Himsel (1701-1751) wurde in der Familie des Rigaer Kriegsarztes geboren, die Familie stammte aus Reval. Die Vorfahren der Familie stammten aus Magdeburg, dabei war der Großvater von Joachim Mathematiker, Arzt und Apotheker. Im Alter von neun Jahren verlor Joachim während der Großen Pest beide Eltern, und Martini nahm ihn in seiner Familie an. Er studierte in Utrecht im Jahre 1725, dort verteidigte er seine Dissertation des Doktors der Medizin. Als er 1735 nach Riga zurückkehrte, wurde er anstelle des Pflegevaters zum Stadtarzt ernannt. Er heiratete die Tochter von Nikolaus Martini Katharina Christina, und im Jahre 1741 erbte er die Große Apotheke. In seiner Zeit verlor die Große Apotheke das alte „Apothekerhaus“, in dem sie 345 Jahre untergebracht war. Das war mit dem Umbau und der Erweiterung des alten Rathauses verbunden, die in der Zeit zwischen 1750 und 1766 durchgeführt wurden. Dieser Umbau traf auch das von David Martini II. eingerichtete Apothekehaus und es wurde niedergerissen. Himsel musste die Apotheke in andere Räume versetzen. Dafür nutzte er das vom Schwiegervater geerbte Gebäude in der Kaufstraße. Hier war die Apotheke die letzten 8 Jahre ihres Lebens. Joachim Gebhard Himsel war sehr kränklich. 1750 wurde er erneut sehr krank und musste ins Ausland gehen, um sich ärztlich behandeln zu lassen. Er starb im Jahre 1751 in Frankfurt am Main. Nach dem Tod von Gebhard Himsel erbte seine Frau Katharina Christina Himsel, geb. Martini (1707-1775) die Apotheke. Sie war die Besitzerin der Apotheke bis zum Schließen der Apotheke, denn ihr einziger Sohn Nikolai Himsel weigerte sich, die Pflichten des Apothekenbesitzers zu übernehmen. Für Katharina Christina Himsel war das kein leichter Schritt, denn die Große Apotheke war in Besitz der Familie seit 1599 und hat der Familie die Möglichkeit gegeben, reich und bedeutend zu werden. Als die Apotheke aber ihren Standort am Rathausplatz verloren hatte und es auch kein Familienmitglied gab, das die Leitung der Apotheke übernehmen konnte, fasste Katharina Christina die einzige richtige Entscheidung. Im Jahre 1758 wurde die Große Apotheke geschlossen. Der letzte Leiter der Großen Apotheke war Provisor Johann Ehrenreich August, der nach dem Schließen der Apotheke zum Händler der Gewürze wurde, denn er hat eine Witwe mit einem kleinen Gewürzladen als Mitgift geheiratet.

Das Leben der ersten Apotheke war abgeschlossen. Verschwunden waren mehrere Generationen der Ärzte und der Apotheker, deren Leben und Arbeit mit der Großen Apotheke verbunden waren. Die Apotheke selbst hat zusammen mit der Stadt und deren Einwohnern sowohl gute als auch schlechte Tage erlebt. Die Apotheke hat den Menschen im Kampf gegen die Krankheiten im Laufe von vier Jahrhunderten geholfen. In den meisten Fällen waren die Apotheker der Großen Apotheke kluge, wissende und gebildete Menschen. Sie wollten und konnten arbeiten, waren unternehmungslustig und aktiv, konnten ihre Interessen verteidigen. Ihre Mitmenschen zweifelten nicht an ihrer Ehrlichkeit, deshalb wurden ihnen verschiedene verantwortliche Ämter in der Stadt anvertraut. Sie wussten Geld zu verdienen und es zu gebrauchen, deshalb waren sie reich. Ihren Reichtum teilten sie mit anderen, davon zeugen ihre Testamente.

Damals gab es wegen der Konkurrenz solche Regeln, dass man in der Stadt eine neue Apotheke nur dann eröffnen durfte, wenn eine der alten Apotheken geschlossen wurde. Deshalb wurde im Jahre 1758 nach dem Schließen der Großen Apotheke eine Lizenz für das Eröffnen einer neuen Apotheke ausgestellt. Das war die Blaue Apotheke, die man als eine undirekte Erbin der Großen Apotheke ansehen kann. Sie wurde von Johann Jakob Wilke (?-1782) eröffnet.

Der letzte Vertreter der Familie Brauer-Martini-Himsel – der Sohn von Joachim Gebhard Himsel – Nikolai Himsel (1729-1764) wurde in Riga geboren, besuchte die Domschule, studierte in Königsberg und Göttingen bei Professor Haller. Dort erwarb er im Jahre 1751 den Doktortitel. Nach einem kurzen Aufenthalt in Riga begab sich Himsel jun. auf lange Auslandsreisen und besuchte Russland, Deutschland, Österreich, Frankreich, die Schweiz, Italien, England, Holland und Schweden. Auf Reisen ergänzte er seine Sammlung und gewann viele Eindrücke. In Österreich wurde Himsel geadelt. Als er nach Riga zurückgekehrt war, eröffnete er keine Arztpraxis, sondern widmete sich dem literarischen Schaffen – er schrieb drei dicke Bände über seine Reiseeindrücke „Meine Reise“. Die Reisebeschreibungen befanden sich noch in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Stadtbibliothek. Nikolai Himsel hatte eine schwache Gesundheit, er starb im Alter von 35 Jahren in Riga. Das seinem Andenken gewidmete Epitaph kann man noch heute in der Domkirche finden.

Das Wohnhaus von der Familie Himsel in der Kleinen Neustraße 5 wurde im 17. Jh. gebaut und mehrmals umgebaut. Im Gebäude ist ein im 17. Jh. gebildetes Portal aufbewahrt, das ein Kunstdenkmal von staatlicher Bedeutung ist. Das ist das einzige Gebäude in dieser Straße, das nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten blieb. Das Gebäude fließt mit dem Haus in der Neustraße 29a zusammen, das aus einem im 17. Jh. gebauten Lagerhaus entstanden ist, das Lagerhaus gehörte Nikolai Himsel. Im Haus in der Kleinen Neustraße 5 wurden alle wertvollen Sammlungen der Familie aufbewahrt.

Laut des Willens von Nikolai Himsel sollte die Sammlung 9 Jahre nach seinem Tod zur Verfügung der Stadt Riga gestellt werden. Diesen Wunsch ihres Sohnes hat seine Mutter Katharina Christina Himsel erfüllt, und am 22. Februar 1773 nahm der Stadtrat von Riga die Sammlung der Familie Himsel-Martini als Geschenk an.

Die Sammlungen von Martini-Himsel bestanden aus Objekten der Naturwissenschaften und Kunst, Instrumenten der Physik und Optik, Präparaten der Anatomie und Büchern der Naturwissenschaften. Das erste Mal wurde ein Teil dieser Schätze fürs Publikum im Jahre 1773 in Räumen des Anatomietheaters ausgestellt, das Anatomietheater befand sich im Gebäude vom Witwenkonvent in der Schmiedstraße 34/36, gegenüber der Johannisstraße. Das war ein zweistöckiges Gebäude, in einem Teil befand sich der Witwenkonvent und im zweiten – das Anatomietheater.

Die Mitte des 17. Jhs. war die Zeit, als die progressive Intelligenz mehr über sich selbst und über die Dinge um sie herum erfahren mochte. Im ganz Europa entwickelte sich eine Bewegung, deren Ziel die Kenntnisse über den menschlichen Organismus, über die Tiere, über die Natur waren. 1753 wurde auch in Riga ein Anatomietheater gegründet. Da fanden die Vorlesungen über den menschlichen Körperaufbau und die Heilkunde statt. Zur Schau standen die Sammlungen der Minerale, Präparate und ausgestopfte Vögel, Tiere und Fische. In Riga wurde diese Veranstaltung von Mitgliedern der Lettischen Gewerkbrüderschaft gefördert. Die Fergen der Düna, wenn sie das Gewerbe angetreten haben, zahlten das sogenannte Bauernschuhgeld, nämlich zwei Albert-Taler, die dem Erhalten der im Anatomietheater exponierten „Anatomiepräparate und dem Kauf des notwendigen Spiritus“ gespendet wurden.

Im Jahre 1773 wurde in diesem Haus, in einem besonderen Raum, in Schränken die Sammlungen von N. Himsel ausgestellt. Den Raum nannte man anfangs Himsel-Kabinett, später – Himselmuseum. Das wurde zum ersten öffentlichen Museum nicht nur in Riga, sondern auch im ganzen Baltikum. Die Beschreibungen der Sammlungen und die Inventarlisten sind nicht erhalten. Erhalten ist nur das Zeugnis vom Professor Daniel Bernulli (1700-1782). Unterwegs aus Berlin nach Petersburg besuchte er 1778 Riga und auch das Himselmuseum. Seine Aufmerksamkeit galt den Gegenständen der Naturwissenschaften, dem Porträt von Nikolai Himsel und interessanten Schnitzereien aus Elfenbein. Die Sammlungen des Museums wurden ständig durch neue Geschenke und geerbte wertvolle Exponate ergänzt, die die reichen und gebildeten Rigaer ihrer Stadt und den nächsten Generationen schenken wollten.

Im Gebäude des Konvents befand sich das Museum bis 1791. Dann wurde es in die Räume versetzt, die für das Stadtmuseum und die Bibliothek umgebaut waren und sich über dem Ostflügel des Domklosters befanden. Der Umbau wurde 1778-1779 unter der Leitung des Architekten Christoph Haberland (1750-1803) verwirklicht. Der Giebel dieses Umbaus ist von der Seite des Domgartens und der Neustraße gut zu sehen. Auf dem Giebel steht „Museum“ und oben steht ein Astrolab (griech. astrolabos; astron – Stern) – ein altes Astronomieinstrument für die Messung der Winkel. Es wurde von dem griechischen Wissenschaftler Hiparchus erfunden und von arabischen Wissenschaftlern ergänzt. An diesem Ort symbolisiert das Astrolab den naturwissenschaftlichen Charakter des Museums.

Die Zahl der Museumsexponate wurde immer wieder sowohl durch historische Gegenstände, als auch durch verschiedene Sammlungen und Gemälde ergänzt. Der Platz wurde aber immer kleiner. Deshalb wurde 1857 ein Teil der Exponate im ersten Stockwerk des Steuerverwaltungsgebäudes in der Scheunestraße 11 plaziert. In den nächsten 30 Jahren wurden die Schätze des Museums so zahlreich, dass sie neue Räume für das Museum brauchten. Der Vorstand der Rigaer Stadt schloss einen Vertrag mit der Administration der Domkirche über den Bau der neuen Museumsräume über dem Kreuzgang des Domklosters ab.

Im Jahre 1888 wurde ein neues Gebäude neben dem Kloster nach dem Projekt des begabten Architekten Karl David Neuburger (1844-1897) gebaut. Das Gebäude hatte eklektische romanische Formen und das gab dem Museum die notwendige Stimmung, die auch heute erhalten ist.

1890 übernahm das Museum alle Räume – von den von K. Haberland gebildeten Räume in der Ostseite, einschließlich auch des hervorragenden, im klassizistischen Stil gebauten Säulensaals, bis zu allen Räumen in dem neuen Gebäude. Hier fanden alle Sammlungen des Museums von N. Himsel Platz. Das Museum wurde am 14. Januar 1891 eröffnet und bekam den Namen „Dommuseum“.

1898-1899 wurde an der Ostseite des Domklosters ein neuer Block in eklektischen Barockformen nach dem Projekt des Architekten Wilhelm Neumann (1849-1919) gebaut. Das wurde für die Bedürfnisse von verschiedenen wissenschaftlichen Vereinen gebaut, deshalb hat die Fassade die Aufschrift „Scienties et artibus“ – „Für Wissenschaften und Künste“.

Im 19. Jh. waren in Riga verschiedene Vereine sehr aktiv, die wertvolle Materialien, verschiedene Gegenstände sammelten und sich auf solche Art und Weise an der Gestaltung des Museums beteiligen konnten. In diesen Vereinen war Intelligenz deutscher Herkunft tätig, die auch bedeutende materielle Mittel zur Verfügung hatte, die ihr erlaubt hatten, nicht nur Sammlungen zusammenzutragen, sondern auch wertvolle Information zu sammeln. An der Gestaltung des Dommuseums nahmen hauptsächlich der Rigaer Verein der Naturforscher (gegründet 1845) und baltische, später Rigaer, Verein der Geschichts- und Altertumsforscher (gegründet 1854) teil. Ihren Beitrag zur Ergänzung der Museumsexponate leisteten auch die Mitglieder des Rigaer Pharmazeutenvereins (gegründet 1803). Auch das neugebaute Gebäude kam in die Verfügung des Dommuseums, denn Materialien und Exponate strömten ins Museum aus allen Seiten.

Es ist interessant zu bemerken, dass im Jahre 1891 eine Innenausstattung einer mittelalterlichen Apotheke von Riga im Dommuseum gebildet wurde. Eins der Exponate war ein Mörser, auf dem die Jahreszahl 1556 stand. Diese Exposition ist nicht erhalten, doch ist nach diesen Motiven in unserer Zeit eine visuell ähnliche Apothekeninnenaustattung im Medizinmuseum von Pauls Stradiņš zu sehen.

Die Strukturveränderungen des Museums fanden in der Zeit des lettischen Freistaates statt, als 1936 die Denkmalverwaltung für das Museum zuständig wurde. Sie begann mit der Umwandlung des Museums. Die Exponate, die mit der Geschichte von Riga nicht verbunden waren, wurden an andere Museen gegeben, zum Beispiel bekam das Kriegsmuseum die Waffensammlung. Als Ergebnis wurde am 24. Oktober 1937 das Historische Museum der Stadt Riga eröffnet. Im Unterschied zum Dommuseum wurden die Exponate nicht nach den Sammlungen, sondern in chronologischer Reihenfolge thematisch geordnet. In dieser Zeit begann das Museum, auch die Materialien über die Geschichte der Schifffahrt zu sammeln. So entstand eine große und vielfältige Sammlung der Gegenstände der lettischen Schifffahrt. 1964 wurde das Museum zum Rigaer Museum für Geschichte und Schifffahrt. Der Haupteingang des Museums geht auf die Palaststraße. An der rechten Seite des Eingangs gibt es eine steinerne Tafel mit der Aufschrift in der lateinischen Sprache:

Deo bene juvante. Pristinum ecclesiae cathedralis claustrum restauratum artibus liberalibus dederunt dedicurunt posteri memoriam majorum pie proferentes. Ao. Dni. MDCCCLXXXVII (Mit Gottes Hilfe haben die Nachfolger, indem sie das Andenken der Vorgänger ehren, im alten, wieder erneuerten Kathedralekloster ein Zuhause für Kunst und Wissenschaft geschaffen. Im Jahre 1887).

Diese Aufschrift zeugt von der bedeutenden Mission, die seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs. das alte Domkloster hatte, und zwar den neuen Generationen von den alten vergangenen Zeiten zu erzählen, Information über die Vergangenheit von Riga zu sammeln und aufzubewahren, die Vergangenheit, die so reich, interessant und bedeutend für die nächsten Generationen von Rigaer Bürgern ist. Wir können darauf stolz sein, dass der Anfangspunkt für diese wichtige Mission das Jahr 1773 ist, als Riga reiche Sammlungen von Martini-Himsel erhalten hat. Und das ist nicht alles! Diese Sammlung ist die Basis noch für zwei bedeutende Museen. Eins davon ist das Naturmuseum, das auf der Basis der naturwissenschaftlichen Sammlung des Privatmuseums von N. Himsel nach der Initiative des Rigaer Vereins der Naturforscher im Jahre 1846 gegründet wurde. Auch die Grundlage des Kunstmuseums bilden die Privatsammlungen von N. Himsel und von anderen Rigaer Bürgern. 1869 gilt als das Gründungsjahr des Museums, als die Gemäldegalerie der Stadt den Zuschauern geöffnet wurde.

Auf solche Art und Weise dienen die von der Familie Martini-Himsel zusammengetragenen Sammlungen schon das dritte Jahrhundert der Stadt Riga und deren Bürgern. Wir müssen das wissen, uns daran erinnern und darauf stolz sein!