Die Blaue Apotheke ist die zwölfte älteste Apotheke in Riga. Sie wurde 1758 mit der Konzession des Rigaer Rats gegründet, da die älteste Apotheke Rigas – die Rats-Apotheke oder die Große Apotheke (1357-1758) ihre Tätigkeit beendet hatte.

Johann Jakob Wilke (?-1782) war Gründer der Blauen Apotheke. Er wurde in Wismar geboren. Als Lehrling und Geselle arbeitete er in Deutschland. 1747 kam er nach Riga und fünf Jahre arbeitete er als Provisor in der Königlichen Apotheke bei der Witwe Gerdrutha Fischer. Von 1752 wurde er Kompagnon von Fischer, heiratete ihre Tochter Katharina Elisabeth Fischer und danach erledigte die Formalitäten, um Rigaer Apotheker und Bürger zu werden. Wilke suchte nach einer Möglichkeit, eine Apotheke zu eröffnen, doch stieß er auf Widerstand aller Apotheker. Dann begab es sich nach Petersburg, um sich über den Rigaer Rat zu beschweren, und kehrte daraus mit dem Beschluss der Justiz, der ihm die Möglichkeit gewährleistete, eine neue Apotheke in dem Falle zu eröffnen, wenn eine der alten Apotheken schließen würde. Als die Witwe von Joachim Gebhard Himsel 1758 die Große Apotheke liquidierte, erteilte der Rigaer Rat Wilke die gewünschte Konzession für die Eröffnung einer Apotheke unter der Bedingung, dass er freiwillig Mittel für den Bau eines neuen Rathauses spenden wird. Johann Jakob Wilke eröffnete seine Apotheke in der Großen Sandstraße 6 und nannte sie die Blaue Apotheke. Da die Blaue Apotheke ihre Konzession als Erbe von der ältesten Apotheke Rigas bekommen hatte, kann man sie als Nachfolgerin der Großen Apotheke betrachten. Die Apotheke gehörte der Familie Wilke bis 1791 – also 33 Jahre. Wilke selbst starb 1782.

Katharina Elisabeth Wilke, geb. Fischer (1737-1813) war nach dem Tod ihres Mannes Besitzerin der Apotheke bis 1790. Die Apotheke wurde von erfahrenen Provisoren geleitet: von 1779 bis 1784 war das Karl Wilhelm Ehler (1749-1839), der bei Krumnau in der Grünen Apotheke gelernt, in Bauska praktiziert und bei J. L. Rost in der Kleinen Apotheke gearbeitet hatte. 1784 kam an seiner Stelle Joachim Friedrich Schillhorn (1756-1831), der 1790 die Blaue Apotheke verließ, um 1791 Besitzer der Vorstadt-Apotheke zu werden. Die Blaue Apotheke übernahm der Sohn Wilkes.

Johann Benjamin Wilke (1759-1816) lernte den Apothekerberuf bei seinem Vater in der Apotheke. Als 1782 sein Vater starb, war er nur der Apothekerhelfer. Es gibt keine nähere Information, wo er weiter praktiziert hatte, möglicherweise blieb er in der Blauen Apotheke bis 1790, als die Apotheke in seinen Besitz kam. Er schätzte die von seinem Vater mühevoll eingerichtete Apotheke nicht besonders hoch, denn schon nach einem Jahr – 1791 – verkaufte Wilke jun. die Apotheke, um ein Haus und eine Apotheke am Marktplatz in Cēsis zu kaufen. Er heiratete 1872. Seine Frau war Rigaerin Dorothea Euprosine Ebel. In Cēsis ging es Wilke gut. Bald wurde er Ratsherr und Bürgermeister, nahm an der Gründung des Vereins „Harmonie“ teil. Wilke starb im November 1816.

Kollegium für Allgemeine Fürsorge war eine gesellschaftliche Organisation, die 1792 die Blaue Apotheke übernahm und behielt sie bis 1797. Inzwischen leitete Provisor Johann Adolf August Lüthke die Apotheke, unter dessen Leitung ein Apothekerhelfer und zwei Lehrlinge arbeiteten.

Johann Adolf August Lüthke (1765-1808) kaufte 1797 die Blaue Apotheke, die er die ganze Zeit geleitet hatte. Er stammte aus Mecklenburg, hatte in Deutschland den Beruf gelernt, nach Riga kam er als Provisor und begann in der Blauen Apotheke zu arbeiten. 1797 wurde Lüthke Rigaer Bürger und 1803 war unter den Apothekern, die zusammen mit Grindel den Rigaer Pharmazeuten- und Chemikerverein gegründet hatten. In demselben Jahr im Alter von 35 Jahren heiratete er Christine Charlotte Knieriem, doch schon im November 1808 starb er. Wie üblich blieb die Apotheke und die Witwe zurück.

Ulrich Jürgen Rehländer (1779-1831) war bereit alles zu tun, um der Witwe zu helfen, mit der Arbeit in der Apotheke fertig zu werden. Er wurde in Hamburg geboren, hat dort gelernt. Nachdem er nach Riga gekommen war, begann er bei Lüthke in der Apotheke zu arbeiten. Um die Apotheke nach dem Tod des Besitzers übernehmen zu können, bestand Rehländer im Februar 1809 die Apothekerprüfungen in der Medizinalverwaltung in Petersburg, und im Januar 1810 heiratete er die Witwe von Lüthke. In demselben Jahr trat er in den Verein der Rigaer Pharmazeuten ein und 1811 wurde Rigaer Bürger. Als seine Frau 1822 starb, verkauften die Kreditoren die Blaue Apotheke in der Versteigerung, Rehländer ließ sich in Valmiera nieder und arbeitete dort als Provisor. Er starb im Oktober 1831.

Johann Wilhelm Franz Neumann (1792-1870) gewann den Wettbewerb, bekam die Blaue Apotheke und 1823 bezahlte eine große Summe für die Apotheke und das Haus, in dem sich die Apotheke befand. Er war der Sohn eines Tischlers aus Limbaži, der nach Riga gekommen war, um den Apothekerberuf zu erlernen. Er wurde Lehrling 1806 bei B. G. Prätorius in der Schwan-Apotheke. Er musste die schweren Jahre des Napoleonkriegs überleben, als Apothekerlehrling musste er zwei Jahre auch die Aufgaben eines Dieners erfüllen, denn alle Diener einberufen worden waren. 1815 bestand Neumann die Prüfungen des Apothekerhelfers in Riga, im Verein der Pharmazeuten, und kam als Apothekerhelfer in die Schwan-Apotheke zurück. 1818 bestand er die Provisorsprüfungen in Dorpat, und zwei Jahre praktizierte er in den Apotheken Petersburgs. 1821 nahm Neumann das Studium an der Universität in Dorpat wieder auf und am Jahresende bestand die Apothekerprüfungen. 1822 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein. Genauso wie viele der Rigaer Apothekebesitzer beteiligte er sich auch sehr aktiv an der Arbeit der Hilfsorganisationen. Seit 1839 beschäftigte sich Neumann mit der Organisation der Stiftung für Witwenhilfe. Zusammen mit F. Erasmus und F. W. Deringer arbeitete er die Statuten der Witwenhilfekasse aus und zahlte in die Kasse eine bedeutende Geldsumme ein. Neben dieser Hilfskasse gab es auch andere, z. B. für Apothekerhelfer, Jubiläen und die Hilfskasse für Bestattungen, an deren Arbeit auch Neumann aktiv teilnahm. Außerdem war er eine lange Zeit Verwalter im Naturwissenschaftenverein und war an der Spitze des Vereins „Euphonie“. Seit 1826 war er mit Johanna Charlotte Karoline Lüthke verheiratet. Von 1849 bis 1864 war Neumann Direktor des Rigaer Pharmazeutenvereins, danach wurde er Ehrenmitglied des Vereins. 1864 verkaufte er seine Apotheke und lebte fortan als eine Privatperson. Neumann starb im Dezember 1870 in Riga.

Karl August Ede (1837-1878) wurde in Riga in der Familie eines Barbiers geboren. Es fehlt die Information über die Jahre, als er Lehrling und Apothekerhelfer gewesen war. Von 1860 bis 1861 studierte Ede Pharmazie an der Unversität in Dorpat und 1861 bestand er die Provisorsprüfungen. 1864 kaufte er von Neumann die Blaue Apotheke, und in demselben Jahr heiratete er Pauline Auguste Elise Reinthal aus Rūjiena. 1865 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein. Schon im Jahre 1877 verkaufte er die Apotheke, um nach Kleinasien zu gehen, um dort zu kämpfen. Dort starb er im Februar 1878 im Alter von 41 Jahren.

Johann Pfeil (1850-1907) war einer der Apotheker, der immer unterwegs war. Sein Heimatort war Kuldīga. Pfeil lernte im Gymnasium, von 1866 bis 1870 wurde er Lehrling in der Grünen Apotheke. Als Apothekerhelfer ging er nach Petersburg, wo er in verschiedenen Apotheken gearbeitet hatte. Von 1873 bis 1874 studierte Pfeil Pharmazie an der Universität in Dorpat. 1874  machte er die Provisorsprüfungen, und für einige Zeit ging er nach Petersburg. 1877 kaufte er die Blaue Apotheke und gleich gab ihr einen anderen Namen – die Adler-Apotheke. 1878 versetzte Pfeil die Apotheke ins Gebäude an der Ecke der Sand- und Jakobistraße, dem Börsenhaus direkt gegenüber. Dann hatte er wieder den Wunsch, der Apotheke einen neuen Namen zu geben, diesmal wurde sie zur Börsen-Apotheke. Diesen Namen behielt die Apotheke bis 1900. Pfeil fühlte, dass er seine Aufgabe erledigt hatte, indem er der Apotheke einen klangvollen Namen gegeben hatte. 1879 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein und von 1892 bis 1893 war dessen Ehrenmitglied. 1881 verkaufte Pfeil die Apotheke, um nach Durbe zu gehen. Dort war er Apothekebesitzer von 1882 bis 1886. Es ist schwer zu verstehen, warum er das gemacht hatte. Um sich auf eine Apotheke im Rigaer Zentrum zu verzichten und mehrere Jahre in einer Kleinstadt zu wohnen, muss man schwerwiegende Gründe haben. Möglicherweise verlangte das die unruhige Natur Pfeils. 1887 kam er wieder nach Riga, diesmal wählte er zu seinem Arbeitsplatz die Altstadt-Apotheke, wo in dem Moment Provisor Valerian Karing arbeitete. 1888 kaufte Pfeil die Apotheke von J. F. G. Drexler und gab der ehemaligen Königlichen, danach der Gelben Apotheke, den Namen die Löwen-Apotheke, mit dem die Apotheke sehr bekannt wurde. Nachdem Pfeil den Namen der Apotheke geändert hatte, verkaufe er die Löwen-Apotheke 1892, um den Drogenladen seines gestorbenen Bruders Georg Pfeil in Dorpat am Rathaus zu übernehmen. Pfeil kehrte nach Riga nicht mehr zurück, er starb im August 1907 in Dorpat.

Eduard Dipner (1843-1902) war der Sohn eines Apothekers aus Oberpahlen. Von 1867 bis 1868 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat und erwarb den Provisorstitel. Von 1868 bis 1880 war Dipner Apothekebesitzer in Pskow, von 1880 bis 1881 – in Jelgava und schließlich von 1881 bis 1888 gehörte ihm die Börsen-Apotheke in Riga. Danach 1893/1894 leitete er die Apotheke in Tukums. Dipner starb 1902 in Vidzeme (Livland).

Emanuel Medem kaufte die Apotheke 1889, doch es stellte sich heraus, dass der größte Teil der Apotheke in Besitz des Kaufmanns Bernhard Aronson war, den später 1895 Schneidermeister Reinchold Hansen kaufte und war Besitzer bis 1900. Provisor Emanuel Medem leitete die Apotheke bis 1893, dann kam an dessen Stelle Provisor Karl Friedrich Lübbe (1857-?), der die Börsen-Apotheke bis 1900 mietete. Er war von 1875 bis 1878 als Lehrling bei K. A. Ede in dieser Apotheke, danach arbeitete er als Apothekerhelfer in verschiedenen Apotheken in Russland. Von 1881 bis 1882 studierte Lübbe Pharmazie an der Universität in Dorpat und erwarb den Provisorstitel. 1883 wurde er Besitzer einer kleinen Apotheke unweit von Valka, 1892 verkaufte er diese Apotheke und mietete die Börsen-Apotheke in Riga. Nach 1900, als Lübbe sich auf die Apotheke verzichtete, lebte er als Privatperson.

Viktor Klau (1850- ~1927) kaufte die Börsen-Apotheke 1900. Der Familie Klau gehörte sie bis 1939. Klau war der Sohn eines Kaufmanns aus Sabile (Zabeln), die Schule beendete er in Jelgava, dort war er auch Lehrling, als Apothekerhelfer arbeitete er in Riga. Von 1878 bis 1879 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat und erwarb den Provisorstitel. Danach ging er nach Petersburg, wo er von 1879 bis 1880 als Provisor arbeitete. Von 1880 bis 1884 leitete Klau die Apotheke von G. Trampedach in Cēsis, von 1884 bis 1886 war Apothekeleiter in der Alexander-Apotheke von Eduard Keussler, von 1886 bis 1900 leitete er die Weidendamm-Filialapotheke. 1887 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein, 1896 verließ er den Verein. Nachdem er die Börsen-Apotheke gekauft hatte, versetzte er sie 1900 aus der Altstadt ins Gebäude Weidendamm 3, und dann bekam die Apotheke einen neuen Namen. Sie wurde als die Weidendamm-Apotheke bekannt. Als Architekt Mārtiņš Augusts Nukša (1878-1942) sich an der Ecke der Elisabeth- und Schützenstraße ein prunkvolles Mehrwohnungshaus gebaut hatte, wurde die Apotheke 1911 wieder in die neuen Räumen – in der Elisabethstraße 21a – versetzt. Seit 1927 hatte die Apotheke folgende Verwalter: 1927-1928 – Provisor Maksis Bērics (1871- ~ 1953), 1928-1939 – Georgs Arbuzovs (1884-?), seit 1940 wechselten sich die Besitzer: 1940 – Pharmaziemagister Osvalds Baltakmens (1893- ~1942), 1940-1941 Hauptverwaltung der Apotheken, 1941-1944 – Pharmazieverwaltung, 1944 – Alfrēds Baltakmens. Von 1944 bis 1989 war die Apotheke als Apotheke Nr. 7 der Hauptverwaltung der Apotheken bekannt. Sie war eine große, gut ausgestattete Apotheke mit einem bedeutenden Arbeitsumfang und vielen Angestellten. In der Apotheke herrschte immer eine tadellose Ordnung, bestimmter Arbeitsrhythmus und strenge Disziplin. Von 1889 bis 1991 war sie die 7. Apotheke von der Produktionsvereinigung „Pharmazie“, von 1991 bis 1993 – die 7. Apotheke vom Staatsunternehmen „Pharmazie“, von 1993 bis 1997 – Staatsunternehmen „Elisabeth-Apotheke“ und seit 1997 – GmbH „Rigaer Elisabeth-Apotheke“.

Die Rigaer Elisabeth-Apotheke arbeitet auch heute mit Erfolg. Ihr 250. Jubiläum nähert sich, sie ist eine der berühmtesten Apotheken Rigas, über sie und über ihren Standort weiß die Mehrheit der Rigaer Bescheid.