Die Apotheke von Āgenskalns ist chronologisch gesehen die 16. älteste Apotheke von Riga. Sie wurde 1822 gegründet, aber nicht in Āgenskalns. Damals konnte die kleine Apotheke im zweiten Haus der Kalkstraße direkt am Stadtwall nicht ahnen, dass sie einmal eine bedeutende Apotheke in Pārdaugava sein wird.

Johann Gottfried Paul Langer (1795-1850) war der Gründer der künftigen Apotheke in Āgenskalns. Er wurde in Livland (möglicherweise – in Riga) geboren. Sein Vater Karl Gottfried Langer war Rigaer Bürger, dem Beruf nach – Handwerker – Handschuhmeister. Offensichtlich ging es ihm gut, denn er konnte seinem Sohn eine Ausbildung als Apotheker geben und die Tochter Kathrin dem Apotheker aus der Krons-Apotheke Gustav Forsberg zur Frau geben. Forsberg hätte natürlich die Frau ohne Mitgift nicht genommen. Man weiß über Johann Gottfried Paul Langer, das er 1816 schon Lehrling in der Vorstadt-Apotheke war. Daraus ging er in die Universität von Dorpat, um dort Pharmazie zu studieren. Johann Langer bestand alle notwendigen Prüfungen und bekam das Provisorsdiplom. 1822 bekam er die Konzession für die Eröffnung der Apotheke. Die Apotheke wurde am Ende der Kalkstraße an den Stadtwällen eingerichtet. Die Stelle war natürlich nicht besonders gut, doch wahrscheinlich hatte der Apotheker keine Wahl gehabt. Johann Gottfried Paul Langer hatte drei Söhne, die alle Apotheker wurden, – Karl Johann Nikolaus (1827-1883), Johann Friedrich Emil (1829-1886) und Robert Hermann Felix (1834-1904). Allen drei Brüdern gehörte von 1867 bis 1881 die Gelbe, später – die Löwen-Apotheke. J. G. P. Langer verkaufte seine Apotheke 1826, obwohl er erst 1850 starb.

Christian von Vogel (1797-1887) kaufte die Apotheke von Langer 1826. Er wurde in Woronesh geboren, in der Familie eines Arztes, der aus Livland eingereist war. Es gibt keine Information über seine Ausbildung, wenig Information gibt es nur ab dem Moment, als er Apothekerbesitzer in Riga wird. 1835 trat Vogel in den Rigaer Pharmazeutenverein ein, aber an seinem Lebensende wurde er Ehrenmitglied des Vereins. Christian von Vogel hatte einen Sohn Christian, der wie der Vater Apotheker wurde. Vogel jun. wurde 1840 in Riga geboren. Er studierte an der Universität in Dorpat von 1863 bis 1864 und erlang den Provisorstitel. Danach arbeitete er 10 Jahre – von 1864 bis 1874 – in der Apotheke bei seinem Vater. Dann verwaltete er für eine kurze Zeit – bis 1875 – die Apotheke der Erben von Meißner in Piltene. 1877 kehrte Vogel jun. nach Riga zurück, um die Apotheke des Vaters zu übernehmen, doch im März 1878 starb er. Vogel sen. überlebte seinen Sohn um 10 Jahre und starb 1887.

Über das weitere Schicksal der von Langer gegründeten Apotheke gibt es gewisse Unklarheiten. Einige Literaturquellen erwähnen, dass die Apotheke schon 1878 verkauft wurde, andere Autoren behaupten, dass Vogel sen. die Apotheke erst 1887 verkauft hatte. Am glaubwürdigsten ist die erste Variante, wenn man in Betracht zieht, dass Vogel sen. schon ziemlich alt gewesen war und seinen Sohn – den potentiellen Erben – verloren hatte.

Robert Herrmuth (1847-1809) war der nächste Besitzer der Apotheke. Er wurde 1847 in Jelgava in der Familie des Besitzers einer Bierbrauerei geboren. Pharmazie studierte er von 1873 bis 1875 an der Universität in Dorpat und erwarb den Provisorstitel. 1876 und 1877 verwaltete er die Apotheke der Erben des Apothekers Wilhelm Julius Kapeller in Saldus (Frauenburg). 1877 kehrte Robert Herrmuth nach Riga zurück und kaufte die Apotheke von Christian von Vogel. 1879 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein und war von 1887 bis 1896 Vereinsarchivar. Wahrscheinlich war der Standort der Apotheke wirklich nicht besonders günstig und der Abriss der Stadtwälle (1857-1863) förderte die Arbeit der Apotheke nicht, deshalb versetzte Herrmuth 1890 die Apotheke von der Kalkstraße nach Āgenskalns und fortan war ihre Adresse Dünamündestraße 3. Die Apotheke, die man bisher nach dem Nachnamen des Besitzers nannte, wurde fortan die Apotheke von Āgenskalns genannt. 1896 trat Herrmuth aus dem Rigaer Pharmazeutenverein aus, doch er unterbrach nicht seine gesellschaftliche Tätigkeit, die mit der Wohltätigkeit und der Hilfskasse der Apothekerwitwen verbunden war. Nachdem er 24 Jahre in seiner Apotheke gearbeitet hatte, verkaufte Robert Herrmuth sie 1902 an Eugen Dohrmann.

Eugen Dohrmann (1869-1932) wurde 1869 in Kurland geboren. Seine Lehrjahre verbrachte er in der Apotheke Lichtensteins in Aizpute (Hasenpoth), aber als Apothekerhelfer arbeitete er in der Apotheke Königstädters in Riga, Suvorovstraße 34. 1891 begann Eugen Dohrmann das Studium an der Universität in Dorpat und 1893 erwarb den Provisorstitel. Während des Studiums arbeitete er aktiv in der Korporation der Pharmaziestudenten. Nach dem Studium kehrte Dohrmann nach Riga zurück und arbeitete einige Jahre als Laborant in der Schwan-Apotheke, bis er 1902 die Apotheke Herrmuths in Āgenskalns in seinen Besitz nahm. Fortan leitete er erfolgreich die Apotheke in Āgenskalns und beteiligte sich tüchtig am gesellschaftlichen Leben der Apotheker. 30 Jahre lang war er Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins, war aktiv in verschiedenen Wohltätigkeits- und Hilfsorganisationen. Außerdem war er einer der leitenden Mitglieder im Einkaufsverein und im Apothekerverein Lettlands und auch ein aktives Mitglied der Gemeinde der Kirche St. Martin. In einer intensiven Arbeit verliefen die Jahrzehnte. Die Apotheke in Āgenskalns und auch das Laboratorium arbeiteten, stellten Medikamente her und warben ununterbrochen um ihre Produktion in der „Pharmazeutenzeitschrift Lettlands“. Im Juni 1932 starb E. Dohrmann. Seine Erben bekamen die Apotheke. Schon von 1927 bis 1937 war die Besitzerin die Witwe Emilia Dohrmann, geb. Schultz, von 1937 bis 1940 – Annemarie Dohrmann (1909-?), die 1938 heiratete und Habermann wurde. Im August 1937 kaufte sie die Apotheke von ihrer Mutter für 108 000 Ls. Nach einem Jahr bat sie die Pharmazieverwaltung um eine Konzession für die Apotheke. Der Grund für ihre Bitte – sie hat 1932 eine spezielle Ausbildung – Pharmazieassistentin – erhalten und studierte zu dem Zeitpunkt in der Pharmazieabteilung der Chemiefakutät an der Universität Lettland. Die Bitte wurde abgewiesen. Die nächste ähnliche Bitte von Habermann wurde im Frühling 1939 befriedigt – aber unter der Bedingung, dass während der nächsten 4 Jahre Habermann den Magistertitel in Pharmazie erwerben soll. Der tatsächliche Leiter der Apotheke war von 1927 bis 1939 Provisor Arthur Edelmann (1879-1952).

Bis November 1933 befand sich die Apotheke in der Dünamündestraße 3 (davon zeugen die Werbungen in der „Pharmazeutenzeitschrift Lettlands“), seit Dezember 1933 arbeitete die Apotheke in neuen Räumen in der Slokasstraße 14. Die Apotheke wurde wegen der Verkehrsveränderungen versetzt, infolge deren die Umgebung der Dünamündestraße immer mehr ein Randgebiet wurde, und das übte einen beträchtlichen Einfluss auf das Einkommen der Apotheke aus. Die Slokasstraße wurde dagegen zu der Hauptstraße in Pārdaugava. In den Werbungen der Apotheke und des Laboratoriums kam der Name E. Dohrmanns bis zur Schließung der Apotheke im Dezember 1939 vor, als deren Besitzer nach Deutschland auswanderten. Am 24. April 1940 bekam Pharmaziekandidat Jānis Ozoliņš (1902-?) die Konzession für die Eröffnung der Apotheke von Āgenskalns, doch die Konzession wurde nicht benutzt und 1941 wurde die Apotheke liquidiert.

Damit man weiß, wie es der Apotheke am Stadtrand – in Āgenskalns – ging, muss man auch mehr über diesen Stadtteil erfahren. Āgenskalns befindet sich im Zentrum von Pārdaugava, von einer Seite wird das Territorium von der Eisenbahnlinie Riga-Tukums begrenzt, von anderer Seite – von der Kalnciema-Straße. Der Name kommt aus dem 17. Jh. nach dem Namen des Landgutes von Hagen. In diesem Bezirk wohnten hauptsächlich Lohnarbeiter und Handelsarbeiter. Es waren Salz-, Bier- und Weinträger u. a. In der Bucht von Āgenskalns gab es Lastkähne mit verschiedenen Waren. 1786 wurde Āgenskalns in die dritte Rigaer Vorstadt eingegliedert, die später die Jelgava-Vorstadt hieß. Ende des 18. Jhs. wurde Āgenskalns zu einem Ort, wo sich die Sommerhäuser der reichen Rigaer befanden. Deshalb gibt es noch bis heute einige Landgüter, die als Sommerhäuser verwendet wurden. Āgenskalns wurde damals als ein ziemlich entfernter Ort aufgefasst, wo man sich in Ruhe und Einsamkeit vom Stadtlärm erholen konnte. Auch die Natur war passend, denn es gab grüne Anlagen, schöne Ausblicke, in der Nähe war sogar der Hügel – Dzegužkalns. Die Zeugnisse davon hat uns Johann Christoph Brotze (1742-1823) in seinen Zeichnungen mit den Landschaften in Pārdaugava geliefert. Im 18. und 19. Jh. befand sich in Āgenskalns der Sommerlager der Rigaer Garnison. Im 19. Jh. begannen in Pārdaugava, darunter auch in Āgenskalns, verschiedene größere und kleinere Unternehmen zu arbeiten. Die Einwohnerzahl nahm zu, und 1898 wurde der Markt von Āgenskalns eröffnet. Alles deutet darauf hin, dass man eine Apotheke in Āgenskalns brauchte, und die Versetzung der Apotheke aus dem Stadtzentrum, wo es eine große Konkurrenz unter den Apotheken gab, in den Stadtrand war ein sehr weitblickender Schritt.