Die Jesus Kirchen-Apotheke ist die 14. älteste Rigaer Apotheke, gegründet 1814 in der Moskauer-Vorstadt.

Karl Johann Baransky war Gründer der Jesus Kirchen-Apotheke. Über ihn gibt es nur wenig Information. In den Studentenverzeichnissen der Universität von Dorpat ist sein Name nicht erwähnt, dementsprechend hat er an einer anderen Universität studiert. Zwischen 1803 und 1823 war er ein aktives Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins. Noch ist es bekannt, dass Baransky 1817 einen Verweis von der Medizinalverwaltung bekommen hat. Vielleicht deswegen oder auch wegen der anderen Gründe verkaufte er 1817 die Apotheke.

Christian Ernst Rosenberg (1764-1835), der die Kliverholm-Apotheke 1809 gegründet und 1817 verkauft hatte, kaufte in demselben Jahr die Jesus Kirchen-Apotheke. Es scheint, dass die Erlebnisse mit der Eröffnung und dem Verkauf verschiedener Apotheken für Rosenberg nicht fremd waren. Nachdem er erfolgreich die Prüfungen in der kurländischen Medizinalverwaltung 1803 bestanden hatte und als Apotheker bestätigt wurde, eröffnete schon 1804 er die Apotheke in Jaunjelgava (Friedrichstadt), doch wegen der schlechten Geschäftsführung war er gezwungen, die Apotheke 1806 zu schließen, und, um eine Arbeit zu haben, übernahm er die Leitung der Apotheke in Rokischken. Doch auch dort blieb er nicht lange, und schon 1809 gründete er eine Apotheke in Riga. In der Jesus Kirchen-Apotheke arbeitete Rosenberg von 1817 bis 1831, doch die Ergebnisse waren ziemlich traurig. Die Apotheke war völlig vernachlässigt. Nur 800 war die Zahl der Rezepten 1831, die im Laufe eines Jahrs in die Apotheke einkamen. Rosenberg musste die Apotheke wieder verkaufen, damit sie nicht völlig Pleite gehen würde und man sie nicht schließen müsste.

Carl August Heugel (1802-1876) kaufte die Jesus Kirchen-Apotheke, als sie in einen sehr schlechten Zustand gekommen war. Er behielt die Apotheke 45 Jahre lang – von 1831 bis 1876 – und machte sie zu einer vorbildlichen Apotheke.

Carl August Heugel wurde 1802 in Warschau in der Familie eines preußischen Steuerrevidenten geboren. Er bekam eine gute Ausbildung, lernte sowohl im Gymnasium als auch in der Stadtschule von Memel, danach begann er als Lehrling in der neueröffneten Apotheke in Memel zu arbeiten. Schon in seinen Lehrjahren hatte Heugel wissenschaftliche Interessen, und mit großer Leidenschaft widmete er sich dem Botanikstudium. 1821 bestand er die Prüfungen des Apothekerhelfers und ging ins Institut von Trommsdorff, in Erfurt in der Hoffnung darin eintreten zu können. Deshalb schrieb er das Traktat in der lateinischen Sprache „De acido phosphorico“.

Zufällig erfuhr Heugel von einem Bekannten über günstige Arbeitsangebote in Riga. 1824 erledigte er die Formalitäten und 3 Jahre arbeitete als Apothekerhelfer bei S. Ilisch in der Grünen Apotheke. Danach ging Heugel ins Ausland, um die Kenntnisse zu erweitern, und hörte Vorlesungen der Professoren an der Universität in Königsberg. Nach der Rückkehr arbeitete er wieder in der Grünen Apotheke als Rezeptar. 1827 machte er die Provisorsprüfungen. 1831 kaufte Heugel die heruntergewirtschaftete Apotheke Rosenbergs und in einer kurzen Zeit verbesserte wesentlich die Arbeit der Apotheke. 1838 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein, von 1852 bis 1864 war dessen Sekretär, von 1864 bis 1867 – Direktor. 1845 beteiligte sich Heugel an der Gründung des Naturwissenschaftenvereins und leitete die Botanikabteilung des Vereins. 1852 wurde er korrespondierendes Mitglied im Literarischen Verein von Estland. In der Rigaer Pharmazeutenschule unterrichtete er Botanik. 1864 wurde Heugel eingeladen, an der Arbeit der Pharmakopöekommission Russlands teilzunehmen, und er arbeitete den Botanikteil der Pharmakopöe aus. 1864 wurde er Ehrenmitglied des Petersburgischen -, 1865 – des Moskauer Pharmazeutenvereins. C. Heugel war der Autor von 35 wissenschaftlichen Publikationen. Sie wurden in verschiedenen wissenschaftlichen Ausgaben veröffentlicht und waren der Erforschung der Heilpflanzen und der pharmazeutischen Chemie gewidmet. Bis zu seinem letzten Lebenstag leitete er die Jesus Kirchen-Apotheke. C. A. Heugel starb 1876 in Riga.

Johann Adolf Krause (1812-1881) wurde Besitzer der Jesus Kirchen-Apotheke 1877 nach dem Tod von Heugel. Er wurde in Jelgava in der Familie eines aus Königsberg eingereisten Chirurgen geboren. Von 1839 bis 1840 studierte er an der Universität Dorpat und erwarb den Provisorstitel. Von 1844 bis 1877 besaß Krause die Apotheke in Jēkabpils. Er heiratete Luise Adelheid Retting. Seit 1866 war er außeretatmäßiges Mitglied des Riger Pharmazeutenvereins. Nach dem Kauf der Apotheke wurde er zu einem vollberechtigten Vereinsmitglied und 1880 – Ehrenmitglied. Krause starb im November 1881 in Riga. Die Apotheke vermachte er seinem Sohn. Krauses Frau lebte bis 1890.

Alexander Paul Krause (1852-1930) wurde in Jēkabpils in der Familie des Apothekers Johann Adolf Krause geboren. Als Lehrling arbeitete er in der Jesus Kirchen-Apotheke bei Heugel. 1872 erwarb er das Diplom des Apothekerhelfers an der Universität in Dorpat, danach praktizierte er ein Jahr in der Apotheke von Saratow und zwei Jahre – in Moskau bei Karl J. Ferrein (1802-?). Von 1875 bis 1877 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat und erwarb den Provisorstitel. 1877 kaufte sein Vater die Jesus Kirchen-Apotheke, und 1878 übernahm Krause jun. die Leitung dieser Apotheke. 1879 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein. 1892 kaufte Alexander Krause die Vorstadt-Apotheke und verkaufte die Jesus Kirchen-Apotheke, die in Besitz der Familie Krause 15 Jahre lang – von 1877 bis 1892 – war. Bis 1901 arbeitete Krause in der Vorstadt-Apotheke, danach verließ er die Apothekerarbeit und wurde Direktor einer Versicherungsgesellschaft, die das Vermögen gegen die Brände versicherte.

Ewald von Debler (1850- ~1903) kaufte 1892 die Jesus Kirchen-Apotheke und behielt sie bis 1903. Er wurde in Viljandi in der Familie eines Archivars des Bezirksgerichts geboren. Nach der Schule wurde Debler Lehrling in der Apotheke in Valka (Walk) und 1871 bestand die Prüfungen des Apothekerhelfers in Dorpat. Die Erfahrung im Beruf sammelte er in Pernau und Petersburg. Debler studierte Phramazie von 1873 bis 1875 an der Universität von Dorpat. Nach der Erlangung des Provisorsdiploms ging er nach Petersburg, um dort zu arbeiten. Von 1877 bis 1879 war er Apothekeleiter eines Kriegshospitals und bekam für diese Arbeit eine Bronza kriegsmedaille und einen Stanislav-Orden. Von 1880 bis 1884 war Debler Besitzer von kleinen Apotheken in der Nähe Petersburgs, von 1885 bis 1892 beschäftigte er sich mit der Landwirtschaft, denn er hatte das Landgut “Marienhof” in der Nähe von Viljandi gekauft. 1892 kaufte er die Jesus Kirchen-Apotheke von Alexander Krause und begann wieder in seinem Beruf zu arbeiten. 1894 trat Debler in den Rigaer Pharmazeutenverein ein und war von 1896 bis 1900 Vereinsdirektor. Seit 1903 war er Präsident der Hilfskasse. 1903 verkaufte Debler die Apotheke.

Arthur Eugen Zinowsky (1867- ~1930) war der nächste Besitzer der Jesus Kirchen-Apotheke, in dessen Zeit der historische Name geändert wurde, – die Apotheke wurde die Apotheke von Zinowsky genannt.

Arthur Eugen Zinowsky wurde in Jelgava in der Familie eines Kaufmanns geboren. Von 1894 bis 1896 studierte Zinowsky an der Universität in Dorpa und erwarb den Provisorstitel. Von 1899 bis 1901 leitete er eine Apotheke in der Provinz, danach arbeitete er als Provisor in Riga. Zinowsky arbeitete in der Apotheke ziemlich lange – bis 1930. Der Apothekename zeugt davon, dass es der Apotheke gut ging und derer Besitzer ein ehrbarer Mann war, denn man konnte einer Apotheke den Besitzernamen nur dann geben, wenn der Name einen guten Ruf hatte.

Konstantin Koslowsky (1887-1965) kaufte die Apotheke 1930 von Zinowsky, dabei wurde die Apotheke schon seit einem Jahr die Jesus Kirchen-Apotheke genannt. Koslowsky war mit diesem Namen nicht zufrieden, und in demselben Jahr – 1930 – gab er der Apotheke einen anderen Namen – die Neue Marktapotheke. Koslowsky gehörte die Apotheke bis 1940.

1940 übernahm der Pharmaziemagister Arnolds Mednis (1901-1975) Apotheke in Besitz. In der zweiten Hälfte 1940 wurde sie zur Apotheke Nr. 33 der Hauptverwaltung der Apotheken. Von 1941 bis 1944 war die Apotheke in Verfügung der Pharmazieverwaltung und wurde von Arnolds Mednis geleitet. 1944 wurde Mednis wieder Besitzer, aber von 1944 bis 1989 war die Apotheke die 14. Apotheke der Hauptverwaltung der Apotheken, 1989-1991 – die 14. Apotheke der Produktionsvereinigung „Pharmazie“, 1991-1993 – die 14. Apotheke des Staatsunternehmens „Pharmazie“. Mit dem Namen des Staatsunternehmens „Marktapotheke“ arbeitete sie von 1993 bis 1997, als sie dann geschlossen wurde. Medizinhistoriker Arnis Vīksna hat angegeben, dass die 14. Apotheke, die in der Sowjetzeit gearbeitete hatte und sich in der Moskauerstraße 24 befand, als die direkte Nachfolgerin der Jesus Kirchen-Apotheke anzusehen sei. Deshalb lässt es sich behaupten, dass die Jesus Kirchen-Apotheke bis 1997 gearbeitet hat – 183 Jahre lang – und deren letzter Name „die Marktapotheke“ war.

Im Laufe der Jahrhunderte entstanden um Riga herum und die Stadtwälle entlang bewohnte Orte, die man anfangs Außenriga nannte. Aus diesen bewohnten Orten entstanden Vorstädte. Das Territorium in der Nähe der Düna war mit den russischen Kaufleuten verbunden, denn sich hier seit 1642 befand ein russische Hof, der früher sein Zuhause in der Altstadt, in der Umgebung der Bierbrauerstraße gefunden hatte. Hier begann auch der Weg nach Russland – nach Moskau -, deshalb bekam diese zweite Vorstadt den Namen die Moskauer-Vorstadt. Das Territorium der Moskauer-Vorstadt wird in den Geschichtsquellen 1240 als Teil des Rigaer Landkreises erwähnt. Hier befanden sich die Grundstücke des Domklosters und die Mühle des Livländischen Ordens. Als der letzte Wohnort bildete sich in der Moskauer-Vorstadt die Lastadie. Zum Schutz der niedrigsten Stellen dieses Territoriums vor Fluten wurde in der Wende des 16. und 17. Jhs. der Damm von Incis gebildet, den man mit der Zeit als den Weg in die Stadt zu nutzen begann und daraus später ein Teil der Moskauerstraße wurde. In der zweiten Hälfte des 18. Jhs. reichte die Bebauung längs des Weges sogar bis zur Kreuzung, von der ein Weg nach Lubāna (Luban) und der zweite – nach Moskau führte. Den Weg nutzte man als Handels- und Postweg aus, der Riga mit anderen Städten verband. Der Weg wurde der Polozk-, Neurussen- oder Moskauerweg genannt. 1859 nannte man den Wegteil, der ins Stadtterritorium hineinreichte, die Moskauerstraße.

Die Jesuskirche als die erste Steinkirche in der Moskauer-Vorstadt wurde 1636 gebaut. Das erste Mal wurde die Kirche 1656 zerstört, danach wurde sie erneuert und später noch zweimal zerstört. Die jetzige Holzkirche wurde von 1818 bis 1822 nach dem Projekt des Architekten Christian Friedrich Breitkreutz (1781-1820) in der Mitte eines achteckigen Platzes gebaut. Nach dem Niederbrennen der Vorstädte 1812 wurde 1815 der Erneuerungsplan ausgearbeitet, in dem der achteckige Platz für die Kirche speziell vorgesehen war. Die Kirche wurde aus Holz gebaut, da man im Laufe von vielen Jahrhunderten die Gebäude in den Vorstädten nur aus Holz bauen durfte. Die Jesuskirche ist das größte Holzgebäude des Klassizismus in Lettland.

Als das Zuhause der Jesus Kirchen-Apotheke wird immer die Moskauerstraße 24 erwähnt, doch es ist schwer vorzustellen, dass die Apotheke sich durch alle 183 Jahre nur an einem Ort befunden hatte. Es ist möglich, dass die Apotheke im Laufe der Zeit nur ein wenig versetzt wurde, deshalb sind die Veränderungen nicht festgehalten.