Die Kliverholm-Apotheke ist die erste Apotheke, die ihr Zuhause in Pārdaugava fand. In Riga ist sie der Zahl nach die dreizehnte älteste Apotheke, die 1809 gegründet wurde. In verschiedenen Geschichtsabschnitten wurde sie die Kliverholm-Apotheke (nach dem ersten Standort) und die Steinstraßen-Apotheke (als sie sich im Gebäude in der Steinstraße 29 – jetzt 20 – befand) und die Apotheke Müllers (zu Ehren von ihren langjährigen Besitzern – Apothekerfamilie Müller) genannt.

Christian Ernst Rosenberg (1764-1835) – Gründer der Kliverholm-Apotheke – wurde in Nordenburg, Preußen geboren. Über seine Wege als Lehrling und Apothekerhelfer gibt es keine Information, wahrscheinlich war das in Preußen oder Deutschland. Die Apothekerprüfungen bestand Christian Rosenberg 1804 in Petersburg. 1809 eröffnete er die Kliverholm-Apotheke in Riga, danach heiratete er Anna Magdalena Winter. 1817 verkaufte Rosenberg die Kliverholm-Apotheke, an deren Stelle kaufte er die Jesus Kirchen-Apotheke von K. J. Baransky. Nachdem er die Jesus Kirchen-Apotheke bis zu einem sehr schlechten Zustand geführt hatte, verkaufte Rosenberg sie 1831, und in demselben Jahr heiratete er das zweite Mal, diesmal mit Rosina Sophie Wiedemann. Fortan arbeitete Rosenberg als Apotheker in der Apotheke des Kriegshospitals. Er starb im November 1835 im Alter von 71 Jahren.

Friedrich Wilhelm Schmidt (1792-1843) wirtschaftete in der Kliverholm-Apotheke von 1818 bis 1926. Er kam aus Livland, doch man konnte keine Information über seine Lehrlings- und Apothekerhelferjahre finden. Von 1812 bis 1813 studierte Schmidt Pharmazie an der Universität Dorpat und 1813 bestand die Apothekerprüfungen. 1818 kaufte er nicht nur die Apotheke, sondern auch heiratete die Tochter vom Hauptarzt des Rigaer Kriegshospitals Amalie Elisabeth Meinshausen. 1826 verkaufte Schmidt die Kliverholm-Apotheke und arbeitete fortan in den Apotheken von Kriegshospitälern, zuerst in Dünaburg, danach in Mogilev. Schmidt war Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins. Er starb 1843 in Mogilev.

Friedrich Wilhelm Deringer (1800-1876) kaufte die Apotheke 1826, nachdem er den Provisorstitel 1825 an der Universität von Dorpat erworben hatte. Die Apotheke ordnete er nach seinem Geschmack um, und sie arbeitete erfolgreich bis 1837. Danach bekam er die Gelegenheit, eine gute Apotheke im Stadtzentrum zu bekommen, und Deringer verkaufte ohne Zögern seine Apotheke an C. Frederking und kaufte von ihm die Brandts Apotheke. So wurde Deringer Besitzer der Hirsch-Apotheke, aber die Kliverholm-Apotheke kam für eine längere Zeit in die Hände eines guten Wirtes.

Carl Heinrich Frederking (1809-1892) – einer der bedeutender Rigaer Apotheker – kaufte die Kliverholm-Apotheke 1837. Im Jahre 1866 übergab er die Apotheke seinem Sohn und widmete sich anderen Verpflichtungen.

C. H. Frederking wurde in Arnstadt 1809 geboren. Seinem Vater gehörte in Arnstadt das Hotel „Zum Schwan“. Im lokalen Lyzeum bekam Frederking eine gute Mittelschulbildung, nach dem Tod des Vaters kam er 1823 nach Riga und wurde Lehrling in der Schwan-Apotheke bei Prätorius, der Verwandter seiner Mutter war. Seine ganze Freizeit widmete er der Weiterbildung. 1828 bestand er die Apothekerhelferprüfungen in Dorpat und kam nach Riga zu Prätorius zurück. 1830 ging er in die Universität nach Jena. Dort studierte er bei den besten Wissenschaftlern seiner Zeit, lernte viele kennen und schloss Freundschaften. Carl Frederking interessierte sich auch für Poesie, studierte das Schaffen von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1881) und Johann Wolfgang Goethe (1749-1832). Frederking war auch in Bonn, Heidelberg, er ging auch nach Erfurt zu J. B. Trommsdorff (1770-1837), um die Arbeit seiner pharmazeutischen Bildungsanstalt kennen zu lernen. 1833 machte Frederking Provisorsprüfungen an der Universität Dorpat und lernte Carl Claus (1796-1864) kennen. Nach der Rückehr nach Riga 1833 arbeitete er einige Zeit als Provisor in der Grünen Apotheke. Von 1834 bis 1837 verwaltete Frederking die Apotheke Brandts, die er dann von den Erben Brandts abkaufte, und verkaufte sie weiter an F. W. Deringer und an derer Stelle bekam er die Kliverholm-Apotheke. Seit 1837 war er mit Charlotte Pauline Schmöling verheiratet, und sie hatten zwei Söhne. Der älteste Sohn starb bald, nachdem er Philologieprofessor in Dorpat geworden war, aber der jüngste Sohn wurde Apotheker.

1835 gründete Frederking die Rigaer Pharmazeutenschule, in der er fast 50 Jahre lang pharmazeutische Technik, Physik, Pharmakognosie und pharmazeutische Chemie gelehrt hatte. In dieser Schule arbeiteten mehrere bedeutende Rigaer Apotheker, darunter auch E. L. Seezen, F. W. Deringer, K. A. Heugel u. a.

1845 wurde Frederking Mitbegründer des Rigaer Naturwissenschaftenvereins und bald auch Ehrenmitglied in den Pharmazeutenvereinen von Petersburg und Moskau. Zusammen mit A. Peltz war er Delegat in der Generalversammlung der Apotheken Russlands, wo er einen Vortrag über die Apothekentaxe und Pharmakopöen hielt. Nach dem Tod von Carl Claus 1864 wurde Frederking eine Professorstelle an der Universität von Dorpat angeboten, doch er verzichtete sich darauf und ließ diese Stelle J. G. Dragendorf (1836-1898). Auf dem internationalen Apothekerkongress in Braunschweig schloss Frederking Freundschaft mit bedeutenden Pharmazievertretern der damaligen Zeit – Hans Hermann Julius Hager (1816-1897) aus Berlin und Arthur Casselmann (1828-1872) aus Petersburg. 1868 wurde er Ehrenmitglied des Pharmazeutenvereins von Philadelphia.

In den Rigaer Pharmazeutenverein trat Frederking 1834 ein, von 1864 bis 1867 war er Vereinssekretär, von 1867 bis 1880 – Direktor, seit 1868 – Ehrenmitglied. Von 1869 fast bis zu seinem Tod war Frederking Direktor der Rigaer Hypothekenvereinigung. 1873 bekam Frederking zu seinem 50. Arbeitsjubiläum das Diplom des Ehrenmagisters der Universität Dorpat „Magistrum pharmaceuticae honoris causa“.

1874 wurde Frederking Mitglied des Pharmazeutenvereins von Österreich. In demselben Jahr ging er auf Dienstreise zum internationalen Apothekerkongress in Petersburg, wo er sich an der Ausarbeitung der internationalen Pharmakopöe beteiligte. Frederking hatte sehr viele wissenschaftliche Publikationen in den verschiedenen periodischen Ausgaben, die der Geschichte, Pharmakognosie, pharmazeutischen Chemie gewidmet waren. Er schrieb ein Lehrbuch in der Pharmaziegeschichte, in dem er die Pharmazie im historischen Zusammenhang mit denjenigen Wissenschaften, mit denen sie historisch verbunden war, betrachtete. Das Buch erschien 1874 in Göttingen, und man kann es noch heute als einzigartig betrachten. Frederking starb 1892 in Riga.

Alexander Frederking (1841-1904) war der jüngste Sohn seines berühmten Vaters, der auch den Beruf des Vaters gewählt hatte und Apotheker wurde. 1864 bekam er Provisorsdiplom an der Universität in Dorpat und 1866 übernahm die Apotheke des Vaters. A. Frederking leitete sie bis 1870. 1869 kaufte er die Schwan-Apotheke, die der Familie Frederking bis 1892 gehörte. Seit 1865 war A. Frederking Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins, und im Laufe der Zeit war er sowohl Sekretär als auch Direktor gewesen. Indem er in der livländischen Medizinalverwaltung arbeitete, wurde er Staatsrat. Nach dem Tod des Vaters verkaufte A. Frederking die Schwan-Apotheke und ließ sich in Deutschland nieder, wo er 1904 starb.

Karl Gottfried Müller (1829- ~1892) kaufte 1871 die Kliverholm-Apotheke. Der Familie Müller gehörte die Apotheke von 1871 bis 1939. Karl Gottfried beendete die Kreisschule in seinem Heimatort Bauska, und von 1843 bis 1849 war er Lehrling in der Apotheke in Bauska. Die Apothekerhelferprüfungen machte er in Dorpat und praktizierte in der Grünen Apotheke in Riga. Von 1853 bis 1854 studierte Müller Pharmazie an der Universität in Dorpat, danach kam er nach Petersburg, um dort als Provisor zu arbeiten. 1866 heiratete er Ernestine Beate Renaud. Nach einem Jahr – 1871 – kaufte er die Kliverholm-Apotheke von Frederking und arbeitete da erfolgreich bis 1892, als er die Leitung der Apotheke dem Sohn anvertraute. Seit 1871 war Karl Gottfried Müller Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins und beteiligte sich an der Arbeit des Vereins. Seit 1892 lebte er in Riga als Privatperson.

Die Apotheke hat mehrere Namen gehabt. Es ist möglich, dass Müllers die Namensänderung der Apotheke geplant haben, denn „die Steinstraßen-Apotheke“ klang ziemlich gut und stellte den Standort der Apotheke dar. Die Benennung der Apotheke nach den Nachnamen des Besitzers konnte die Apotheke übernehmen, weil die Apotheke 68 Jahre lang in Besitz einer Familie war und es kein Wunder war, dass man sie im Volk „die Apotheke Müllers“ nannte.

Karl Edgar Müller (1867-1945) – Sohn des Apothekers – lernte im Stadtgymnasium und danach in der Apotheke des Vaters. 1887 bestand er die Apothekerhelferprüfungen, danach kam er in die Apotheke des Vaters zurück. Um eine größere Erfahrung zu sammeln, wechselte er nach einiger Zeit in die Anspachs Apotheke und schließlich praktizierte er in einer der Apotheken von Petersburg. Von 1890 bis 1892 studierte Karl Edgar Pharmazie an der Universität in Dorpat, und gleich nach dem Studium übernahm er die Leitung der Apotheke des Vaters. 1898 heiratete er Ellen Baumgarten und arbeitete auch weiter in seiner Apotheke, die er 47 Jahre lang geleitet hatte.

1933 änderte die Apotheke Müllers den Standort. Nach 124 Jahren verließ sie das Gebäude in der Steinstraße und kam ins Haus in der Schiffstraße 11. An diesem neuen Ort blieb die Apotheke nur 11 Jahre, und die Benennung der Apotheke nach dem Nachnamen des Besitzers wurde offiziell. Das Jahr 1939 brachte Veränderungen mit. Für ein Jahr kam die Apotheke in Besitz der AG „UTAG“, denn offensichtlich in diesem Jahr wanderte die Familie Müller nach Deutschland aus. 1940 wurde Pharmaziemagister Jēkabs Siliņš (1898-?) nur für ein Jahr Besitzer der Apotheke. In seiner Zeit bekam die Apotheke einen neuen Namen – die Siegesapotheke. 1940/1941 gehörte sie der Hauptverwaltung der Apotheken und bekam Nr. 55. Von 1941 bis 1944 gehörte die Siegesapotheke der Pharmazieverwaltung und wurde wieder von Pharmaziemagister Jēkabs Siliņš geleitet. 1944 wurde die Siegesapotheke geschlossen.

Auf solche Weise endete das Leben noch einer Apotheke von Riga. Es ist schade, denn sie konnte zu einem gewissen Andenkenzeichen für Carl Heinrich Frederking werden – für einen Apotheker, dessen Beitrag für die Entwicklung der Pharmazie und der pharmazeutischen Bildung unschätzbar ist. Seine Forschungsarbeit und die Ausbildung der künftigen Pharmazeutengeneration könnten als Beispiel dienen, doch leider haben wir keinen Platz, wo wir ihn ehren könnten, – es gibt weder seine Apotheke noch seinen Grab, der höchstwahrscheinlich irgendwo auf dem Großen Friedhof gewesen sei. Das grausame 20. Jahrhundert hat alles weggewischt, uns ist nur sein der Pharmaziegeschichte gewidmetes Buch geblieben, woraus wir lernen können. Die Kenntnisse sind der einzige Schatz, den man einem nicht wegnehmen kann.

Und noch ein paar Worte über den Standort der Apotheke – Kliverholm. Die Düna war immer reich an Inseln. Eine davon befand sich Riga gegenüber, am linken Flussufer zwischen Ķīpsala und Mūkusala. Sie nahm das Territorium von der Düna bis zum Siegespark ein, und vom Festland wurde sie von einem Flussarm der Düna abgeteilt. Der Flussarm begann im 19. Jh. zu versanden und wurde zugeschüttet. Anstatt von sumpfigen Wiesen das Flussarmufer entlang bildete man später den Siegespark.

Jetzt ist die Insel zu einem kleinen Halbinsel geworden, die sich in die kleine Bucht von Āgenskalns hineinstreckt. Als die zweite Grenze der Halbinsel kann man den Graben von Kīleveins betrachten, der in die Düna bei der Eisenbahnbrücke hineinfließt.

Die Insel wurde zum ersten Mal 1248 erwähnt. Im 16. Jh. gehörte sie dem Zisterzienserinnenkloster. Schon im 17. Jh. war die Insel dicht bewohnt. Hier lebten die Mastsortierer, Besitzer von Lastkähnen und Treidler. Der Name der Insel entstand Ende des 17. Jhs. von dem Nachnamen von D. Kliver, der die Insel für die Einrichtung der Lagerhäuser für Holzmaterialien mietete. Zuerst verband eine Fähre die beiden Ufer der Düna, im Laufe des 18. Jhs. – eine Flossbrücke.

1764 baute man durch den Kliverholm einen neuen breiten Weg in die Hauptstadt des kurländischen Herzogtums Jelgava. Man nannte die Vorstadt, die hier allmählich entstand, die Jelgava-Vorstadt. Die Eröffnung der Apotheke war in diesem Territorium Anfang des 19. Jhs. völlig gesetzmäßig, denn die Einwoherzahl war groß genug, damit eine Apotheke Gewinn bringen konnte. Dort, wo man die Apotheken brauchte, entstanden sie und arbeiteten Jahrhunderte lang.

So lebte die Kliverholm-Apotheke im Territorium des Kliverholms 135 Jahre lang.