Die Altstadt-Apotheke ist der Zahl nach die 15. älteste Apotheke in Riga, doch in der Zeit ihrer Gründung waren die drei ältesten Apotheken schon geschlossen, deshalb war die Altstadt-Apotheke die 12. Sie wurde 1820 eröffnet. Um in dieser Zeit eine Apotheke zu eröffnen, brauchte man eine große Unternehmungslust, denn es gab schon auf 40 Tausend Rigaer Einwohner 11 Apotheken. Ursprünglich wurde die Apotheke nach den Nachnamen der Besitzer genannt, und erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. bekam sie den Namen „die Altstadt-Apotheke“ – nach ihrem Standort in der Weberstraße, denn bis zu dieser Zeit gab es keine Altstadt, es gab nur Riga.

Karl Eduard Loesewitz (1795-1863) – Gründer der Altstadt-Apotheke – wurde in Livland geboren, von 1814 bis 1816 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat und 1816 machte die Provisorsprüfungen. Nachdem Loesewitz 1820 die Konzession für die Eröffnung der Apotheke bekommen hatte, handelte er energisch und zielstrebig, damit 1821 die Apotheke ihre Arbeit anfangen sollte. Seit 1821 war Loeswitz Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins, nahm an der Arbeit der Komitee für die Kultivierung der Heilpflanzen teil, aber von 1843 bis 1849 nahm er das Amt des Vereinsdirektors ein, da er der Älteste von allen Vereinsmitgliedern gewesen war. Seit 1854 war er Teilnehmer der Stiftung für Witwenhilfe. Er starb 1863 in Riga und vermachte die Apotheke seinem Sohn.

Johannes Loesewitz (1839- ~1889) wurde in Riga in der Familie des Apothekers K. E. Loesewitz geboren, 1864 und 1865 studierte er Pharmazie an der Universität Dorpat und erwarb das Provisorsdiplom. 1867 begann Loesewitz jun. als Provisor, es scheint, in der Apotheke seines Vaters zu arbeiten, die von 1863 bis 1868 gewartet hatte, bis der neue Besitzer den Beruf erlernen wird. Von 1863 bis 1865 leitete Provisor Ludwig August Nikolai Kieseritzky (1836-1905) die Altstadt-Apotheke. 1868 übernahm Johannes Loesewitz die Apotheke des Vaters und trat in den Rigaer Pharmazeutenverein ein. 1881 verkaufte er die Altstadt-Apotheke und wohnte selbst abwechselnd im Kurort in Meran und in Riga, diese Tatsache könnte von ernsten Gesundheitsproblemen zeugen.

Valerian Karing (1848- ~1899) kaufte die Altstadt-Apotheke 1881. Er wurde in Riga geboren. Von 1862 bis 1866 besuchte er das Realgymnasium, und von 1866 bis 1870 war er Lehrling in der Schwan-Apotheke. Er machte die Prüfungen des Apothekerhelfers 1870 in Dorpat und praktizierte in den Apotheken in Gatschin und Petersburg. Er studierte Pharmazie 1873 und 1874 an der Universität in Dorpat und erwarb das Provisorsdiplom. Seit 1874 war er Apothekebesitzer in Schlüsselburg in der Nähe Petersburgs und blieb dort bis 1880. Als er nach Riga zurückgekommen war, wurde er 1881 Besitzer der Apotheke Loesewitzs, und 1882 trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein. 1899 verkaufte Karing die Apotheke, verließ den Pharmazeutenverein, wurde Ehrenmitglied des Vereins und lebte weiter wie eine Privatperson.

Abram Kowarsky (1859- ~1902) war Arzt und bekam die Apotheke 1899. Über ihn gibt es sehr wenig Information – er wurde 1859 geboren, das Arztdiplom bekam er 1887 und praktizierte in Riga von 1899 bis 1901, danach ging er nach Petersburg. A. Kowarsky war Apothekebesitzer, doch faktisch wurde die Apotheke vom Provisor Friedrich Reisenberg (1864-?) von 1899 bis 1903 geleitet.

Emil Freischütz (1855- ~1905) gehörte die Altstadt-Apotheke von 1901 bis 1905. Er wurde in Jelgava geboren, den Apothekerberuf lernte er in der Apotheke Buchardts in Riga, 1876 bestand die Prüfungen des Apothekerhelfers in Dorpat, danach praktizierte in Petersburg, Riga und Valmiera. Von 1884 bis 1886 studierte Freischütz Pharmazie an der Universität Dorpat, 1886 erwarb er das Provisorsdiplom und arbeitete in der Schwan-Apotheke in Riga bei Alexander Frederking. Von 1894 bis 1901 war er Apothekebesitzer in Jelgava, dort gehörte ihm auch eine Tintenfabrik. 1901 kaufte er die Altstadt-Apotheke und 1902 wurde Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins. 1905 verkaufte Freischütz die Altstadt-Apotheke.

Isidor Perl (1870- ~1941) kaufte die Apotheke und war derer Besitzer von 1905 bis 1913. Perl studierte Pharmazie an der Universität in Kasan und beendete das Studium 1897. Perl war Provisor, doch ab und zu vertraute er die Leitung der Altstadt-Apotheke anderen: 1905 und 1906 Pharmaziemagister Leib Levitas (1872-?), von 1906 bis 1911 leitete der Besitzer selbst die Apotheke, 1911/1912 leitete Provisor Simon Viljenkin (1881- ~1940) und 1912 – Provisor Gustav Kemfe. Was weiter passiert ist, ist uns nicht bekannt. Wahrscheinlich musste die Apotheke nach einem neuen Besitzer suchen.

Karl von Pauer (1869- ~1915) war anfangs nur Apothekerhelfer. Er kaufte die Apotheke 1914. Von 1912 bis 1915 leitete Provisor Jēkabs Demeiks (1883- ~1940) die Apotheke. Die Altstadt-Apotheke war damals ziemlich groß, da arbeiteten 3 Apothekerhelfer und 3 Lehrlinge. Von 1915 bis 1921 war Provisor Maksis Berics (1871- ~1953) der Verwalter der Apotheke. Bald nach den Kriegen und Unruhen wechselte die Apotheke ihren Standort, sie blieb in der Weberstraße, nur in einem anderen Gebäude.

Die Altstadt-Apotheke wurde 1921 umregistriert, und von da an hatte sie einen neuen Besitzer – Provisor Rūdolfs Mešķeris (1888-1964), der sein Diplom 1921 an der Universität von Dorpat erworben hatte und sehr bald den Traum aller Apotheker erfüllt hatte, nämlich seine eigene Apotheke zu besitzen. Er arbeitete energisch, um die Altstadt-Apotheke nach allem Wirrwarr in Ordnung zu bringen. 1926 richtete R. Mešķeris das chemisch pharmazeutische Laboratorium ein, wo er verschiedene Präparate vorbereitete, die man in einem speziell eingerichteten chemisch bakteorologischen Laboratorium testete und in der Apotheke verkaufte. In Besitz von Mešķeris blieb die Apotheke und das Laboratorium bis 1931, als er sie dem letzten Privatbesitzer verkaufte.

Dāvids Garbers (1884- ~1940) arbeitete in der Altstadt-Apotheke zusammen mit seinen Familienmitgliedern – Apothekerhelfer Zamuels Garbers (1888- ~1940) und Praktikanten Šaja Garbers – von 1931 bis 1940. In dieser Zeit arbeitete auch das Laboratorium genug aktiv und stellte Zahnpasta, Haarfarbe und verschiedenene Cremes her. Das Laboratorium hieß damals das chemisch pharmazeutische und kosmetische Laboratorium „Brüder Garber“. Dāvids Garbers war Provisor, hat 1915 die Universität in Dorpat absolviert. Es ist bekannt, dass er von 1920 bis 1931 als Provisor in der Apotheke von Bulduri arbeitete. Zamuels Garbers erwarb das Diplom des Apothekerhelfers 1917 in Dorpat, aber Šaja Garbers wird 1931 als Pharmaziestudent erwähnt. Dāvids und Zamuels Garber kamen ums Leben möglicherweise während des Holocausts. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelten sie als vermisst, denn man weiß nichts über ihr Schicksal während des Krieges.

Laut des Dekrets vom 28. Oktober 1940 des Präsidiums des Obersten Sowjets der LSSR wurde die Apotheke Garbers nationalisiert und wurde zur Apotheke Nr. 6 der Hauptverwaltung der Apotheken. David Fingerhut (1876- ~1940) wurde Apothekeleiter. Er war Apothekerhelfer mit der Arbeitserfahrung von 40 Jahren. Während der deutschen Okkupation wurde die Apotheke nicht privatisiert, denn sie hatte den Juden gehört. Die Apotheke bekam ihren historischen Namen zurück. Von 1941 bis 1945 verwaltete Žanis Bērziņš (1897-?) die Apotheke. Er hat sein Diplom an der Universität Lettland erworben. Im Krieg erlitten die Apotheke und das Apothekegebäude praktisch keine Schaden. Von 1944 bis 1989 war die Altstadt-Apotheke die 6. Apotheke der Hauptverwaltung der Apotheken. 1946 verwaltete Provisorshelfer Tobiass Gurvičs (1895- ~1950) die Apotheke. In der Apotheke arbeiteten 9 Angestellte. Mit der Zeit wurde die Apotheke größer, und bald war sie eine der bedeutendsten Apotheken Rigas. Seit 1965 wurde die Apotheke von Ausma Dzirnekle geleitet. Sie wusste die Apothekearbeit auf ein hohes Niveau zu heben. Der günstige Standort, die interessante Innenausstattung und die hohe Qualifikation der Angestellten gewährleisteten der Apotheke viele Kunden. Von 1989 bis 1991 wurde die Apotheke die 6. Apotheke der Produktionsvereinigung „Pharmazie“ genannt, 1991-1992 – 6. Apotheke des Staatsunternehmens „Pharmazie“, 1992-1997 – die Altstadt-Apotheke, seit 1997 – die Rigaer Altstadt-Apotheke.

Das Zuhause der Altstadt-Apotheke war seit der Gründung die Weberstraße. Das ist eine der Straßen des alten Rigas, die in den Urkunden schon 1392 erwähnt wurde. Anfangs wurde die Straße Biberstraße genannt, denn sie begann am Bibertor. Danach, indem man den Namen aus dem Niederdeutschen in die lettische Sprache übertragen hatte, wurde sie zur Veverstraße und schließlich – zur Weberstraße. Man weiß, dass 1910 die Apotheke im Haus in der Weberstraße 15 war. Das Apothekehaus gehörte vier Besitzern. Außer der Apotheke gab es in dem Haus noch Friseursalon, Silber- und Uhrengeschäft, Obstladen, Modeatelier, Zahnarztpraxis und Telefonbüro und -zentrale. Das Gebäude wurde abgerissen, um 1935 nach dem Projekt des Architekten Dāvids Zariņš (1892-1980) an dieser Stelle das Telefonzentralegebäude im Stil des Funktionalismus zu bauen. 1921 war die Adresse der Apotheke schon die Weberstraße 20. Das ist ein Mietshaus, gebaut in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. nach dem Niederreißen der Stadtwälle, mit Geschäftsräumen im Erdgeschoss und 8 Wohnungen in den obersten Stockwerken. Die Apotheke befindet sich dort noch heute.