Die Apotheke der Alexanders-Höheanstalt wurde 1824 gegründet und ist die 17. älteste Apotheke in Riga. Die Apotheke wurde vom Livländischen Kollegium allgemeiner Fürsorge gegründet, das Kollegium kümmerte sich auch um geistig Kranke. Als man in Riga die Alexanders-Höheanstalt eingerichtet hatte, wurde neben der auch eine Apotheke eröffnet. Die Alexanders-Höheanstalt, später das Alexanders- Höhekrankenhaus, das Republikanische Psychoneurologische Krankenhaus, GmbH „Zentrum der Psychiatrie“, ist die älteste psychiatrische Heilanstalt im Baltikum und funktioniert noch heute. Man nimmt an, dass die Apotheke der Alexanders-Höheanstalt  den Namen für die Apothekenstraße gegeben habe, die anfangs in der lettischen Sprache als Apothekerstraße genannt wurde.

Der Grundstein der Wohltätigkeitsanstalt wurde am 10. Mai 1820 gelegt. Der interessante Name kommt aus 1710, als die russische Armee Riga umlagerte und Generalfeldmarschall von Peter I. Alexander Menschikov (1673-1729) den Befehl erteilte, die schwedischen Schiffe in der Rigaer Bucht zu beschießen. Deshalb wurde eine Schanze am rechten Ufer der Sarkandaugava gerade an der Mündung eingerichtet, wo es eine hohe Stelle gab. Den Erdwall oder die Befestigung nannte man zu Ehren von Menschikov die Alexanderschanze oder die Alexanders-Höhe.

Nach der Kapitulation Rigas befahl Peter I. in der Alexanders-Höhe den Zweiten Kaisergarten einzurichten. An Ufern der Düna wurde der Eichenhain angebaut. 1721 der Bau des Schlosses wurde angefangen. Der Garten wurde auf einem Hang wie eine Terrasse eingerichtet. Auf der obersten Terrasse hatte man ein Becken, auf der unteren Terrasse gab es Springbrunnen. Im Garten waren viele Linden- und Kastanienalleen und auch einen Rosengarten. Von der hohen Stelle hatte man eine schöne Aussicht auf den Fluss und das Ufer, das mit Sommerhäusern bebaut wurde. Nach dem Tod Peters I. verlor der Garten leider bald seinen Glanz. Schon Ende des 19. Jhs. waren das Schloss und die Lauben zusammengefallen, die Teiche – zugewachsen, die Springbrunnen funktionierten nicht mehr und die Bäume wurden nicht mehr gepflegt.

1818 war russischer Zar Alexander I. (1777-1825) in Riga zu Besuch. Er besuchte die Haftstelle in der Zitadelle und war mit den Umständen, in denen die geistig Kranken lebten, unzufrieden. Die in der Rigaer Festung 1786 eröffnete Besserungsanstalt war etwas zwischen einem Krankenhaus und einem Gefängnis. Das war ein dreistöckiges Steingebäude, in zwei unteren Stockwerken wurden die Gefangenen gehalten, im obersten Stockwerk – die geistig Kranken. Außerdem wurden hier auch diejenigen Menschen eingesperrt, die Haut- und venerische Krankheiten hatten. Drei Räume wurden in kleine Kammern geteilt, in denen man die unruhigen und aggressiven Patienten hielt. In den übrigen Räumen wohnten mehrere Kranke zusammen. Alle Insassen der Besserungsanstalt wurden streng bewacht.

Für Alexander I. schien solche Anstalt unangemessen, und er erteilte den Befehl, passende Räume für die Unterbringung der geistig Kranken zu finden. Da man in Riga keinen passenden Ort für diesen Zweck fand, beschloss man neue Gebäude zu bauen. Nach der Bitte des baltischen Generalgouverneurs Marquis Philip Paulucci (1779-1849) schenkte Alexander I. 1819 dem Livländischen Kollegium allgemeiner Fürsorge den Zweiten Kaisergarten, wo man ein Krankenhaus bauen konnte. Die Gebäuden wurden 4 Jahre gebaut und 1824 begann die Alexanders-Höheanstalt ihre Arbeit. Sie bestand aus einem Irrenhaus, Krankenhaus für venerische Krankheiten, einer Abteilung für sozial pflegbare Invaliden, Abteilung für Zwangsarbeit (Arbeitshaus) und 1837 – einem Zuchthaus.

Der erste Verwalter der Apotheke der Alexanders-Höheanstalt war Schwager von David Hieronymus Grindel (1776-1836) Christian Friedrich Schmidt (1796-1825), der gleichzeitig auch in der Krons-Apotheke arbeitete. C. Schmidt verwaltete die Apotheke nur für eine kurze Zeit, am 2. April 1825 starb er. Zum Nachfolger von Schmidt wurde noch ein Verwandter von D. H. Grindel – Ernst Friedrich Trull (1791-1871). Trull wurde in Hannover in der Familie eines Musikers geboren. 1822 bestand er in Dorpat die Pharmazeutenprüfung I. Klasse und arbeitete als Apothekerhelfer in der neugegründeten Apotheke der Alexanders-Höheanstalt. 1824 heiratete er Charlotte Amalie, verw. Meredig, geb. Schmidt – die Schwester von Christian Schmidt und Schwägerin von D. H. Grindel. Wie man sieht, waren die Erbtraditionen einer Apothekerstelle auch in der Apotheke der Alexanders-Höheanstalt gültig, obwohl sie keine Privatapotheke war. 1824 übernahm Trull die Aufgaben des Provisors von Christian Schmidt, und gleichzeitig war er auch Hauptaufseher in der Alexanders-Höheanstalt anstelle des erkrankten Ernst Heinrich Helmann. Es ist möglich, dass Trull die Apotheke der Alexanders-Höheanstalt  bis 1830 gewesen war. Von 1830 bis 1838 war er Apotheker in der Rigaer Krons-Apotheke, danach – lange Jahre Apotheker in der Krons-Apotheke in Kiew, die hauptsächlich die Apotheken Russlands und des Kaukasus mit Medikamenten versorgte. Ernst Trull starb 1871 in Riga.

Über den Nachfolger von Trull gibt es kaum Information. Es ist nur bekannt, dass er Provisor Rogaļskis war, der 1847 starb. Die Apotheke spielte offensichtlich eine große Rolle in der Anstalt, denn nach dem Tod von Rogaļskis suchte man eilig nach einem neuen Apotheker, der unverzüglich mit seiner Arbeit anfangen sollte, denn es wurde keine Unordnung in der Krankenhausapotheke geduldet. Der erste Kandidat war Ferdinand Schultz (1808- ~1860), geboren in Vilnius, er studierte Pharmazie von 1828 bis 1829 an der Universität in Dorpat. F. Schultz besaß seit 1844 die Kleine Apotheke in der Neustraße und der Arztvorstand des Gouvernements deutete darauf hin, dass er deshalb kein Apothekeverwalter sein darf. F. Schultz war bereit, seine Apotheke zu verkaufen, doch er musste das nicht machen, denn Provisor Friedrich Klever wurde zum Leiter der Apotheke im Alexanders-Höhekrankenhaus ernannt. Ferdinand Schultz arbeitete auch weiter erfolgreich in der Kleinen Apotheke, aber die Apotheke im Alexanders-Höhekrankenhaus bekam einen Apotheker für die nächsten 17 Jahre.

Friedrich Klever (1818-1865) kam aus Kurland, als Lehrling arbeitete er in der Apotheke von Wilhelm Johann Kreutzer (1793- ~1843) in Bauska und in der Apotheke von Karl Georg Tietjens (1815-?) in Rūjiena. 1842 bestand er die Apothekerhelferprüfung, im Mai 1847 – auch die Provisorsprüfung an der Universität in Dorpat. Es ist seltsam, dass man zum Leiter der Apotheke in einer ernsten Anstalt einen Menschen wählte, der nur vor kurzem den Provisorstitel erworben hatte und keine beachtliche Erfahrung in der Arbeit der Apotheke gehabt hatte. Dank der Empfehlungen wurde Klever Apothekeleiter im Alexanders-Höhekrankenhaus und blieb in diesem Amt bis zu seinem Tod 1865.

Nach dem Tod von Klever wurde Ludwig August Nikolai Kieseritzky (1836-1905) Apothekeverwalter im Alexanders-Höhekrankenhaus. Er war Sohn des Stadtsekretärs von Cēsis, hat in der Rigaer Domschule gelernt, von 1861 bis 1862 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat. Nach dem Erwerb des Provisorstitels leitete Kieseritzky die Altstadt-Apotheke von 1863 bis 1865, bis er Apothekeverwalter im Alexanders-Höhekrankenhaus wurde, doch in diesem Moment lebte die Apotheke ihre letzten Tage. 1867 hörte die Apotheke auf zu arbeiten, denn schon am 15. März 1866 hatte Kieseritzky die Erlaubnis erhalten, eine Apotheke der Alexanders-Höheanstalt gegenüber zu eröffnen. Die Eröffnung einer Apotheke in der Alexanders-Höhe schien schon einige Zeit vorher verlockend – 1856 bat Klever um die Konzession für die Apothekeeröffnung, doch er hatte Pech gehabt. 1867 wurde die Alexanders- Höheapotheke, später die Apotheke von Sarkandaugava eröffnet, die auch heute arbeitet. Die Alexanders- Höheapotheke übernahm die Aufgaben der Krankenhausapotheke. Schon am 31. Dezember 1866 unterschrieb Kieseritzky einen Vertrag mit Livländischem Kollegium allgemeiner Fürsorge über die Medikamentenlieferung an die Alexanders-Höheanstalt für die Bezahlung – 3 Kopeken für jeden Tag, den der Kranke im Krankenhaus verbringt, unabhängig davon, ob er die Medikamente nimmt oder nicht. Der Vertrag wurde anfangs für 10 Jahre abgeschlossen, später wurde er auf eine unbefristete Zeit verlängert. Kieseritzky war sein ganzes Leben lang ein energischer und pflichtbewusster Mensch. Er war Besitzer der Alexanders- Höheapotheke bis 1893, dann verkaufte er sie und kaufte die Schwan-Apotheke, in der er ordentlich arbeitete und sie seinen Kindern vererbte.

Die Alexanders- Höheapotheke arbeitete 43 Jahre – es scheint sehr wenig, doch ihre Bedeutung ist groß, denn sie war eine der ersten Krankenhausapotheken in Riga. Es bleiben natürlich die Fragen, ob man eine Krankenhausapotheke den privaten Interessen opfern sollte, ob die Patienten in dieser Situation Gewinner waren und ob von der Seite der Anstalt das ein rationaler Schritt war, die Apotheke aufzugeben oder auch hier andere höhere Mächte im Spiel waren und deren Interessen Vorrang hatten. Eine bekannte Situation, nicht wahr?