Die Lastadie war einer der ältesten Wohnorte in den Vorstädten von Riga. Ihr Name wurde zum ersten Mal 1348 erwähnt. Der Name stammt aus einer alten großen Maßeinheit für Schüttgut und flüssige Waren – Last. In Last maß man die Getreidemenge, zum Beispiel waren in einer Last 45 Lof Roggen. Für andere Waren wie Asche, Heringe, Leinsamen oder Flüssigkeiten rechnete man Last in Fässern. Gewöhnlich war 1 Last 12 Fässer.
Die Lastadie befand sich außerhalb der Stadtwällen, am Ufer der Düna, unweit vom Befestigungsgraben der Stadt, am Anfang der jetzigen Moskauerstraße, und war seit alten Zeiten mit dem Handel verbunden. In der Lastadie gab es Lagerräume der Kaufleute und auch einige Wohnhäuser, die 1377 gegründete Seilfabrik, die im Jahre 1442 gegründete Werft und die Kalkbrennerei der Stadt, die im 16. und 17. Jh. tätig war. Seit dem 17. Jh. war dieses Territorium das Handelszentrum der russischen Kaufleute in Riga. Im 18. Jh. wurde die Lastadie Teil der Moskau-Vorstadt in Riga.
Die Lastadie-Apotheke ist die achte älteste Apotheke in Riga und die letzte, die im 17. Jh. eröffnet wurde. Die Eröffnung der Apotheke war ein Versuch, die Einwohner der Vorstädte mit den Medikamenten zu versorgen. Ende des 17. Jhs. war die Einwohnerzahl in Rigaer Vorstädten gründlich gestiegen. An kurzen Herbst- und Wintertagen wurden die Stadttore früh geschlossen, nämlich mit dem Eintreten der Dunkelheit, und danach konnte niemand in die Stadt hineinkommen. Das bedeutete, dass es für diejenigen, die außerhalb der Stadtwälle wohnten, nur begrenzte Möglichkeiten bestanden, die Medikamente zu kaufen. Deshalb bat der Rigaer Rat schon 1690 Arnold Steuerhold seine Apotheke in die Vorstadt zu versetzen. Er war einverstanden, doch er wählte die Große Sandstraße (in der Petersburg-Vorstadt), und für die Versetzung der Apotheke verlangte er das Monopolrecht auf den Verkauf der Medikamente in den Vorstädten. Nach dem Tod von Steuerhold 1694 verzichtete seine Witwe auf dieses Monopolrecht, und dann bewilligte der Rigaer Rat die Konzession für die Eröffnung der zweiten Apotheke in der Vorstadt – in der Lastadie – für Christian Ohl (1659-1710). Die Apotheke wurde 1695 eröffnet. Sie befand sich hinter dem Karlstor, am Ufer der Düna – nach dem jetzigen Stadtplan – gleich hinter dem Zentralmarkt. Bei der Bekräftigung der Konzession bestimmte der Rat, dass Ohl die neue Apothekenordnung streng befolgen musste und dass er keine Interessen der Kaufleute verletzen darf. Ohl war ein erfahrener Apotheker, denn seit 1680 hat er in der Wohlers Apotheke in Riga gearbeitet – zuerst als Lehrling, dann als Geselle und später als Provisor. Dank der Protektion von Wohler bekam Ohl die Konzession für die Eröffnung der Lastadie-Apotheke und wurde Apothekebesitzer, doch ruhig arbeiten konnte er nur ungefähr 8 Jahre. 1703 musste Ohl die Leitung der zweiten Apotheke auf sich nehmen, denn sein Schwiegervater Ernst Berens an einer geistigen Krankheit litt und seine Kleine Apotheke nicht leiten konnte. Ohl musste zwei Apotheken gleichzeitig leiten und für den kranken Schwiegervater sorgen, doch schon 1709 kam es dazu, dass Ohl die Kleine Apotheke von seinem Schwiegervater abkaufen sollte. Das machte er auch und im Sommer 1709 wurde Besitzer von zwei Apotheken. Die Zeit verlief schnell, er arbeitete sehr viel, und niemand konnte voraussehen, dass alles ein plötzliches Ende nehmen wird, doch genau das passierte. Die russische Belagerung, Beschießung, Hunger und die Große Pest durchkreuzten alle Pläne. Nach einem Jahr – im Sommer 1710 – starb Ohl an der Pest. Die Lastadie-Apotheke wurde geschlossen und erneuerte ihre Arbeit nicht mehr, denn die Einwohnerzahl war in den Vorstädten nach der Großen Pest so gering, dass die Vorstädte wie ausgestorben schienen.
Das Leben der Lastadie-Apotheke endete tragisch. Sie funktionierte nur 15 Jahre. Doch für die Einwohner der Vorstadt war ihre Arbeit sicher von großer Bedeutung, und vermutlich vermissten viele danach diese Apotheke.