Die Homöopathische Apotheke ist die älteste solche Einrichtung im Baltikum, und nach der Chronologie ist sie die 19. älteste Apotheke in Riga. Die Apotheke wurde 1833 gegründet und war die erste homöopathische Apotheke nicht nur in Lettland, sondern im ganzen russischen Imperium. In Moskau und Petersburg wurden die homöopathischen Apotheken erst 1857 eröffnet. Das Bedrüfnis nach solcher Apotheke entstand schon in den 20-er Jahren des 19. Jhs., als in Lettland sich die Lehre des deutschen Arztes und Apothekers Samuel Hahnemann (1755-1843) verbreitete. In dieser Zeit begannen auch die ersten Ärzte – Homöopathen in Riga zu wirken, die nicht nur neue Heilmethoden verwendeten, sondern auch Medikamente verschrieben, die man nach einer speziellen Technologie herstellen musste. Deshalb brauchte man eine spezielle Apotheke, die homöopathische Medikamente herstellten konnte und auch die wachsende Nachfrage nach denen befriedigen konnte.
Deshalb suchte der Rigaer Pharmazeutenverein nach den Möglichkeiten, eine homöopathische Apotheke in Riga zu gründen. Im Auftrag des Vereins schlugen mehrere bekannte Rigaer Apotheker, wie K. Loesewitz, F. W. Deringer, J. V. Neumann und J. J. Haase den höheren Behörden vor, eine Erlaubnis für die Eröffnung einer homöopathischen Apotheke zu erteilen. So wurde am 4. November 1833 dank der Initiative des Rigaer Pharmazeutenvereins die erste homöopathische Apotheke in Riga eröffnet. Die Apotheke fand ihr Zuhause schon seit dem ersten Tag in der Wallstraße, und bis 1907 befand sich das Apothekehaus in dieser Straße. Später wurde anstelle des Hauses das Gebäude des Wirtschaftsladens der Armee gebaut. Die homöopathische Apotheke gehörte dem Pharazeutenverein, und ihre Besitzer waren von 1833 bis 1895 Rigaer Apotheker – Friedrich Wilhelm Deringer (Hirsch-Apotheke), Karl Loesewitz (Altstadt-Apotheke), Carl Frederking (Kliverholm-Apotheke), Johann Neumann (Blaue Apotheke), Ferdinand Schultz (Elephanten-Apotheke), August Walter (Suvorov-Apotheke) und Karl August Schöning (Löwen-Apotheke). Der erste Verwalter der homöopathischen Apotheke wurde 1833 Provisor Linde. Es ist möglich, dass das August Friedrich Magnus Linde (1812-1848) gewesen ist. Von 1848 bis 1888 leitete Provisor Ferdinand Niederlau (1814-1888) die Apotheke, der gleich nach dem Studium an der Universität in Dorpat 1847/1848 die Arbeit in der homöopathischen Apotheke begann und verbrachte dort den Rest seines Lebens. Die Apotheke wurde bald berühmt und versorgte mit den homöopathischen Medikamenten nicht nur das ganze Baltikum sondern auch viele Bezirke Russlands. Nach dem Tod von Niederlau 1888 wurde Arthur Junger (1851-1927) Verwalter der Apotheke. Sein Weg zum Apothekerberuf war nicht einfach. An der Universität in Dorpat studierte er zweimal: 1879-1880 und 1885-1886, und dann erwarb er den Provisorstitel. Inzwischen – 1880-1884 – beschäftigte Junger sich mit Landwirtschaft, aber 1887 besuchte er die Schweiz. Nachdem er in die Homöopathische Apotheke gekommen war, lernte er Homöopathie kennen und wurde derer Enthusiast und aktiver Unterstützer. Unter der Leitung von Junger erweiterte die Apotheke dank der Energie, Arbeitsfreude, hervorragenden Kenntnissen und Glauben an Homöopathie ihres Leiters ihre Arbeit bedeutend.
1895 wechselte die Homöopathische Apotheke den Besitzer. An einigen Stellen kann man die Information finden, dass Arthur Junger gleich der Apothekebesitzer geworden war, doch es gibt auch Information, dass er zuerst die Apotheke nur gemietet hatte, aber 1899 die Apotheke vom Rigaer Pharmazeutenverein abgekauft hat. 1897 änderte die Apotheke ihren Namen. Sie wurde als die Homöopathische Apotheke Jungers bekannt und behielt diesen Namen bis 1932. Die Apotheke gehörte lange Jahre der Familie Junger, erlebte in dieser Zeit verschiedene Veränderungen, gute und nicht so gute Zeiten, bis sie 1940 einen neuen Besitzer bekam.
Während der Tätigkeit von Junger wurde die Apotheke 1907 in ein neues Zuhause ins Gebäude Wallstraße 26 versetzt. Das war ein 1880 nach dem Projekt des Architekten Jānis Frīdrihs Baumanis (1834-1891) gebautes Mietshaus, das im Erdgeschoss Räume für Geschäfte hatte. Die Apotheke richtete sich hier gut ein und arbeitete auch an dem neuen Ort mit Erfolg trotz der Konkurrenz seitens anderer homöopathischen Apotheken. Juger wusste es für die Vorteile der homöopathischen Mittel und für seine Apotheke als die Herstellerin dieser Mittel zu werben. In seiner Zeit konnte man in der Apotheke auch Literatur über Homöopathie in verschiedenen Sprachen kaufen.
Gewisse Schwierigkeiten entstanden in der Apothekeverwaltung 1927 nach dem Tod von Arthur Junger, als Alvīne Junger Apothekebesitzerin wurde und die Verwaltung der Apotheke den Verwaltern anvertrauen sollte. 1932 änderte die Apotheke noch einmal ihren Namen und fortan – bis 1941 – hieß sie „Die erste homöopathische Apotheke – A. Jungers”. 1938 überging die Apotheke in Besitz der Erben Jungers, bewahrte aber den Namen und den Standort. Die Verwaltung der homöopathischen Apotheke war eine schwere Sache, die nur einigen Menschen gelang, wahrscheinlich nur den Enthusiasten. Davon zeugt die Tatsache, dass in 13 Jahren 8 Verwalter sich in der Apotheke abwechselten, die Mehrheit von ihnen arbeitete nur ungefähr ein Jahr. Als eine Ausnahme kann man nur einen Apothekeleiter erwähnen – Provisor Rudolf Hepener (1866-?), der die Apotheke 9 Jahre lang verwaltete – 1931-1940. Nach ihm kam Egons Dilbeks (1883-?), der 1910 den Provisorstitel an der Universität von Dorpat erhielt. Er wollte die homöopathische Apotheke nicht nur verwalten, sondern auch kaufen, und das schaffte er auch. Am 19. Februar 1940 kaufte Dilbeks die Apotheke von den Erben Jungers für 8000 Ls. Da Dilbeks den Zusammenhang zwischen der Beliebtheit der Apotheke und dem vorigen Besitzer kannte, bewahrte er im Namen der Apotheke den Namen von A. Junger. Schon in seinem ersten Arbeitsjahr erweiterte er bedeutend die Arbeit der Apotheke und anstelle eines Assistenten hatte Dilbeks 6 Helfer. Die Rezeptenzahl in der Apotheke stieg und in dem Jahr waren das schon 8000. Diese Tatsache förderte das, dass die Apotheke von einem energischen und geschickten Apotheker geleitet wurde. Außerdem wurde die zweite homöopathische Apotheke, die sich unweit befand, wegen des kleinen Umsatzes geschlossen. Doch 1941 kam und alles änderte sich. Die Apotheke wurde nationalisiert und wurde zur 59. Apotheke der Hauptverwaltung der Apotheken, und Dilbeks – vom Besitzer zum Apothekeleiter. Das war nicht auf Dauer, denn die Sowjetzeit endete schnell und die Apotheke bekam ihren Besitzer und auch den Namen zurück. Als die sowjetische Macht im Herbst 1944 wieder kam, änderte sich das Schicksal der Apotheke nochmals. Die Apotheke wurde umbenannt – die 1. homöopathische Apotheke – und Dilbeks wurde wieder Verwalter, der fleißig dafür sorgte, dass die Homöopathie auch weiter bestünde, obwohl sie keinen Platz im sozialistischen System hatte. Als der größte Beitrag von Dilbeks in die Entwicklung der Technologie der Form von homöopathischen Medikamenten gilt, dass er die Tablettenherstellung in der Homöopathischen Apotheke eingeführt hat. Bis dann mussten die Kranken sich mit Pulvern zufrieden geben, die ziemlich unbequem waren. Dilbeks kaufte ein kleines Tablettengerät und bat seinen Patienten Tabletten anstatt von Pulvern an. Das war ein erfolgreiches Geschäft, und die Homöopathische Apotheke nutzt es noch heute. Dilbeks arbeitete in der Apotheke bis 1950, als er in die Rente ging. Die Homöopathische Apotheke wurde von Chemikerin Pharmazeutin Mirdza Ozoliņa (geb. 1922) übernommen. Unter ihrer Leitung erlebte die Apotheke eine schwere Zeit, denn in der Sowjetunion erkannte man Homöopathie als eine Heilmethode nicht an. Über Homöopathie wurde kein Buch gedruckt, es gab Angriffe von den „Positionen Marxismus“.
1956 änderte die Apotheke noch einmal ihren Namen und wurde die 44. Apotheke der Hauptverwaltung der Apotheken. Nachdem 1959 in Riga die Privatpraxis der Ärzte aufgehoben wurde, verringerte sich schnell die Rezeptur und der Umsatz der Homöopathischen Apotheke. Das könnte ein Ende gewesen sein, wenn die Apotheke nicht von Mirdza Ozoliņa geleitet worden wäre. Sie war eine hervorragende, energische und unternehmugslustige Apothekerin. Sie fand einen Ausweg aus der fast aussichtslosen Situation. Sie kämpfte für die Eröffnung einer homöopathischen Abteilung in einer der Rigaer Polikliniken, damit es Ärzte gäbe, die Rezepte für homöopathische Mittel ausschreiben könnten. Der Kampf für das Überleben war dauerhaft. Erst im November 1965 schaffte sie, dass in Riga die Filiale der Moskauer homöopathischen Poliklinik zu arbeiten begann, in der 6 Ärzte arbeiteten. Das Interesse und die Aktivitäten der Einwohner zwangen die Stadtleitung, sich mit der Arbeit der Ärzte Homöopathen in Riga abzufinden. Deshalb konnte auch die Apotheke überleben. 1983 feierte die Apotheke ihr 150. Jubiläum in Räumen des Medizinmuseums von Pauls Stradiņš mit einer wissenschaftlichen Essay über die Entwicklung der Homöopathie in Lettland. Das war ein großer Erfolg! Die Zeit verging, aber das Interesse der Patienten an Homöopathie stieg. Nachdem das sozialistische System zusammengebrochen war, musste die Homöopathische Apotheke wie viele andere Apotheken Veränderungen erleben. In Kürze kann man diese Veränderungen in den Namen der Apotheke erleben: 1989 wurde der Name der Hauptverwaltung der Apotheken gegen Produktionsvereinigung „Pharmazie“ getauscht, die Nummer wurde erhalten. 1991 – die 44. Apotheke des Staatsunternehmens „Pharmazie“, 1993-1997 – Staatsunternehmen „Homöopathische Apotheke“, seit dem April 2000 – Apotheke der GmbH “Homöopathie“.
Auch der Standort der Apotheke hat sich im Laufe der Zeit geändert, denn das historische Gebäude in der Wallstraße 26 musste die Apotheke verlassen. Dafür gab es mehrere Gründe, z. B. das Gebäude wurde mehrere Jahrzehnte nicht renoviert, die Apotheke konnte sich die Miete in der Altstadt nicht leisten. 1995 fand die Homöopathische Apotheke ein neues Zuhause in der Lāčplēša-Straße 7 und später am 4. September 2001 wurde sie noch einmal versetzt – ins Gebäude an der Ecke der Lāčplēša-Straße und der Skolasstraße – in der Skolasstraße 14.
2000 nach 50 erfolgreichen Arbeitsjahren vertraute Mirdza Ozoliņa die Apothekeleitung der neuen von ihr selbst geschulten Apothekeleiterin Ieva Berkmane an. Die Apotheke arbeitet mit Erfolg. 2001 eröffnete die Apotheke ihre Produktionsstelle anstatt einer Konditoreihalle in der Artilleriestraße 40. Wir können uns freuen, dass in der Homöopathischen Apotheke fleißig gearbeitet wird, das zeugt davon, dass die Menschen die Apotheke brauchen.
Da die Homöopathie Ende des 19. Jhs. und Anfang des 20. Jhs. sehr beliebt war, arbeiteten in Riga mehrere homöopathische Apotheken. 1913 wird im Verzeichnis der Rigaer Apotheken zwei homöopathische Apotheken erwähnt: Apotheke Jungers und Apotheke von V. Beiziger, die vom Provisor Peter Kathins geleitet wurde. 1939 gab es in Riga vier homöopathische Apotheken: die von Junger, die Zentrale, die Skorpions-Apotheke und die Sternapotheke. Nach dem II. Weltkrieg sind nur zwei geblieben, nach 1947 – nur eine, die älteste homöopathische Apotheke von Riga.
Die zweite älteste homöopathische Apotheke in Riga wurde 1898 eröffnet. Derer Besitzer war Provisor Voldemārs Šteins (1843-1906). Er studierte Pharmazie von 1866 bis 1867 an der Universität in Dorpat. Am Anfang arbeitete er als Provisor in den Rigaer Apotheken, und von 1874 bis 1882 leitete er die Apotheke in Žagare. Danach war Šteins einige Zeit Apothekebesitzer in Bauska. Nachdem er nach Riga zurückgekehrt war, eröffnete er seine homöopathische Apotheke. Es ist fast unglaubwürdig, doch als das erste Zuhause der Apotheke wird ein Gebäude in der Wallstraße 31 erwähnt, also – ganz in der Nähe der Apotheke Jungers. Von 1911 bis 1914 gehörte die Apotheke V. Beiziger, der höchstwahrscheinlich gar kein Apotheker war. 1914 wurde die Apotheke ins Gebäude in der Theaterstraße 14 , aber 1932 – Theaterstraße 12 versetzt, das auch nicht weit von der ältesten und bedeutendsten Homöopathischen Apotheke war. Den Grund dafür kennen wir nicht. Von 1921 bis 1941 nannte man die Apotheke die Homöopathische Zentrale Apotheke. 1941 wurde die Apotheke – als die 58. Apotheke der Hauptverwaltung der Apotheken – wegen des kleinen Umsatzes geschlossen.
1912 wurde in Riga noch eine homöopathische Apotheke mit dem klangvollen Namen Homöopathische Apotheke von Čunčiņš eröffnet. An der Wiege der Apotheke ist auch Apothekerhelfer Paul Planken gestanden, doch es gibt keine Apotheker unter den nächsten Besitzern, doch die Apotheke arbeitete und bekam andere klangvolle Namen: 1924 – Skorpionsapotheke, diesen Namen 1941 ersetzte für kurze Zeit die 60. Apotheke der Hauptverwaltung der Apotheken, dann kam der alte Name zurück, der 1944 durch die 2. homöopathische Apotheke ersetzt wurde. 1947 wurde diese Apotheke geschlossen und an die 1. homöopathische Apotheke hinzugefügt. Der Standort der Apotheke war ihr ganzes Leben die Suvorovstraße (Marienstraße) 21.
Die letzte homöopathische Apotheke „Stern“ wurde 1923 in Riga eröffnet. Ihre Besitzer waren Pauls Zīle und Zinaida Osipova. Die Apotheke befand sich in Pārdaugava, Mazā Nometņu Straße 27. Sie wurde Anfang 1940 geschlossen.