Die Grüne Apotheke kann man nach der Chronologie sowohl als die neunte als auch die zehnte älteste Apotheke in Riga betrachten. Das ist davon abhängig, welches Jahr man als das Gründungsjahr der Krons-Apotheke annimmt, denn die Meinungen darüber unterscheiden sich.
Georg Krumnau (1670-1732) gründete die Grüne Apotheke 1710, als viele Apothekenbesitzer an der Pest gestorben und viele Apotheken geschlossen waren. Das war ein günstiger Zeitpunkt, um die Konzession für die Eröffnung der Apotheke zu verlangen, besonders weil Krumnau schon ein Gewürzladen gehörte. Er nutzte die Gelegenheit und bekam auch die Erlaubnis, seinen Gewürzladen in eine Apotheke zu verwandeln. Schon 1711 war die Mehrheit der Apothekerwitwen zum zweiten Mal verheiratet und ihre Apotheken eröffneten die Türen für die Besucher. Die Einwohnerzahl war in Riga nach dem Krieg und der Pest katastrophal zurückgegangen, deshalb war es mit 8 Apotheken, die ihre Arbeit in Riga erneuerten, mehr als genug, um Rigaer und Menschen aus der näheren Umgebung mit Medikamenten zu versorgen.
Krumnau kam aus Malmö nach Riga. 1703 wurde er Rigaer Bürger und heiratete Katharina Stockfisch, die Witwe von Daniel Möller, der der 1688 geöffnete Gewürzladen gehörte. Dieser Daniel Möller dürfte ein Sprößling der Familie Möller gewesen sein, der die Kleine Apotheke gehörte. Den Gewürzladen machte Krumnau zur Apotheke an der Ecke der Kauf- und Jungfernstraße. Das war ein guter Platz für eine Apotheke, und auch der Apothekebesitzer war energisch und geschickt. Schon 1712 wurde Krumnau zum Ältesten der Großen Gilde. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1715 heiratete er das zweite Mal – mit Engel Rosina, geb. Fischer, sie war die Tochter des Apothekers Fischer und war verwitwet. 1731 erbte Krumnau die Vorstadt-Apotheke, deren Besitzer – Sohn der ersten Frau Krumnaus Daniel Möller – starb. Doch schon 1732 verließ auch Krumnau selbst diese Welt.
Engel Rosina Krumnau, geb. Fischer (1688-1747) war Apothekebesitzerin von 1732 bis 1739, während ihr Sohn im Ausland studierte. Inzwischen verwaltete die Apotheke ihr Schwiegersohn Joachim Peter Voss (?-1758). Die Witwe starb im Alter von 59 Jahren im Januar 1747.
Johann Georg Krumnau (1716-1747) bekam die Apotheke von seiner Mutter 1740, als er aus dem Ausland zurückkehrte, wo er Medizin studiert hatte und an der Universität in Halle den Titel des Medizindoktors erworben hatte. Nach der Versöhnung mit seinem Schwager Wilhelm Sutthoff bekam er in Besitz nicht nur die Grüne Apotheke, sondern auch das Apothekegebäude, das seinem Vater gehörte, und eröffnete dort seine Arztpraxis. Johann Georg starb im Alter von 31 Jahren im Mai 1747. Er überlebte seine Mutter nur um einige Monate. Die Grüne Apotheke vermachte er seiner Schwester Katharina Elisabeth, deren Mann Apotheker war.
Joachim Peter Voss (?-1758) wurde in Lauenburg geboren, doch, wie es bekannt ist, wohnte er schon seit 1729 in Riga. 1731 vertraute Daniel Möller ihm die Leitung der Vorstadt-Apotheke an, die nach dem Tod Möllers vererbt wurde und 1747 auch in Besitz von Voss war. 1731 wurde Voss Rigaer Bürger und 1732 heiratete Katharina Elisabeth Krumnau. Einige Zeit verwaltete er die Grüne Apotheke, und 1747 erbte seine Frau diese Apotheke von ihrem Bruder. 1748 wurde Voss Besitzer der Grünen Apotheke, aber seine Frau starb in demselben Jahr. Nach einem Jahr, wie es sich damals gehörte, heiratete Voss die Witwe Anna Sophia Weber. Die Grüne Apotheke arbeitete mit Gewinn, und das Einkommen ihres Besitzers war ausreichend, um in die Große Gilde einzutreten und Ältester der Großen Gilde zu werden. Dabei war Voss lange Jahre der Vorsitzende der Gertrudenkirche. Er starb im Februar 1758.
Anna Sophia Voss, geb. Weber (?-1797) – die zweite Frau von Joachim Peter Voss und jetzt die Witwe – besaß die Apotheke von 1758 bis 1760, denn der echte Erbe – der Sohn von Voss aus der ersten Ehe – damals noch den Apothekerberuf erlernte.
Jakob Johann Voss (1737-1794) war von 1750 bis 1755 Lehrling in der Hofapotheke in Königsberg, von 1756 bis 1758 arbeitete er als Geselle bei seinem Schwager in der Rigaer Vorstadt-Apotheke. Zwei Jahre war er Provisor in der Apotheke seiner Mutter, bis er 1760 die vom Vater geerbte Grüne Apotheke übernahm. 1760 wurde Voss Rigaer Bürger. 1772 kaufte er das Haus in der Kaufstraße und auch einen großen Garten in der Vorstadt, in der Umgebung der jetzigen Albertstraße, der Garten gehörte später dem Kunstgärtner Wilhelm Thieme und war sehr prachtvoll und den Rigaern für Spaziergänge zugänglich. 1778 wurde der langjährige Angestellte von Voss Johann Gottlieb Struve (1733-1813) Mitbesitzer der Apotheke, aber 1784 verließ er die Grüne Apotheke, denn er wurde Besitzer der Kleinen oder der Elephanten-Apotheke. 1786 begab sich Voss mit seiner Frau Maria Elisabeth, geb. Fellmann (1730-1814), die Voss schon 1764 geheiratet hatte, auf eine lange Auslandsreise. Die Leitung der Grünen Apotheke vertraute er zwei Mitbesitzern an – dem Provisor Johann Samuel Ilisch, der später Besitzer der Grünen Apotheke wurde, und dem Provisor Ludwig August Pabst, der seit 1783 bei Voss arbeitete und später Apothekebesitzer in Kuldīga wurde.
Voss war ein Kunstfreund und sammelte eine reiche Kollektion von Kunstwerken und Naturgegenständen. Sein Schwager Samuel Fellmann war Kaufmann und half Voss seine Sammlung mit Exponaten aus Indien ergänzen. Gerade Fellmann brachte nach Riga die erste Ananas. Das Haus von Voss in Riga war Kunst- und Wissenschaftszentrum geworden, wo sich die bedeutenden Künstler und Wissenschaftler, die sich in Riga aufhielten, versammelten. Die Sammlung von Voss wurde nach seinem Tod der Stadt Riga übergeben und der Sammlung vom Himsel-Museum hinzugefügt. Voss starb im März 1794.
Johann Samuel Ilisch (1745-1800) wurde nach dem Tod von Voss der vollberechtigte Besitzer der Grünen Apotheke. Er kam aus Thüringen nach Riga und 1785 wurde Provisor in der Grünen Apotheke. Nach einem Jahr war er schon Mitbesitzer und 1786 wurde auch Rigaer Bürger. 1795 arbeiteten in seiner Apotheke 2 Gesellen und 3 Lehrlinge, das bedeutet, dass der Arbeitsumfang ziemlich groß war. In demselben Jahr trat Ilisch in die Große Gilde ein und heiratete Maria Magdalena Schillhorn. J. S. Ilisch starb im Januar 1800.
Johann Friedrich Martin Noah (1749-1809) wurde 1801 Besitzer der Grünen Apotheke, indem er die Witwe von Ilisch heiratete. Er wurde in Thüringen geboren und erlernte den Apothekerberuf in Deutschland. Doch er musste die Prüfungen in Russland machen, um Apothekerrechte zu bekommen. 1800 bestand er die Prüfung und wurde auch Rigaer Bürger. Dementsprechend hatte Noah keine Hindernisse und konnte die Grüne Apotheke in seinen Besitz übernehmen. 1803 war er einer der Apotheker, die das Dokument über die Gründung des Rigaer Pharmazeuten- und Chemikervereins unterschrieben hatten. Noah starb im März 1809.
Maria Magdalena Noah, verw. Ilisch, geb. Schillhorn (1758-1829) wurde Witwe zum zweiten Mal, doch diesmal wurde sie selbst Apothekebesitzerin von 1809 bis 1824, denn ihr Sohn lernte noch. Heinrich Kruse (1779-1831) verwaltete die Apotheke. Er kam in die Grüne Apotheke, als er noch ein 13-jähriger Junge war, wurde Lehrling, danach Geselle und schließlich übernahm die Leitung der Apotheke. Nachdem der Sohn von Ilisch zurückgekehrt war, wurde er Provisor und arbeitete in der Grünen Apotheke bis 1829. Die letzten zwei Jahre seines Lebens lebte er von der Unterstützung der Hilfekasse und starb 1831 in Riga.
Maria Magdalena Noah starb im August 1829 in Riga.
Samuel Friedrich Ilisch (1792-1842) war erst 8 Jahre alt, als sein Vater starb, deshalb musste die Grüne Apotheke lange auf den Erben warten. Zur Schule ging er in Werro, dann arbeitete er in der seiner Mutter gehörenden Grünen Apotheke unter der Leitung des Stiefvaters Noah. 1810 ging Ilisch nach Erfurt, wo er anderthalb Jahre im Pharmazieinstitut von Trommsdorff studierte. 1811 bestand er die Apothekerprüfungen in Dorpat und 1812 übernahm die Leitung der Grünen Apotheke, 1824 wurde er Apothekebesitzer. Schon 1821 heiratete er Anna Gertrud von Huikelhoven. Er hat eine Familie gegründet, die Apotheke arbeitete mit Erfolg, und er konnte seine Zeit verschiedenen gesellschaftlichen Verpflichtungen und seinen vielfältigen Interessen widmen.
Ilisch war gesellschaftlich aktiv und unermüdlich. Er arbeitete in der Prüfungskommission der Livländischen Medizinalverwaltung, war Ehrenmitglied im Pharmazeutenverein Petersburgs, Mitglied im Verein der Mineralogen in Jena, Mitglied der Rigaer Literarisch praktischen Bürgervereinigung. Von 1824 bis 1835 war er Sekretär im Rigaer Phramazeutenverein. Ilisch hat ziemlich viel für verschiedene periodische Ausgaben geschrieben und hat sich in „Medizinisch-pharmazeutischen Blättern“ von Grindel, in „Journal der Pharmazie“ von Trommsdorff und in „Allgemeinen Nordischen Annalen der Chemie“ von Scherer veröffentlicht. Er liebte Musik und Theater sehr, deshalb in seinen letzten Lebensjahren unterstützte er materiell und moralisch die Wiedergeburt und die Arbeit des Stadttheaters. S. F. Ilisch starb im März 1842.
Anna Gertrud Ilisch, geb. Huikelhoven (1800-1860) erbte 1842 die Grüne Apotheke von ihrem Mann und behielt sie bis 1859. Von 1842 bis 1853 verwaltete Karl August Schöning (1810-1907) die Apotheke, er wurde später Besitzer der Königlichen Apotheke. Von 1854 bis 1859 wurde die Apotheke vom Sohn von Ilisch – dem künftigen Apothekebesitzer verwaltet. Die Witwe starb im Februar 1860.
Burchard Ilisch (1826-1887), in dessen Besitz die Grüne Apotheke von 1860 bis 1887 war, war ein gebildeter Mann. Von 1845 bis 1847 studierte er Jura an der Universität in Dorpat, nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, war er Lehrling in der Apotheke der Mutter. 1850 ging er wieder nach Dorpat, um Pharmazie zu studieren, und 1853 erwarb er den Provisorstitel. 1856 wurde Ilisch Mieter der Apotheke und 1860 – Besitzer. Seit 1854 arbeitete er im Rigaer Pharmazeutenverein, doch 1875 verließ er ihn. Seine Frau war Ida Karolin Frese. B. Ilisch starb im Dezember 1887.
Die Erben von Ilisch bekamen die Apotheke nach seinem Tod, ihnen gehörte die Apotheke von 1888 bis 1896. Also war die Grüne Apotheke in Besitz der Familie Ilisch insgesamt 102 Jahre lang. Da es keine Apotheker unter den Erben gab, mieteten sie die Apotheke dem Provisor Robert Walter, der nach 8 Jahren die Apotheke kaufte.
Robert Walter (1854-1912) stammte aus Kurland, zur Schule ging er in Jelgava. Nach 3 Lehrlingsjahren begann er als Geselle in der Gelben Apotheke von Brüdern Langer zu arbeiten. Danach studierte er von 1881 bis 1883 Pharmazie an der Universität in Dorpat. Walter sammelte die Erfahrung, indem er als Provisor in den Apotheken in Moskau, Tula, Dobele und Riga arbeitete. Seit 1888 mietete er die Grüne Apotheke und kaufte sie 1897. Ihm gehörte die Apotheke von 1897 bis 1912. R. Walter starb im Juli 1912.
Karl Albert Mosebach (1868-1942) wurde im Gouvernement von Vitebsk in der Familie eines Ingenieurs geboren, und zusammen mit den Eltern zog er nach Riga. Das Gymnasium absolvierte er in Jelgava und 1887 wurde Lehrling in der Schwan-Apotheke bei Alexander Frederking, wo er auch als Apothekerhelfer arbeitete. 1892 wurde er Provisor. Die Erfahrung sammelte Mosebach in den Apotheken in Petersburg. 1904 kehrte er nach Riga zurück. Seit 1898 war er mit Rigaerin Rosaline Nutowec verheiratet. Die Grüne Apotheke kaufte er im Mai 1912 von Walter – also kurz vor dem Tod des Besitzers. Mosebach arbeitete in der Grünen Apotheke relativ lange – bis 1931. Ab und zu beschäftigte er einen Provisor. 1931 verkaufte er die Apotheke.
Johann Ingelewitsch (1892-1965) war der letzte Besitzer der Grünen Apotheke, er kaufte sie 1931, doch schon am 10. November 1939 wurde die Apotheke geschlossen, da sein Besitzer nach Deutschland auswanderte. Der Nationalität nach war Ingelewitsch ein Pole Lettlands. Sein beruflicher Werdegang ist eng mit der Grünen Apotheke verbunden, denn er kam in diese Apotheke als Lehrling 1908 und von 1914 bis 1919 arbeitete dort als Apothekerhelfer. Nachdem Ingelewitsch 1922 den Provisorstitel erworben hatte, wurde er Verwalter der Johann-Apotheke in Riga und 1926 – Besitzer. 1931 kaufte er die Grüne Apotheke und 1932 verkaufte die Johann-Apotheke. Während Ingelewitsch Besitzer der Grünen Apotheke war, arbeitete sie mit voller Kraft. In ihrem Laboratorium bereitete man Salben, Suppositorien und verschiedene Kosmetikmittel vor. 1933 erlaubte ihm die Pharmazieverwaltung, ein Lagerhaus für Apothekewaren im Rathausplatz 7 einzurichten und aus dem Ausland Stoffe mit einer starken Einwirkung und Gifte einzuführen und diese zu verkaufen. Ingelewitsch war Mitglied des Pharmazeutenvereins Lettlands. Im Herbst 1939 übernahm UTAG die Apotheke, und das war das Ende.
Die Grüne Apotheke blieb ihr ganzes Leben lang – 229 Jahre – im Herzen der Stadt, an der Ecke der Kauf- und der Jungfernstraße, gerade hinter dem Rathaus. Ihre Adresse bei der Eröffnung – im Jahre 1710 – lautete Kaufstraße 20 – im Haus, das Georg Krumnau vom Kapitän D. von Diepenbrock für die Einrichtung der Apotheke gekauft hatte. In der Zeit des ersten Freistaates Lettlands gehörte das Gebäude der Familie Mosebach. Das Gebäude gibt es nicht mehr, es wurde im II. Weltkrieg zerstört. Es ist nichts von der Grünen Apotheke übrig geblieben, und wir können nur ungefähr ihren Standort bestimmen, obwohl die Bebauung der Kaufstraße teilweise erneuert ist. Doch verdienen mehrere Besitzer der Grünen Apotheke wie Vertreter der Familie Voss, Familie Ilisch nicht, in die Vergessenheit zu geraten, denn sie haben mit ihren Taten bedeutende Seiten ins Buch der Rigaer Pharmaziegeschichte geschrieben.