Die fünfte älteste Apotheke in Riga wurde mit dem Namen die Garnisonsapotheke eröffnet, dann eine kurze Zeit nannte man sie die Rote Apotheke, und von 1775 bis zu ihrer Schließung im Jahre 1944 war sie als die Schwan-Apotheke bekannt. Ihr ganzes Leben befand sie sich an einem Ort, und zwar in der Nähe des jetzigen Domplatzes, der damals noch nicht existierte. Die Adresse der Apotheke war Anfang des 20. Jhs. Scheunestraße 20, in älterer Zeit zählte man das Apothekegebäude zu der Schlossstraße, der Pferdestraße gegenüber. Das Gebäude ist nicht erhalten, es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Jetzt befindet sich an dessen Stelle ein Sommercafe. Wir können uns diesen Ort nur vorstellen, wo sich die Scheunestraße die Pferdestraße trifft, doch es ist schwer vorzustellen, dass an dieser Stelle sich vier Straßen einst trafen – die Schlossstraße und die Scheunestraße, die Pferdestraße und der „Lange Ritz“, der eine Verlängerung der Pferdestraße bis zur Neustraße war. An der Ecke der Scheune-, Schlossstraße und des „Langen Ritzes“ befand sich das Apothekegebäude.
Der Gründer der Apotheke Baltzer Wohler (1638-1707) wurde in Rostock in der Familie eines Kaufmanns geboren. Er kam nach Riga, um Apothekergeselle in der Großen Apotheke bei David Martini I. zu werden. Nach den Gesellenjahren begab er sich, wie es einem Gesellen gebührt, auf Reisen, nach seiner Rückkehr, von 1654 bis 1673, arbeitete er wieder in der Großen Apotheke als Apothekerhelfer. Baltzer Wohler hatte vor, seine eigene Apotheke in Riga zu eröffnen. Er reichte dem Rat eine Bitte um die Erlaubnis ein, doch der Stadtrat schlug seine Bitte wegen dem Druck seitens anderer Apotheker ab. Dann eröffnete er 1674 die Apotheke ohne Erlaubnis. Möller, Colerus und Prevost reichten dem Stadtrat einen Protest ein, und der Rat bestimmte, dass Wohler die gekauften Waren ausverkaufen und die Apotheke schließen soll. Keiner wusste über Pläne Wohlers, das Privileg für die Eröffnung der Apotheke vom schwedischen König zu holen. Durch die Vermittlung des Generalgouverneurs Marschalls Fabian von Fersen wandte sich Wohler an den schwedischen König Karl XI. mit der Bitte, ihm zu erlauben, eine Apotheke für die Bedürfnisse der schwedischen Garnison zu eröffnen und verpflichtete sich, jedes Jahr eine bestimmte Menge der Medikamente für das Kriegshospital zu liefern. Die vom Rat gegebene Zeit für den Ausverkauf der Waren zog Wohler in die Länge und hoffte auf eine Erlaubnis für die Eröffnung der Apotheke von einer höheren Instanz als der Rigaer Rat. Der schwedische König unterschrieb das Privileg am 3. Juni 1675. Das war das erste königliche Privileg für die Eröffnung einer Apotheke in Livland. Auf solche Art und Weise wurde die Erlaubnis erhalten, in Riga die fünfte Apotheke zu eröffnen, deren Name verständlicherweise Garnisonsapotheke lautete. 1675 wurde Baltzer Wohler Bürger von Riga. 1679 kaufte er das Haus, in dem sich die Apotheke befand, und auch den Garten für die Bedürfnisse der Apotheke am Mühlengraben. Mit der Zeit wurde Baltzer Wohler sehr reich. Das störte ihn nicht, energisch in verschiedenen Bereichen zu wirken. Er kaufte und verkaufte Grundstücke und Häuser, deswegen konnte er seinen Erben 14 verschiedene Eigentümer vermachen. Wohler war zweimal verheiratet. Nach dem Tod der ersten Frau, nachdem er ein Jahr gewartet hatte, weil es damals so üblich war, heiratete er 1689 die Tochter des Stadtarztes Anna Fuhrmann. Schon 1701 übergab Baltzer Wohler die Verwaltung der Apotheke seinem Schwiegersohn. Wohler starb am 23. Dezember 1707.
Johann Friedrih Krey (?-1710) heiratete 1701 die Tochter von Wohler Katharina Elisabeth Wohler und wurde Verwalter der Apotheke. Krey war als Geselle aus Deutschland gekommen und wurde Nachfolger von Christian Ohl. Zuerst arbeitete er bei Wohler als Helfer, später – als Provisor. Krey überlebte die Belagerung von Riga und die Eroberung, doch danach – 1710 – starb er an der Pest als der letzte Rigaer Apotheker. Wegen der Kriegsfolgen, einer kleinen Einwohnerzahl und des Mangels an Apothekern blieb die Apotheke möglicherweise für einige Zeit geschlossen.
Johann Christian Knoll (?-1727) war der nächste Apotheker, der die Apotheke 1715 von Klaudius Witte von Nordeck kaufte. Von Nordeck hatte schon 1711 die Witwe von Krey geheiratet und auf solche Weise die Apotheke bekommen. Johann Knoll war der Sohn eines Kieler Kaufmanns. Er hatte in Deutschland gelernt und kam nach Riga um 1711. Die Annahme, dass Knoll die Apotheke von 1711 bis 1715 gemietet hatte, ist wahrscheinlich unbegründet, denn Knoll wurde Rigaer Bürger erst im Jahre 1720. Wenn jemand die Apotheke besitzen wollte, musste er möglichst schnell Rigaer Bürger werden, denn der Apotheker leistete sowohl einen Eid als Bürger als auch Apotheker. Im Falle von Knoll könnte eine Verspätung bei der Erledigung der Formalitäten wegen der Kriegs- und Pestfolgen in Frage kommen, doch scheinen 10 Jahre dafür zu viel. 1727 reichte Knoll dem Rigaer Rat eine Beschwerde über den Ältesten der Großen Gilde ein, denn wegen irgendwelcher Gründe wurde er nicht in die Bruderschaft der Großen Gilde aufgenommen. Doch er konnte das Ergebnis seiner Beschwerde nicht erwarten, denn er starb Ende 1727.
Peter Knoll (1670-1743), Bruder von Johann Knoll, erbte die Apotheke 1728. Er kam aus Kiel nach Riga, um im Rigaer Lyzeum zu lernen. 1694 ging Knoll in die Universität von Dorpat. Nach seiner Rückkehr nach Riga arbeitete er seit 1698 im Rigaer Lyzeum und bekleidete verschiedene Ämter. 1710 wurde das Gebäude des Lyzeums zerstört, und ab 1712 wohnte Knoll in Riga als eine Privatperson. Nach dem Tod seines Bruders musste er verschiedene Verpflichtungen auf sich nehmen, denn er musste für das Erbe der Nichte und für die Apotheke sorgen. Vermutlich ging es ihm nicht leicht, denn 1729 machte der Rat Knoll Vorwürfe, dass er noch kein Rigaer Bürger ist, obwohl er eine Apotheke besitzt. Aus der Antwort von Knoll kann man schlussfolgern, dass die materielle Lage der Apotheke nicht glänzend war und dass er versucht hatte, die Apotheke zu verkaufen. Der Rat gab ihm die Zeit, diese Sache zu erledigen, und, da er die Apotheke nicht verkauft hatte, wurde Knoll 1730 Rigaer Bürger. Der Apotheke ging es trotzdem schlecht, und viele Jahre war sie in einem schlechten Zustand. Bis 1738 verwaltete Provisor Peter Andreas Balemann (?-1760) die Apotheke, danach – bis 1743 – Provisor Johann Christoph Bassauw. Peter Knoll war zweimal verheiratet. Aus der ersten Ehe hatte er eine Tochter. Knoll starb im Juli 1743.
Die Witwe Maria Susanna Knoll, geb. Reger (1688- ~1763) übernahm die Apotheke und behielt sie von 1743 bis 1763. Die energische Witwe war eine Rigaerin, geboren in der Familie eines Notars und Advokaten. Während der 20 Jahre wurde die Apotheke von mehreren Provisoren verwaltet: 1743-1746 Johann Christoph Bassauw, 1747-1757 Johann Ludwig Funcke, 1758-1760 Alexander Bogislaus Masch und 1760-1763 – Dr. med. Johann Peter Schmidt (1739-1810). Die Apotheke war ständig in einer schlechten Lage, es scheint jedoch, dass dieser Umstand keine Schuld der Provisoren gewesen war, sondern die materiellen Schwierigkeiten der Witwe, die die Apotheke verhinderten, mit Erfolg zu arbeiten. Wenn man die historischen Tatsachen analysiert, kann man eine Gesetzmäßigkeit entdecken, und zwar: wenn der Besitzer einer Apotheke ein schlechter Apotheker ist, geht es der Apotheke schwer, und wenn der Apothekebesitzer kein Apotheker ist, geht es der Apotheke schlimm.
Als das einzige Kind erbte Susanna Elisabeth Schmidt, geb. Knoll (1711-1795) die Apotheke. Sie behielt die Apotheke von 1763 bis 1770. Die Tochter von Peter Knoll hat 1738 den Pfarrer Johann Konrad Schmidt geheiratet, der 1742 starb. Die Leitung der Apotheke vertraute die Witwe gleich ihrem Sohn an, der 1770 die Apotheke übernahm und erweiterte. Die Witwe lebte danach noch lage Jahre und starb 1795.
Johann Peter Schmidt (1739-1810) wurde in Riga geboren und wuchs da auf, von 1760 hat er Medizin in Leipzig studiert, von 1763 – in Halle, wo er den Doktortitel erwarb. Danach bekam er die Erlaubnis des Rigaer Rats, in Riga die Praxis aufzumachen. Nachdem er nach Hause gekommen war, übernahm er gleich die Apotheke der Mutter. Schmidt war Apothekebesitzer von 1770 bis 1775. Am Ende des Jahres 1775 verkaufte er die Apotheke in Riga und begab sich nach Polozk, um dort Apothekebesitzer zu werden. Als er noch in Riga war, heiratete er 1772 Katharina Margareta Lado. Aus Polozk kehrte Schmidt 1800 nach Riga zurück und starb hier 1810.
1776 überging die Apotheke in Besitz der berühmten Apothekerfamilie Prätorius. Das fällt mit der Änderung des Apothekenamens zusammen – ab jetzt wurde sie als Schwan-Apotheke bekannt. David Friedrich Prätorius (1725-1795) kaufte die Apotheke und verwaltete sie bis 1795. Der Großvater und der Vater von David waren Pfarrer. Während des Nordischen Krieges fand der Großvater zusammen mit der Familie in Riga Zuflucht vor dem Krieg, doch er starb im Jahre 1712. Sein Sohn studierte in dieser Zeit Theologie in Wittenberg. Die Großmutter blieb nach dem Tod ihres Ehemanns völlig mittellos und bat den Rigaer Rat um eine materielle Unterstützung, damit der Sohn vom Studium nach Riga zurückkehren konnte. Der Vater von David, ungeachtet dessen, dass er ein Pfarrer war, lebte leichtsinnig und seinem Amt unangemessen. Für seine ungebührende Lebensweise und sein nachlässiges Verhalten seiner Arbeit gegenüber wurde er öffentlich des Amtes enthoben. Der Familie ging es wirklich nicht leicht, und, wenn man für die Lehre des Apothekerlehrlings bezahlen musste, hätte in Riga wahrscheinlich die berühmte Apothekerfamilie Prätorius nicht entstanden. Glücklicherweise verdienten die Apothekerlehrlinge die Lehrkosten selbst ab, und deshalb konnte David in die Lehre in die Hofapotheke in Petersburg gehen. 1747 wurde er Geselle, aber schon im Jahre 1748 leitete er die Feldapotheke in der russischen Armee, die sich damals am Rhein befand. Von 1750 bis 1772 arbeitete Prätorius in der Rigaer Krons-Apotheke als der erste Apothekerhelfer, danach – als Hauptprovisor und bekam ein großes Gehalt. Das half ihm die Mittel zu bekommen, und 1775 von J. P. Schmidt die Apotheke zu kaufen. Schon Schmidt begann die Apotheke zu erweitern und zu ordnen. Prätorius verwandelte das so genannte „Loch von Knoll“ in eine der attraktivsten Apotheken in Riga. In den Händen eines echten Apothekers funktionierte die Apotheke tadellos. David Prätorius wurde reich. 1730 heiratete er Martha Sophia Franck und in seiner Familie wurden ein Sohn und zwei Töchter geboren. Seinem Sohn vermachte er die Apotheke, den Töchtern zahlte er jeder 1000 Rigaer Taler als Mitgift aus. Er selbst hatte erlebt, wie es ist, wenn die Eltern ihrem Kind nicht helfen können, deshalb sorgte er für seine Kinder. David Prätorius starb im Herbst 1795 in Riga.
Benjamin Gottlieb Prätorius (1760-1828) erbte die Apotheke im Jahre 1796 und blieb derer Besitzer bis 1824. Er lernte im französischen Lyzeum und seine Lehrjahre verbrachte in der Apotheke seines Vaters. Im Jahre 1781 begab er sich auf eine Reise nach Moskau, Petersburg und schließlich nach Deutschland, um die Ausbildung in Jena fortzusetzen. Um die Kenntnisse noch zu erweitern, besuchte er seinen Landsmann, den bedeutenden deutschbalten Theologen, Pädagogen und gesellschaftlichen Arbeiter Johann Loder (1687-1725) in Langensalz, wo sich für die damalige Zeit die berühmteste Bildungsstätte für Chemiker und Pharmazeute befand. Dort verbrachte Benjamin zweieinhalb Jahre. 1786 kehrte er nach Riga zurück und begann als Apothekerhelfer bei seinem Vater zu arbeiten. Nach einiger Zeit ging Benjamin Gottlieb nochmals nach Petersburg, wo er sich mit der Arbeit in der Hofapotheke bekannt machte. 1791 bat der Vater ihn, nach Riga zurückzukehren und die Apotheke zu leiten, die 1796 Benjamin Prätorius in Besitz nahm. 1794 heiratete Prätorius Anna Agathe Nothnagel. Von 1794 bis 1800 war er auch Buchhalter in der kaiserlichen militärischen Feldapotheke. 1803 war Prätorius unter den Rigaer Apothekern, die zusammen mit D. H. Grindel den ersten Verein für Pharmazeuten und Chemiker in Russland gründeten. 19 Jahre lang war er Vereinssekretär und gleichzeitig arbeitete in verschiedenen gesellschaftlichen Hilfsorganisationen. Seit 1812 arbeitete Prätorius als Zollbeamter. Von 1810 bis 1823 war Examinator in der Medizinalverwaltung von Livland (Vidzeme). Sein besonderes Wohlwollen und Unterstützung galt den neuen Apothekerhelfern, die er selbst geschult hat. Das gesellschaftliche Leben von Prätorius war stürmisch. Er war eines der führenden Mitglieder des Vereins „Euphonie“. Dieser Verein entstand 1796 als Stellvertreter der verbotenen Freimaurer-Logen. Viele Jahre arbeitete Prätorius aktiv in der Literarisch praktischen Bürgervereinigung und wurde ihr Ehrenmitglied. Wo bleibt nun die Apotheke? Es scheint, dass Benjamin Prätorius ihr wenig Aufmerksamkeit schenkte, denn selbst er hatte am Tag nur 24 Stunden. Schon 1824 verkaufte Prätorius den größten Teil der Apotheke dem Provisor, der bei ihm arbeitete. Prätorius starb im Januar 1828.
Johann Wilhelm Kreutzer (1793- ~1843) war der Glückliche, der 1824 den größten Teil der Schwan-Apotheke in seinen Besitz bekam und im Jahre 1828 nach dem Tod von Prätorius ein vollberechtigter Besitzer der Apotheke wurde und sie bis 1839 leitete. Kreutzer wurde in Werro geboren, wuchs dort auf und lernte den Apothekerberuf. Nach Riga kam er 1824 und wurde gleich Mitbesitzer der Schwan-Apotheke. Von 1828 bis 1839 war er Mitglied im Rigaer Pharmazeutenverein.
Wenn man über das Leben der Apotheker im alten Riga mehr erfährt, scheint ihr Drang seltsam, nicht an einem Ort bleiben zu wollen, der Wunsch, sich irgendwohin zu begeben, manchmal als nach Glück suchend, sogar auch dann, wenn sie eine gute Apotheke in einer großen Stadt besaßen. Vielleicht war das so, da sie in ihrer Jugend als Gesellen viel herumreisten und später schien ihnen jeder Ort zu eng. Wir können das nur schwer einschätzen. Auch Kreutzer blieb in der Schwan-Apotheke bis 1839, dann verkaufte er sie. Noch 1838 war er im Dienst des Rats und hat eine Dame aus Bauska (Bauske) – Juliane Wilhelmine Winkler geheiratet. Schon 1839 war er Apotheker in Bauska, doch blieb dort nur bis 1843, danach begab er sich irgendwohin weiter. Fortan fehlt über ihn eine jegliche Information.
Karl Gottfried Meyer (1814-1871) kaufte 1839 die Schwan-Apotheke von Kreutzer. Seine Heimat war irgendwo in Livland, über seine Lehrjahre als Lehrling und Geselle ist keine Information vorhanden. Von 1834 bis 1836 studierte Meyer an der Universität in Dorpat, und 1838 erwarb er das Provisorsdiplom. Als er die Apotheke in Riga gekauft hatte, trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein ein, doch verließ ihn, als er die Schwan-Apotheke im Jahre 1844 verkaufte, denn seine Wege führten in jenem Moment nach Moskau. Es ist bekannt, dass Meyer Apotheker in Tukums (Tuckum) war, wo er im Juni 1871 starb.
Nikolai Daniel Neese (1818-1889) wurde in Riga in der Familie eines Seilers geboren. Seine Lehrlingsjahre von 1833 bis 1838 verbrachte er bei Samuel Ilisch in der Grünen Apotheke, danach reiste er zwei Jahre durch Russland und arbeitete als Apthekerhelfer, bis er schließlich in Dorpat ankam, um dort zu studieren. Dort wurde er 1841 Provisor, im Jahre 1843 bestand er die Apothekerprüfung. 1845 kaufte Neese die Schwan-Apotheke, die er bis 1854 leitete, bis ihm eine Stelle des Professorassistenten an der Universität in Kiew angeboten wurde. Das war seine Berufung, und darauf konnte er sich nicht verzichten. Noch in Riga heiratete er 1846 die Tochter des Kaufmanns Rauch Anna Elisabeth Rauch. In Kiew arbeitete Neese aktiv in verschiedenen Bereichen. Er veröffentlichte viele Artikel, hielt Vorlesungen. 1855 schrieb er ein Pharmazielehrbuch in der russischen Sprache, das wiederholt ausgegeben wurde. Seine Forschungsarbeit war sehr vielseitig, zum Beispiel Phosphatelösen oder Forschungen über die Lakritzenwurzeln. Für die Veranstaltungen zum 50. Jubiläum der Universität von Dorpat bereitete Neese zusammen mit E. L. Sezeen einen Bericht über die Wasseranalyse der Düna und der artesischen Brunnen vor. Obwohl Neese in der Ferne wohnte, verlor er keine Bindung zu Riga. Seit 1857 war er korrespondierendes Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins, nahm an der Gründung und Arbeit des Rigaer Vereins für Naturwissenschaften teil. 1863 eröffnete Neese einen Drogenladen in Kiew. Am Lebensende entwickelte sich sein Interesse an Klimaproblemen und er wurde ein bekannter Klimatologe. Neese starb im Frühling 1889 in Kiew.
Johann Ernst Friedrich Günther (1820-1882) kaufte die Apotheke von Neese 1854 und verwaltete sie bis 1870. Seine Heimatstadt war Kuldīga (Goldingen). Über seine Lebensjahre als Lehrling und Apothekerhelfer konnte man keine Information finden. Von 1843 bis 1844 studierte Günther Pharmazie an der Universität in Dorpat und begann als Provisor in der Kliverholm-Apotheke bei Carl Frederking zu arbeiten. Als 1852 Frederking krank wurde, leitete Günther für anderthalb Jahre die Apotheke. 1854 kaufte er die Schwan- Apotheke und gleichzeitig begann in der Medizinalverwaltung von Livland zu arbeiten. 1856 hat Günther im Alter von 36 Jahren Maria Elisabeth Amenda geheiratet. Wegen den Interessen seines Unternehmens hielt er sich einige Zeit in Meran auf. Meran ist eine Stadt in Italien, in Tirol, durch die einst Transitwege der Waren führten und wo es viele Lagerhäuser gab. Später bildete sich hier ein ziemlich bekannter Kurort. Günter starb 1882 in Meran.
Alexander Frederking (1841-1904) kaufte die Schwan-Apotheke 1870 und besaß sie bis 1892. Alexander war der jüngste Sohn des berühmten Apothekers Carl Frederking. Er wurde in Riga geboren, von 1862 bis 1864 studierte er in Dorpat und erwarb den Provisorstitel. 1866 kehrte Alexander nach Riga zurück, übernahm die Apotheke des Vaters in Kilverholm und heiratete Klara Wilhelmine Amalia Zoepffel. Nachdem er vier Jahre in der Kliverholm-Apotheke gearbeitet hatte, verkaufte er sie, um die Schwan-Apotheke zu kaufen. 1870 verwitwete Alexander, und vielleicht gerade deswegen wollte er irgendwelche Veränderungen. Seit 1865 arbeitete er aktiv im Rigaer Pharmazeutenverein: von 1869 bis 1876 war er Sekretär, von 1891 bis 1895 – Vereinsdirektor, aber 1896 wurde er Ehrenmitglied des Vereins. Von 1871 bis 1892 war A. Frederking Beamter der Medizinalverwaltung von Livland und kam zum Amt des Staatsrates. 1892 starb der Vater von Alexander Carl Frederking, für ihn war es wichtig, dass sein Sohn die Schwan-Apotheke besaß, denn sie war eine bekannte Apotheke und er hatte dort in seiner Jugend als Lehrling gearbeitet. Nach dem Tod seines Vaters verkaufte Alexander die Schwan-Apotheke. Bald nach diesen Ereignissen verabschiedete sich Alexander Frederking für immer von Riga und lebte in Deutschland. Dort, unweit von Berlin, starb er im Herbst 1904.
Ludwig August Nikolai Kieseritzky (1836-1905) kaufte die Schwan-Apotheke von Frederking im Jahre 1892. Er wurde in Cēsis geboren. Schon in der frühen Jugend kam Kieseritzky nach Riga, um in der Domschule zu lernen. Danach verbrachte er fünf Jahre als Apothekerlehrling bei C. Frederking in der Kliverholm-Apotheke. Von 1861 bis 1862 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat und trat in die Studentenkorporation “Fraternita Rigensis” ein. Als er nach Riga zurückgekehrt war, leitete Kieseritzky von 1863 bis 1865 die Apotheke der Witwe von Karl Loeseswitz, aber von 1865 bis 1867 war er Verwalter in der Apotheke der Alexanders-Höheanstalt. Da 1866 Kieseritzky die Erlaubnis erhielt, dem Krankenhaus gegenüber seine Apotheke zu eröffnen, stellte die Krankenhausapotheke 1867 ihre Arbeit ein. Seine Apotheke in Sarkandaugava verkaufte Kieseritzky 1893 Emil Bergmann, um Besitzer von der Schwan-Apotheke zu werden. Kieseritzky war ein sehr aktiver Mensch und wusste für seine Mühe eine maximale Belohnung zu bekommen. Er widmete viel Aufmerksamkeit der Arbeit zum Wohl der Gesellschaft, deshalb gewann er das Vertrauen und von 1893 bis 1901 bekleidete er das Amt eines Mitglieds in der Stadtselbstverwaltung. Im Rigaer Pharmazeutenverein war Kieseritzky in allen möglichen Ämtern gewesen – von dem des Protokollanten im Jahre 1875 bis zum Direktor von 1887 bis 1891. Außerdem war er auch in verschiedenen Hilfsorganisationen tätig. Deshalb hatte er wenig Zeit für Erholung und seine Gesundheit verschlechterte sich. Er starb im Sommer 1905 in Bulduri und ließ als Erben seine Witwe und die Kinder zurück.
Franziska Kieseritzky, geb. Felser (?-1934) übernahm die Apotheke im Jahre 1905 nach dem Tod ihres Mannes, wie es im 1905 von beiden Ehegatten geschriebenen Testament vorgesehen war. Da es in der Familie Kieseritzky zwei Töchter und einen Sohn gab, war die Witwe der Auffassung, dass es besser ist, dass sie selbst die Verantwortung für die Apotheke bis zu ihrem Tod 1934 trägt, damit das Einkommen von der Apotheke in der Familie bleibt. Die Verwaltung der Apotheke vertraute F. Kieseritzky ihrem Sohn Ludwig Ferdinand Wilhelm Kieseritzky (1875-?) an. Er wurde in Riga im Alexanders-Höhekrankenhaus geboren, wo damals sein Vater arbeitete. 1893 absolvierte er das Rigaer Gymnasium und ging als Lehrling nach Dorpat in die Kramers Apotheke, die seinem Verwandten gehörte. Nach einem halben Jahr kam er nach Riga zurück und verbrachte die restliche Lehrzeit in der Schwan-Apotheke. W. Kieseritzky ging in die Universität von Charkow, um dort die Prüfungen des Apothekerhelfers abzulegen, von 1897 bis 1898 arbeitete er als Geselle in einer Apotheke in Petersburg, danach kehrte er in die Schwan-Apotheke zurück. Er studierte Phramazie an der Universität in Dorpat, wo er 1900 Provisor wurde und im Jahre 1901 den Magistertitel der Pharmazie erwarb. Danach leitete er lange Jahre die Schwan-Apotheke, die seiner Mutter gehörte. Nach dem Tod der Mutter wurden er und seine Schwestern zu Besitzern der Schwan-Apotheke. Von 1934 bis 1939 waren die Apothekebesitzer alle drei Erben Wilhelm, Eleonora und Josephine Kieseritzky. Wilhelm leitete in dieser Zeit die Apotheke wie vorher. Außerdem war er Mitglied des Pharmazeutenvereins, Mitglied der Kommission für Pharmakopöe und nahm an der Verfassung des Apothekenmanuals teil. Wilhelm Kieseritzky war verheiratet, er hatte 4 Kinder, sein Sohn Gerhard studierte Pharmazie an der Universität Lettland in der Chemiefakultät in der Abteilung für Pharmazie. Zum vollberechtigten Besitzer der Apotheke „Schwan-Apotheke – N. Kieseritzky“ wurde Wilhelm erst am 28. Juni 1939. Um es zu schaffen, verpflichtete er sich seinen Schwestern – Josephine Johanna Eleonora (geb. 1872) und Anna Karola Josephine (geb. 1876) – ihren Erbenanteil als Lebensrente auszuzahlen, jeden Monat musste er ihnen 250,- Ls bis zu ihrem Lebensende zahlen. Die Schwestern waren unverheiratet, sie beteiligten sich nicht an der Apothekearbeit, deshalb war solcher Verlauf ihnen offensichtlich völlig annehmbar. Doch der neue Besitzer sorgte für die Schwan-Apotheke nur eine kurze Zeit, denn am 22. November 1939 wurde sie geschlossen, weil sein Besitzer nach Deutschland ausreiste. Der Verkauf der Apotheke wurde dem bevollmächtigten Vertreter – AG „UTAG“ (Umsiedlungs-Treuhand-Aktiengesellschaft) anvertraut.
Der am 22. Februar 1940 verfasste Kaufvertrag bezeugt, dass Pharmaziemagister Jānis Okšis (1894-1961) und Dr. pharm. Jūlijs Ruments (1900-1943) die Schwan-Apotheke für 20 000,- Ls gekauft haben. Laut der Archivinformation wollten nicht nur diese Apotheker, sondern auch Pharmaziemagister Pēteris Svārpstiņš, Pēteris Ērmanis, Voldemārs und Olga Veides die Schwan-Apotheke kaufen. Jūlijs Ruments bat sowol um die Konzession für die Schwan-Apotheke als auch um die Konzession für Weidendamm-Apotheke, aber Jānis Okšis wollte auch das Vermögensrecht auf die Paulus-Apotheke. Das Schicksal hat für die Schwan-Apotheke junge und energische Besitzer gewählt. Jūlijs Ruments war der Sohn des Apothekers aus Rūjiena. Er war Teilnehmer an den lettischen Freiheitskämpfen und der erste Doktor der Pharmazie, der seine Dissertation in der Pharmazie beim Wissenschaftlichen Rat der Universität Lettland verteidigt hatte. Die Erfahrung in der Apothekearbeit hatte er angesammelt, indem er in verschiedenen Apotheken Lettlands, einschließlich in der Apotheke der Universität Lettland in Riga, gearbeitet hatte. Jānis Okšis wurde in der Umgebung von Valmiera geboren, wuchs dort auf und ging in die Schule. Nachdem er den Magistertitel in der Pharmazie erworben hatte, arbeitete er viele Jahre in der Apotheke der Universität Lettland, dann leitete er die Medikamentenlagerräume des lettischen Roten Kreuzes, danach war er Verwalter der Drogen- und Chemikaliengroßhandlung der AG „Brüder Kamarini”.
Nach einer Unterbrechung, die nötig für das Erledigen der Vermögensrechte war, begann die Schwan-Apotheke am 16. März 1940 erneut ihre Arbeit. Nach einigen Monaten – am 4. Juni 1940 – baten die Besitzer der Schwan-Apotheke die Pharmazieverwaltung um Erlaubnis, die Apotheke aus dem Haus in der Scheunestraße 20 in die Räume in der Scheunestraße 15 zu versetzen, da das alte Gebäude in einem schlechten Zustand war und es möglich war, dass man es bald abreißt. Die Erlaubnis für die Versetzung der Apotheke bekam man am 28.06.1940, als die großen politischen Veränderungen in Lettland schon angefangen hatten. Möglicherweise begann man nicht mit der Versetzung der Apotheke, denn auch weiter blieb die Adresse der Apotheke die alte. Wenn am 23.09.1940 es noch bekräftigt wurde, dass J. Ruments und J. Okšis die Besitzer der Apotheke sind, dann war Anfang des Oktobers 1940 die Schwan-Apotheke schon nationalisiert. Es ist ein von Jānis Okšis geschriebenes Dokument bezüglich des Verlaufs der Inventarisation erhalten – offensichtlich wegen der Nationalisierung. Im Dokument steht, dass Laien an der Inventur teilgenommen hatten, die bei der Aufzählung der Medikamente in der Apotheke ohne Wiegen ausgekommen sind, deshalb entsprechen die Inventurergebnisse keinesfalls den tatsächlichen Zuständen. 1940/1941 wurde die Apotheke zu der Apotheke Nr.31 der Hauptverwaltung der Apotheken. Von 1941 bis 1944 übernahm die Phramazieverwaltung wieder die Apotheke, und sie wurde von Jānis Okšis geleitet. Schließlich wurden Jānis Okšis und Lilija Rumente als Erbin von J. Ruments für eine kurze Zeit die Besitzer der Apotheke. Und somit endete die Reihe der Besitzer der Schwan-Apotheke, denn 1944 wurde die Apotheke liquidiert.
Das Leben der Apotheke dauerte 270 Jahre. Es war reich an Erlebnissen, die schon mit der vom schwedischen König gesegneten „Geburt” in den 70-er Jahren des 17. Jhs. begannen und mit den düsteren Geschehnissen in den 40-er Jahren des 20. Jhs. endeten. Die Apotheke musste sowohl schwierige und schlechte Zeiten als auch eine Blütezeit erleben, doch insgesamt kann man sagen, dass sie ihren edlen Namen gerechtfertigt hat und die Mehrheit ihrer Besitzer ehrliche, tüchtige, kluge und ehrwürdige Apotheker waren. Es gibt weder die Schwan-Apotheke noch das Gebäude, wo sie sich befunden hatte, doch wir dürfen sie nicht vergessen, denn sie ist ein Teil des Apothekerberufs und auch der Geschichte von Riga. In jedem Zeugnis der Vergangenheit gibt es etwas Wertvolles, als ein Lichtstrahl kommt es zu uns aus der Vergangenheit und beleuchtet den Weg in die Zukunft, damit wir nicht in der Dunkelheit tappen müssten.