Die Kleine Apotheke oder die Elephanten-Apotheke ist die zweitälteste Apotheke in Riga, doch ihr Leben ist viel länger als das der ersten Apotheke und führt an heutigen Tag näher.
Die Geschichte der Kleinen Apotheke führt uns in eine weite Vergangenheit, denn die Apotheke wurde 1570 gegründet. Nach 370 turbulenten und schwierigen Jahren wurde sie 1939 geschlossen. Doch damals, in der zweiten Hälfte des 16. Jhs., wurde die Kleine Apotheke als die zweite Apotheke in Riga von einem in Pernau geborenen Apotheker Christianus Eggerdes (?- ~1602) eröffnet. Eggerdes war reich. Ihm gehörten mehrere Besitztümer in Riga, und seine materielle Situation hat es ihm erlaubt, als einem von Rigaer Apothekern der Großen Gilde beizutreten. Der Name der Apotheke entstand als Gegensatz zur Großen Apotheke, die um jene Zeit schon mehr als 200 Jahre alt, bestimmt größer als die gerade eröffnete Apotheke war und mehr Erfahrung hatte. In den ersten Jahren nach der Eröffnung befand sich die Kleine Apotheke in der Kaufstraße. Diese Straße ist eine der wenigen Straßen in der Altstadt von Riga, die ihren Namen im Laufe von Jahrhunderten nicht verändert hat, nur am Anfang, d. h., im Jahre 1333, lautete der Name der Straße in der lateinischen Sprache – platea mercatorum, aber im Jahre 1404 – in der niederdeutschen Sprache – de kopstrate. Damals, als in einem Gebäude dieser Straße eine Apotheke eröffnet wurde, war die Kaufstraße ein der prächtigsten Handelsorte in Riga. Das wurde durch folgende Faktoren gewährleistet: durch die Nähe des Ratsplatzes, durch den Weinkeller des Rates an der Ecke von Kaufstraße und Kramstraße und durch prachtvolle Häuser der Kaufleute, die im Erdgeschoss Geschäfte die ganze Straße entlang hatten. Dieser Platz war für eine Apotheke wie geschaffen.
Nach dem Tod des ersten Besitzers der Apotheke kam die Apotheke 1602 für 13 Jahre in Besitz von Matthias Hoffmann (?-1615), nach seinem Tod – von 1615 bis 1619 – gehörte die Apotheke der Witwe von Hoffmann. Genau in dieser Zeit verließ die Apotheke ihren Platz und laut der Geschichtsquellen wurde im Jahre 1616 in die jetzige Neustraße versetzt, damals hieß die Straße Schmiedestraße. Warum das so geschehen war, können wir jetzt nur raten, doch, wenn man die Geschichte der Apotheke aufmerksam liest, kann man eine mögliche Begründung dafür finden. Die Witwe von Hoffmann, die offensichtlich keine Kinder hatte, vermachte ihre Apotheke einem gewissen Lambert Güldenstedt (?-1622). Er war Rigaer, Sohn eines Goldschmieds, der – man weiß nicht warum – in die Gesellschaft der Kleinhändler eingetreten war. Das war gewöhnlich weder für Goldschmiede noch für Apotheker typisch. Womit dieser Güldenstedt die Sympathie der Witwe von Hoffmann gewonnen hatte, kann man heute nicht mehr wissen, doch im Jahre 1620 übernahm er die Apotheke von Hoffmann, und man kann in der Geschichte Information finden, dass die Apotheke um diese Zeit schon im Gebäude arbeitete, das dem Vater von Güldenstedt gehörte und sich der Domkirche gegenüber befand. Das bringt uns auf ganz andere Gedanken darüber, wie die Apotheke in Besitz von Güldenstedt gekommen ist. Über Lambert Güldenstedt gibt es keine solche Information, dass er Apotheker gewesen sei, und das bedeutet nur eines, dass es der Apotheke nach dem Tod von Hoffmann wahrscheinlich nicht besonders gut gegangen war. Das Wirtschaften von Güldenstedt war ganz kurz, denn 1622 starb er an der Pest.
Daniel Möller oder Müller (?-1657) wurde zum nächsten Besitzer der Apotheke. 1622 heiratete er die Witwe von Güldenstedt Katharina, und so wurde die Kleine Apotheke zum Familienbesitz in zwei Generationen.
Daniel Möller war in Riga ein Zuzügler, denn erst 1623 wurde er zum Rigaer Bürger. Dieses Jahr war für Möller sehr bedeutend, denn er bekam vom Rigaer Rat das Apothekenprivileg – ein Dokument, das die Rechte der Kleinen Apotheke bestimmte. Das war eins der ersten solcher Dokumente und bildete die Grundlage für den rechtlichen Zustand der Privatapotheken in Riga. Bisher wurden Verträge zwischen den Apothekern und dem Rigaer Rat geschlossen, in denen die Ratsherren sich verpflichtet hatten, den Apothekern ihre Freiheiten und Privilege zu gewährleisten, als auch nicht zuzulassen, neue Apotheken zu eröffnen, damit eine unnötige Konkurrenz nicht entstehen würde. Zu den Apothekerprivilegen zählte man die Möglichkeit, in der Friedenszeit an seiner Stelle zur Bürgerwache einen anderen Menschen zu schicken, in der Zeit des Krieges oder der Pest aber waren Apotheker und ihre Helfer von der Wachepflichten befreit. Das Privileg, Spirituosen zu verkaufen, haben die Apotheker schon im Jahre 1600 verloren. Ihrerseits versprachen die Apotheker, ehrenhaft den Stadtbürgern zu dienen und Unglück anderer Menschen nicht zur Bereicherung ihres Vermögens auszunutzen. Seit Anfang des 17. Jhs. konnte man die Apotheken eröffnen, wenn man dieses besondere Dokument – das Privileg – erhielt.
Möller war ein leidenschaftlicher Vertreter der Rechte der Apotheker, denn damals entstand eine Situation, als die Apotheker sich gegen die Konkurrenz der Medikamentenhändler verteidigen mussten. Noch im 16. Jh. waren Arzt und Apotheker ziemlich seltene Berufe. Im Laufe von 100 Jahren hat sich Vieles geändert. Die Lehrlinge und die Helfer der Apotheker wollten nach dem Praktikum eine selbstständige Arbeit auf ihrem Gebiet anfangen, doch es gab nur zwei Apotheken. So entstand eine Kategorie der Menschen, die der Meinung waren, dass sie das Recht hatten, mit Medikamenten und anderen Apothekewaren außer der Apotheke zu handeln, wenn sie schon keine Hoffnung hatten, ein Privileg für die Eröffnung der Apotheke zu bekommen und eine Arbeit in einer Apotheke zu finden. In einer kurzen Zeit entstand eine Reihe der so genannten “Crüdener” Läden, deren Besitzer sich in eine Gesellschaft der Kleinhändler vereinigten, zu der auch der vorige Besitzer der Kleinen Apotheke gehörte. Diese Leute wollten hautpsächlich Gewinn haben. Deshalb wurden die Einwohner unzufrieden. Für die Apotheken konnten diese Kraemer oder Crüdener keine Konkurrenz sein, denn beide Rigaer Apotheken die Medikamente lege artis vorbereiteten – nach den damaligen Regeln der professionellen Kunst der Apotheker und nach den Vorschriften der Wissenschaft. Die Apotheker wurden Meister oder Magister genannt, aber crüdener – mercatores speciari o. Ä. Die Besitzer beider Apotheken protestierten vereint gegen die entstandene Situation und dank dem energischen Auftreten von Möller wurden im Jahre 1636 in Riga die ersten Regeln der Apotheken und die Apothekentaxe – Apothekenordnung herausgegeben.
Daniel Möller war ein energischer und geschickter Mann, deshalb schon im Jahre 1628 wurde er ziemlich vermögend, um der Großen Gilde beizutreten und dem Rigaer Rat 50 Taler leihen zu können. 1646 verwitwete Möller und zu seiner zweiten Frau wurde Anna Rohde. Daniel Möller starb im Juli 1657 und sein Wunsch war, dass die Apotheke sein Sohn erben würde, doch Heinrich Möller war damals auf Reisen und war weit von Riga, deshalb leitete die Kleine Apotheke Möllers Pflegesohn und Schwiegersohn Lambert II. Goldenstaed oder Güldenstedt. Lambert II. hat bei seinem Stiefvater die Arbeit in der Apotheke erlernt, doch er hatte kein Glück mit der Leitung der Apotheke. Da es ihm an Mitteln mangelte, musste die Apotheke ihre Arbeit verringern. Er geriet schnell in große Schulden, konnte seine zwei Helfer nicht unterhalten, und schließlich musste er die Apotheke schließen. Im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Pestepidemie verlangte der Oberinspektor der Apotheker Bürgermeister Melchior Fuchs, dass die Apotheke wieder eröffnet wird. Wegen der materiellen Schwierigkeiten der Kleinen Apotheke gediehen die so genannten Nebenapotheken oder Krämerboden, die keine Ehre der Stadt machten.
Im Sommer 1658 kam Heinrich Möller (?-1680) von seinen Reisen zurück. In demselben Jahr wurde er Rigaer Bürger und heiratete Anna Helling. Die finanzielle Situation der Apotheke war schwer und wurde immer schlimmer. Möller bekämpfte die Schwierigkeiten energisch und selbstlos. 1661 trat Heinrich Möller in die Große Gilde ein, obwohl gerade in diesem Jahr er sein Haus in der Neustraße versetzt hatte und 500 Rigaer Taler borgte. 1669 zum ersten Mal und 1674 zum zweiten Mal wollte man sein Haus versteigern.
In dieser Zeit bat der Rigaer Bürger Arnold Steuerhold den Rigaer Rat um das Privileg für die Eröffnung einer neuen Apotheke, doch die Bitte wurde abgewiesen. Nach der Beratung mit anderen Apothekern empfahl der Rigaer Rat 1678 Steuerhold, die verschuldete Kleine Apotheke zu kaufen. Da Heinrich Möller dieses Angebot abwies, bekam Steuerhold im Herbst desselben Jahres vom Rigaer Rat das Apothekenprivileg – mit dem Gedanken, dass die Kleine Apotheke nach dem Tod von Heinrich Möller zu arbeiten aufhören wird. Aber das geschah nicht. Als 1680 Heinrich Möller starb, wurde das Haus in der Neustraße versteigert. An der Versteigerung nahmen Apotheker Otto Fabius Prevost und Kaufmann Hans Heinrich Berens teil. Berens gewann die Versteigerung. Danach bewirkte er, dass sein Bruder Ernst Berens einen Vertrag mit den Vormündern der Kinder von Möller abschließt und zum Apothekerbesitzer wird. Der Vertrag sah vor, dass die Apotheke Berens für 16 Jahre gegen das Pfandgeld übergeben wird. Anfangs war der Rat sehr unzufrieden, dass Ernst Berens, ohne sich vorzustellen und ohne eine Prüfung zu machen, die Apotheke bekommen hatte. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, hatte der Rat jedoch keine Einwände und 1681 wurde Ernst Berens (?-1710) zum Rigaer Bürger und Apotheker, denn seine Konzession wurde bestätigt. Es wäre denkbar, dass Dank in diesem Falle auch den Aktivitäten des Rigaer Kriegskommissars und des Bruders des künftigen Apothekers Karl Thomas Berens gilt. Zum vollberechtigten Apothekenbesitzer wurde Ernst Berens im Jahre 1689, als er die Eigentumsrechte von den Erben von Möller abgekauft hatte. 1702 erkrankte Berens an einer psychischen Krankheit, deshalb musste er die Leitung der Apotheke seinem Schwiegersohn Christian Ohl anvertrauen. Berens starb 1710 wärend der Epidemie der Großen Pest.
Christian Ohl (1659-1710) übernahm die Kleine Apotheke im Jahre 1703. Er war nach Riga gekommen, um sich als Apotheker auszubilden, und 1680 kam in die Garnisonsapotheke (später Schwan-Apotheke) bei Balzer Wohler, wo er den Beruf erlernte. 1695 wurde er Provisor. Dank der Fürsorge seines Schutzherrn bekam Ohl in demselben Jahr auch die Konzession für die Eröffnung der Apotheke in der Lastadie, am Anfang der jetzigen Moskauerstraße. Christian Ohl heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau Helene Fock die Tochter von Berens – Elisabeth Berens, und er sollte sich sowohl für den erkrankten Schwiegervater als auch für dessen Apotheke sorgen, die Ohl nach dem Wunsch des kranken Besitzers abkaufen musste. Leider konnte Ohl die Sache mit der Apotheke nicht bis zu Ende führen, denn die Große Pest nahm auch sein Leben. Er war eine kurze Zeit (1709-1710) ein potentieller Besitzer der Kleinen Apotheke, dann infizierte er sich mit der Pest und starb.
Der Witwe – Besitzerin der Apotheke – fehlte nicht an Freiern, 1711 heiratete sie einen gewissen Johann Steffens (?-1752). Er war nach Riga aus Lübeck gekommen und war schon im Jahre 1710 Rigaer Bürger geworden. Da die Kleine Apotheke nicht völlig zum Besitz der Familie Ohl geworden war, konnten auch andere Erben von Berens Anspruch auf die Apotheke und auf das Haus erheben. Das störte Steffens nicht so zu wirtschaften, dass man in Folge seiner Tätigkeit die Kleine Apotheke zu den schlechtesten Rigaer Apotheken zählte. Steffens konnte jahrelang sogar kleine Schulden nicht zurückzahlen, und das führte zu der Versteigerung. Obwohl andere Erben protestierten, wurde die Apotheke 1737 versteigert und der Schwiegersohn von Steffens – Ehemann der Tochter Katharina – Kaufmann Johann Kienemann kaufte sie. Steffens wohnte fortan in Riga als eine Privatperson im Unterhalt von seinen Töchtern, bis er 1752 starb.
Johann Kienemann (1692- vor 1748) war Kaufmann und behielt die Apotheke nur für eine kurze Zeit – von 1737 bis 1742. Danach übergab er sie dem Verwalter der Apotheke und seinem Schwager Peter Andreas Balemann (?-1760), der nach Riga aus Lübeck kam, fast 10 Jahre in der ehemaligen Garnisonsapotheke arbeitete und Provisor wurde. 1737 heiratete Balemann die jüngste Tochter von Steffens Elisabeth Steffens. Er begann die Kleine Apotheke schon 1738 zu verwalten, zum Besitzer der Apotheke wurde er 1742. Balemann hatte keine leichte Zeit in seiner Apotheke, denn seit der Zeit, als Steffens noch Besitzer war, war die Apotheke in einer schwierigen Lage und die Kreditoren erinnerten ständig an unbeglichene Schulden. Der frühe Tod (1742) der ersten Frau Elisabeth und die Notwendigkeit, zwei Töchter zu versorgen, verschlimmerten die Situation, und im Herbst 1749 wurde die Apotheke zusammen mit dem Haus schon wieder versteigert. Balemann war damals schon zum zweiten Mal verheiratet – mit Katharina Elisabeth Willwasser. Er verließ das Stadtzentrum, wohnte in der Vorstadt und trieb Gewürzhandel. Balemann starb im Mai 1760.
Die Kleine Apotheke wurde 1749 von Johann Ludvig Rost (1714-1782) gekauft. Er wurde in Königsberg in der Familie des Chirurgen Christian Rost geboren. Im Alter von 14 Jahren wurde er Lehrling in einer Apotheke und verbrachte sieben lange Jahre als Lehrling. Danach arbeitete er noch zwei Jahre als Geselle. 1738 kam Rost nach Riga und wurde zum Apothekerhelfer in der Apotheke von Balemann. 1742 bestand er die Prüfung und wurde Provisor. Als die Kleine Apotheke unter den Hammer kam, kaufte er sie und 1750 wurde Besitzer der Apotheke und auch des Hauses. 1751 bestand Rost noch eine Prüfung, damit der Rigaer Rat ihn als Apotheker bestätigen konnte. Jetzt wurde er auch Rigaer Bürger. Rost arbeitete in seiner Apotheke viel und selbstlos und hatte Erfolg. Schon 1758 konnte Rost den Rigaer Rat daran erinnern, in welchem Zustand er die Apotheke bekommen hatte und wie viel Mühe und Geld er investieren musste, damit die Apotheke ihren guten Ruf und eine angemessene wirtschaftliche Lage wieder erlangen konnte.
Obwohl das Einkommen von Rost nicht so bedeutend im Vergleich zu anderen Apothekern war, konnte er jedoch eine interessante Sammlung von verschiedenen Natur- und Kunstgegenständen zusammentragen, denn er war ein großer Natur- und Kunstfreund. Nach dem Tod von Rost im Jahre 1782 behielt seine Witwe Katharina Rost, geb. Friedrichs, verw. Steyffert (~1757-1795) die Apotheke in ihrem Besitz noch zwei Jahre und dann verkaufte sie. 1785 schenkte sie die von ihrem Mann zusammengetragenen Sammlungen der Rigaer Stadtbibliothek. Als Dank dafür wurde ein in Öl gemaltes Porträt von J. L. Rost im Dommuseum, in der Porträtgalerie des Vereins von Geschichts- und Altertumsforschern gestellt. In ihrem Testament vermachte die Frau von Apotheker Rost die Geldmittel den Stadtkirchen, dem Konvent, dem Georghospital, dem Armenhaus von Kampenhausen, dem Waisenhaus und anderen Wohltätigkeitsanstalten.
Johann Gottlieb Struve (1722-1813) kaufte die Apotheke von der Witwe von Rost. Er wurde in Plauen in der Familie des Apotheker geboren und bekam eine gründliche Ausbildung in den Apotheken in Deutschland. 1756 kam er nach Riga und begann die Arbeit in der Kleinen Apotheke bei Rost, aber 1758 wechselte er in die Grüne Apotheke bei Jacob Johann Voss und 1778 wurde er Mitbesitzer dieser Apotheke. Als er 1784 zum Besitzer der Kleinen Apotheke wurde, verließ Struve die Grüne Apotheke und arbeitete fortan in seiner Apotheke, die man schon eine Zeit lang die Elephanten-Apotheke nannte. Es ist nicht gelungen, genaue Information über den Zeitpunkt zu finden, wann die Apotheke ihren Namen geändert hatte, doch das könnte mit der Schließung der Großen Apotheke 1758 verbunden sein. Als die Große Apotheke allmählich von der Bildfläche verschwand, suchte man nach einem eindrucksvollen Namen für die Kleine Apotheke. Der Name “Elephanten-Apotheke” hielt sich etwa 100 Jahre lang, danach war es nicht mehr “in”, den Apotheken die Tiernamen zu geben. Fortan nannte man die Apotheke nach dem Namen des Besitzers und, wenn die Besitzer der Apotheke wechselten, änderte sich auch der Name der Apotheke.
Struve gehörte zu den hervorragendsten Apothekern in Riga. Er bildete zum Apotheker einen bedeutenden Mann aus – den später bekannten Apotheker und Chemiker, Naturforscher und Arzt, gesellschaftlichen Arbeiter, Wissenschaftler und Lehrkraft David Hieronymus Grindel (1776-1836). Struve beteiligte sich 1803 zusammen mit Grindel und anderen Rigaer Apothekern an der Gründung des Rigaer Pharmazeuten- und Chemikervereins und später wurde zum ersten Ehrenmitglied dieses Vereins. 1803 verkaufte Struve seine Apotheke an Grindel und fortan wohnte in Riga als eine Privatperson, bis er 1813 starb. Im Unterschied zu anderen Rigaer Apothekern, die jeder mindestens zwei, wenn nicht mehr, Ehefrauen gehabt hatten, war Struve nicht verheiratet.
D. H. Grindel gilt als einer der bedeutendsten Wissenschaftler des 19. Jhs. Besonders wichtig ist die Tatsache, dass Grindel aus einer lettischen Familie stammt. Sein Großvater Mārtiņš Grundulis war aus einem Landgut weggelaufen, war nach Riga gekommen und zum Händlerhelfer geworden. Dieser Beruf war mit der Warenannahme verbunden und konnte in Riga den hiesigen Letten anvertraut werden. Der Vater von D. H. Grindel Miķelis schrieb seinen Namen schon nach der deutschen Mode „Michael Grindel“ und war ziemlich vermögend, denn er hatte einen von den am meisten gewinntragenden Berufen in Riga. Er sortierte Mastbäume.
David Hieronymus Grindel wurde auf der Haseninsel (Zaķusala) geboren, lernte in der berühmten Domschule und danach bereitete sich bei einem Privatlehrer auf das Studium der Theologie an der Universität vor. Doch das Schicksal meinte es anders. Die finanzielle Situation der Familie Grindel verschlimmerte sich plötzlich, und David musste das Studium aufgeben. 1788 begann er mit einer Ausbildung in der Elephanten-Apotheke bei Johann Gottlieb Struve. In der Apotheke vergingen schwierige und eintönige Arbeitstage, der Lehrling musste viele verschiedene Nebenarbeiten und auch rein wirtschaftliche Pflichten erledigen. Nur die Nacht stand dem wissensdurstigen und begabten jungen Mann zur Verfügung, und er nutzte sie, um verschiedene Kenntnisse zu erwerben. Auf solche Art und Weise vergingen sechs Jahre, doch die Zeit wurde nicht umsonst verschwendet, denn Grindel hatte nicht nur das für den Apothekelehrling Vorgesehene erlernt, sondern auch sich gründlich vorbereitet, um in die Universität einzutreten. Er wählte die Universität von Jena aus, wo er 1795 mit großem Eifer Botanik zu studieren begann, danach beschloss er, seine Kenntnisse zu erweitern, indem er Medizin studierte. Seine Absichten zerstörte der Befehl des russischen Imperators Paul I. (1754-1801), der vorschrieb, dass alle im Ausland studierenden russischen Bürger ins Imperium zurückkehren, ansonsten könnten sie nicht mehr nach Hause kommen und ihre Familien würden Repressionen erleben. Das war schrecklich! Grindel musste viele interessante angefangene Arbeiten zurücklassen, denn paralell mit dem Studium beschäftigte sich Grindel mit verschiedenen wissenschaftlichen Forschungen. Er musste auch Freunde und Kameraden verlassen. Viele versuchten Grindel zu überreden, in Jena zu bleiben, doch der Vater bat ihn, nach Hause zu kommen, und deshalb musste er nach Riga zurückkehren. Hier lernte Grindel den künftigen Gründer der Universität von Dorpat und deren ersten Rektor Georg Parrot (1767-1852) kennen und begann von der Arbeit in der Hochschule zu träumen, doch vorläufig musste er sein Auskommen verdienen, indem er in der Apotheke arbeitete. 1800 bestand Grindel glänzend die Prüfung des Apothekers in Petersburg, in der neugebildeten Akademie für Medizin und Chirurgie und wurde zum Mitbesitzer der Elephanten-Apotheke. Deshalb musste er auf das angebotene Professorenamt an der neueröffneten Universität von Dorpat zu verzichten und in Riga bleiben. 1802 bekam Grindel für seine wissenschaftlichen Arbeiten das Doktordiplom der Philosophie an der Universiät von Jena. In demselben Jahr heiratete er Victoria Regina Wolleyd aus Königsberg. Sie starb 1808 in Dorpat im Alter von 24 Jahren.
1803 wurde Grindel Besitzer der Elephanten-Apotheke. Obwohl die Rahmen der Apotheke ihm zu eng schienen, arbeitete er eifrig daran, um der Arbeit des Apothekers wissenschaftliche Grundlage zu schaffen. Für diesen Zweck gründete er 1803 zusammen mit Gesinnungsgenossen – anderen Apothekern in Riga – den Verein „Pharmaceutisch-Chemische Sozietät“ und begann das „Russische Jahrbuch der Pharmacie“ in der deutschen Sprache auszugeben. Die westeuropäischen Strömungen waren für die Apotheker Russlands etwas völlig Neues, denn bisher gab es weder professionelle Organisationen noch periodische Ausgaben für russische Apotheker.
1804 nahm Grindel nach einem wiederholten Angebot die Professorenstelle an der Universität von Dorpat an. Er verkaufte die Elephanten-Apotheke und verabschiedete sich für lange Jahre von der gewohnten Aussicht auf die mächtige Domkirche, die er gewohnt war, jeden Tag aus dem Fenster seiner Apotheke zu sehen. Wegen Grindel war das kleine Haus in der Neustraße zum wissenschaftlichen Zentrum von Riga geworden, denn um Grindel versammelten sich die gebildeten Menschen der Stadt, Interessenten und Unterstützer der Wissenschaft.
Grindel verkaufte die Elephanten-Apotheke an Heinrich August Schreiber (1770-1846). Schreiber war der Sohn des Apothekers aus Anhalt und kam 1795 nach Riga als Apothekerhelfer, um in der Vorstadt-Apotheke zu arbeiten. 1804 bestand er die Provisorprüfung in Petersburg und 1805 wurde zum vollberechtigten Besitzer der Elephanten-Apotheke, im Jahre 1806 heiratete er Johanna Augusta Wilhelmine Gettwerth. Die Elephanten-Apotheke gehörte ihm bis 1814, als Grindel wieder nach Riga aus Dorpat zurückkehrte und Schreiber seine ehemalige Apotheke abkaufte, um sie bis zu Ende seines Lebens zu besitzen. Schreiber verließ Riga für sieben Jahre, um in Deutschland bei den Verwandten zu wohnen. Danach kehrte er nach Riga zurück und kaufte die Vorstadt-Apotheke. Er besaß die Apotheke von 1821 bis 1837. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Einsamkeit und starb im Januar 1846 in Riga.
Grindel arbeitete an der Universität von Dorpat als Professor für Chemie und Pharmazie von 1804 bis 1814, zwei Jahre war er auch Rektor der Universität. Wegen des Napoleons Angriff auf Russland fiel der Geldwert 1814 wegen der Inflation und das verringerte beträchtlich das Gehalt des Professors. Finanzielle Lage zwang Grindel, die Professur in Dorpat aufzugeben, nach Riga zurückzukehren und Schreiber seine Apotheke abzukaufen. Er verwaltete die Apotheke jedoch nicht selbst, denn er war mit der wissenschaftlichen und Herausgebertätigkeit beschäftigt, hat viel geschrieben und populärwissenschaftliche Vorlesungen gehalten. Wie für viele kreative und unpraktische Menschen fehlte es auch ihm immer an Mitteln und er hatte immer viele Ideen.
So um 1829 beschloss Grindel plötzlich Arzt zu werden. Wieder ging er in die Universität von Dorpat – diesmal als Student. Während des Studiums vertritt er ab und zu einen erkrankten Professor, doch in der meisten Zeit studierte er fleißig. 1823 kehrte Grindel nach Riga mit einem Arztdiplom in der Tasche zurück und wurde zum Rigaer Kreisarzt. Seit 1808 war er mit Amalie Elisabeth Schmidt aus Pernau verheiratet. Weder die Apotheke, die vielen das Reichtum mitbrachte, noch die einträgliche Arbeit des Arztes konnten Grindel genügend Mittel geben, damit er alle seinen wissenschaftlichen Pläne verwirklichen könnte, er hatte sehr viele und sehr verschiedene Pläne. Am Lebensende verließ Grindel die Wissenschaft, arbeitete als Arzt und versuchte, Mittel zusammenzusparen, um die Familie zu versorgen, doch das gelang ihm nicht. Von allen vergessen, an einer schweren Krankheit leidend starb Grindel am 8. (20.) April 1836. Die Familie von Grindel blieb sehr arm, und die Elephanten-Apotheke kam in Besitz eines anderen Apothekers.
Grindel als Besitzer der Elephanten-Apotheke von 1814 bis 1836 leitete die Arbeit der Apotheke nicht selbst, sondern vertraute sie einem Provisor. Der erste Provisor war Karl Philipp Rochee (1793-?) – ein Zuzügler aus Estland und ein entfernter Verwandter J. G. Struves. Er bestand die Provisorprüfung 1811 schon an der Universität von Dorpat. In der Apotheke von Grindel arbeitete Rochee von 1814 bis 1817. Von 1817 bis 1825 leitete Johann Meltzer (1794-1846) die Apotheke. Über ihn gibt es sehr wenig Information – nur das, dass er 1826 erkrankte und 1846 an einer geistigen Krankheit im Alexanders-Höhenhospital starb. 1826–1837 arbeitete in der Apotheke der Provisor Johann Jakob Leutner (?-1850), der 1830 die Schwägerin von Grindel Henriette Christine Schmidt heiratete.
1837 kaufte Gottfried Christian Sigismund Ischreit (1806-1841) die Apotheke von Grindel. Er wurde in Riga in der Familie eines Schneiders geboren, hat früh beide Eltern verloren und war mit seinem Bruder in einem Waisenhaus aufgewachsen. Ischreit begann als Apothekelehrling in der Elephanten-Apotheke bei Grindel, als Geselle kam er nach Limbaži (Lemsal). 1833, nachdem er das Diplom eines Provisors an der Universität in Dorpat bekommen hatte, kehrte er in die Apotheke von Grindel zurück und war dort als Provisor tätig. Als er die Möglickeit hatte, die Apotheke zu kaufen, wurde er 1837 ohne Zögern derer Besitzer. Leider war das Leben von Ischreit sehr kurz. Er starb im Sommer1841 und ließ die Apotheke seiner Witwe Emma Ischreit, geb. Gehlhaar (1810-1885) und in der Leitung des Provisors Philipp Eduard Heise (1814-1880). Die Witwe behielt die Apotheke nur bis 1844 und dann verkaufte sie.
Ferdinand Schultz (1808- ~1860) wurde zum nächsten Besitzer der Apotheke. Seine Heimatstadt war Vilnius. Schultz studierte Pharmazie an der Universität in Dorpats von 1828 bis 1829, danach arbeitete als Provisor in Limbaži und 10 Jahre lang besaß eine Apotheke in Jēkabpils (Jakobstadt). 1844 hatte er die Möglichkeit, eine Apotheke in Riga zu kaufen. In demselben Jahr trat er in den Rigaer Pharmazeutenverein und 1854 wurde zum Mitbeteiligten an der Kasse für Witwenhilfe. Die Frau von Schultz hieß Karoline Helene Nagel.
1844 befand sich die Apotheke noch immer an ihrem historischen Platz in der Neustraße. Anstelle des jetzigen Domplatzes gab es damals kleine Wohnhäuser an den Seiten der kleinen und krummen Gassen. Die monumentale Domkirche schien unter diesen vielen Gebäuden zu verschwinden und sah nicht so groß und mächtig aus. Die Apotheke fühlte sich hier wohl, doch allmählich konnte man schon Veränderungen spüren. Die ersten Boten der kommenden Veränderungen waren einige prunkvolle Gebäude, die plötzlich in der Mitte der kleinen Häuser standen. 1855 wurde als eine der ersten von diesen Gebäuden das prächtige Börsengebäude nach dem Projekt des Architekten Harald Bosse (1812-1894) erbaut.
Die 60-er Jahren des 19. Jhs. brachten große Veränderungen für die Umgebung der Domkirche. Die wertlose Bebauung, die die Kirche eng umschloss, wurde mit großen Mühen im Laufe von mehreren Jahrzehnten abgerissen, und die Domkirche zeigte sich in ihrer ganzen Schönheit. Ein neuer Platz entstand, der jedoch wesentlich kleiner als der heutige Platz war, doch wurde er 1886 Domplatz genannt. Die Apotheke erlebte das nicht mehr, denn sie hat ihren Platz, wo sie sich 240 Jahre lang befunden hatte, verlassen und einen neuen gefunden.
Ferdinand Schultz war ein weitblickender Mensch. Er hatte in seiner Apotheke im Rigaer Zentrum mehr als 10 Jahre gearbeitet, hatte die Konkurrenz von vielen Apotheken erlebt und hatte richtig die Möglichkeiten eingeschätzt, die eine Apotheke in einer Vorstadt haben würde, und so 1857 (1856) verließ die Elephanten-Apotheke ihren Platz in der Neustraße und bekam eine neue Stelle in der Petersburg-Vorstadt. Schultz versetzte seine Apotheke aus der Neustraße 13/15 in das dem Ratsherrn und Konsul A. Schwartz gehörende Gebäude an der Ecke der Stabu-Straße und der Alexanderstraße. Das alles geschah im richtigen Zeitpunkt, denn Riga hatte vor, die riesigen Schutzwälle loszuwerden, die das Rigaer Zentrum umgaben und die weitere Entwicklung der Stadt hinderten. Die Wälle wurden von 1857 bis 1863 abgerissen und danach wurden die Vorstädte schnell zu herrlichen Stadtbezirken. Schultz hatte geahnt, dass die Umsiedlung in die Vorstadt sehr günstig sein könnte, denn die Konkurrenz war dort relativ gering, aber der Zuwachs der Einwohnerzahl sollte dort bedeutend und rasch sein. Und er hatte Recht gehabt. Für die Apotheke hat er einen sehr günstigen Platz gefunden, und die Apotheke blieb im Haus von Schwartz die nächsten 20 Jahre.
Georg Wilchelm Mundel (1820-1895) kaufte im Jahre 1860 die Apotheke von Ferdinand Schultz ab. Mundel war ein Rigaer, hatte an der Universität von Dorpat studiert, 1845 hat dort das Provisordiplom erhalten. Er hatte als Apotheker in Warschau gearbeitet, schließlich kaufte er eine Apotheke in Riga. Seit 1855 war er mit Olga Maria Maschink verheiratet. Mundel war viele Jahre Mitglied des Rigaer Pharmazeutenvereins, war aktiv in verschiedenen Hilfsorganisationen und deshalb wurde 1883 Ehrenmitglied des Vereins. Nach 17 Jahren langer Arbeit in der Apotheke verkaufte Mundel sie im Jahre 1877. Er starb 1895 im Alter von 75 Jahren.
Die Apotheke kam 1877 in Besitz von Theodor Daniel Anspach (1852-1895). Dann wurde die Apotheke aus dem Schwartzhaus, an der Ecke der jetzigen Brīvības und Stabu-Straße, ins Privathaus von Anspach in der Brīvības Straße (damalige Alexanderstraße), in der Richtung der Altstadt, versetzt. Das war ein kleines Holzhaus, gebaut im ersten Drittel des 19. Jhs., hatte klassizistische Formen, später bekam es einen Anbau und dessen Fassade wurde im Stil des Eklektizismus umwandelt. Damals war die Hausnummer 40, jetzt lautet die Adresse vom Haus von Anspach Brīvības Straße 72.
Theodor Anspach wurde in Riga in der Familie des Anstreichermeisters Jacob Anspach geboren, der aus Deutschland nach Lettland gekommen war. Nach dem Gymnasium wurde Theodor Anspach Lehrling in der Schwan-Apotheke. Als Geselle arbeitete er in Astrachan, danach studierte an der Universität in Dorpat, wo er 1875 den Titel des Provisors erwarb. Er kam nach Riga zurück und arbeitete in der Vorstadt-Apotheke bei Wilhelm Erasmus (1844-1898), bis er schließlich seine eigene Apotheke kaufte. Seit 1878 war er Mitglied im Rigaer Pharmazeutenverein. Wegen der Gesundheitsprobleme musste er 1891 die Apotheke aufgeben und danach auch den Pharmazeutenverein verlassen. Theodor Anspach starb 1895 in Riga.
Die Apotheke kam in die Hände des Mieters Paul Seebode (1860-1943). Er war sehr energisch, geschickt und gut gebildet, denn er hatte die berühmte Rigaer Pharmazieschule absolviert und hatte an der Universität in Dorpat studiert. Seebode hatte keine Angst, Leiter einer bekannten Apotheke zu werden. Dabei hatte er in dieser Apotheke sein Praktikum als Apothekerhelfer gemacht. Seebode mietete die Apotheke von Anspach bis 1901, dann kaufte er die Apotheke in der Kalkstraße, aber die Apotheke von Anspach wurde an Leonhard Kirschfeld verkauft.
Leonhard Wilhelm Kirschfeld (1866-1936) wurde in Riga geboren und ist der Sohn des bedeutenden Rigaer Apothekers, des Besitzers von der Großen Moskauer Apotheke Leonhard Kirschfeld. Nach dem Gymnasium begann er das Theologiestudium an der Universität in Dorpat, danach änderte er seine Meinung und kehrte nach Riga zurück, um die für einen Apotheker notwendigen Kenntnisse in der Apotheke bei seinem Vater zu erwerben. 1888 ging Kirschfeld jun. wieder nach Dorpat, um diesmal Chemie zu studieren. Erst 1894 widmete er sich dem Pharmaziestudium in Dorpat und 1896 bekam den Magistertitel in der Pharmazie. Seit 1897 arbeitete er in der Apotheke seiner Mutter, denn sein Vater starb schon 1893. Er hatte irgendwelche nur ihm selbst bekannte Gründe, warum er die Apotheke des Vaters nicht erben wollte, deshalb kaufte Kirschfeld jun. 1901 die Apotheke von Anspach, nachdem er einige Jahre als Provisor in der Apotheke seiner Mutter gearbeitet hatte. Seit 1906 verwaltete die Frau von Leonhard Kirschfeld Mathilde Kirschfeld die Apotheke. Es ist anzumerken, dass Mathilde Kirschfeld aus einer alten und bedeutenden Familie stammte, denn ihr Vater war Rigaer Bürgermeister Ludvig Wilhelm Kerkovius (1831-1904). Kirschfeld selbst verließ seine Frau und Apotheke und von seinem unruhigen Charakter getrieben ging nach Moskau, um dort bei dem berühmten Apotheker Waldemar Karl Ferrein (?- ~1918) zu arbeiten.
Die ehemalige Kleine Apotheke bewahrte in dieser Zeit in ihrem Namen den Namen von Anspach, doch ihre Arbeit wurde von Verwaltern beaufsichtigt. Von 1906 bis 1907 war Provisor Eduard Königstädter jun. (1862-1919) in der Apotheke als Verwalter tätig. 1907 begann Provisor Eduard Conradi (1872-1929), die Apotheke zu leiten, und machte das bis 1914, obwohl die Besitzer sich wechselten.
Als die Apotheke in Besitz von Kirschfeld kam, blieb sie im Haus von Anspach bis zum Moment, als die Erben von Anspach beschlossen haben, das bescheidene Holzhaus abzureißen und an dessen Stelle ein neues prächtiges Mietshaus zu bauen. Im Jahre 1909 baute man das neue Gebäude von Anspach nach dem Projekt des Architekten Max von Osmidorff (1879-1959), das Haus hatte eine Fassade mit geometrischer Ausstattung und klassischen Verzierungen und ist noch heute zu sehen. In den oberen Etagen gab es bequeme, große Wohnungen, in der unteren Etage – Geschäfte. Seit 1909 hatte die Apotheke einen neuen Platz – im Gebäude an der Ecke der Alexanderstraße (jetzige Brīvības Straße) und der Gertrudenstraße. Dort befand sich die Apotheke ihre letzten 30 Jahre. Dieses hervorragende Gebäude, das ein Ensemble mit dem Gebäude an der gegenüberliegenden Straßenecke bildet und dessen Fassade unikale Dekore im Stil der Renaissance verzieren, wurde nach dem Projekt des Architekten Alexander Schmeling (1877-1961) gebaut und gehörte J. Virsis.
Eduard Königstädter (1862-1919) kaufte die Apotheke von Anspach 1910. Er war der Sohn des bekannten Rigaer Apothekers, des Besitzers der Suvorov-Apotheke Karl Leopold Königstädter und der Enkel des Apothekers aus Ponewiesch Johann Königstädter. Königstädter jun. hat mit Auszeichnung das Gymnasium in Riga beendet, später lernte er in der Apotheke bei seinem Vater, danach von 1884 bis 1886 studierte er Pharmazie an der Universität in Dorpat. Seit 1890 war er Besitzer der Apotheke seines Vaters, doch 1900 verkaufte er die Apotheke. Möglicherweise war seine Entscheidung mit seiner schwachen Gesundheit verbunden, denn schon während des Studiums musste er sich in den Kurorten in der Schweiz behandeln lassen. Doch im Jahre 1910 war die Versuchung, in seinem Besitz eine gute Apotheke zu bekommen, zu stark, deshalb kaufte Eduard Königstädter die Apotheke von Anspach. Nach seinem Tod übernahm die Witwe Elisabeth Königstädter die Apotheke. In diesem Zeitpunkt wurde der Name von Anspach in der Benennung der Apotheke gegen den von Königstädter ausgewechselt, aber die Apotheke wurde von einem Verwalter geleitet.
Von 1917 bis 1919 wurde die Apotheke vom Provisor Mārtiņš Pusbarnieks (1880-1952) geleitet, der die Bildung von 1909 bis 1912 an der Universität in Dorpat erlangt hatte, aber später (1923-1934) war er Vorgesetzter der Pharmazieverwaltung Lettlands. Das Jahr 1919 brachte unangenehme Veränderungen in die Arbeit der Apotheke, und für eine kurze Zeit wurde sie zur Rigaer 3. Apotheke des Arbeitsvolkes. Danach – bis 1923 – verwaltete Provisor Woldemar Adolf Georg Hentzelt (1877-1968) die Apotheke von Königstädter. 1924 leitete Provisor Victor Lantzky (1865-?) die Apotheke nur für ein Jahr, nach ihm kam Provisor Konstantīns Ukše (1870-?), der als Verwalter zwei Jahre – 1925 und 1926 – tätig war. Danach verwaltete wieder Victor Lantzky die Apotheke, der 1932 die Leitung der Apotheke dem künftigen Besitzer übergab. Als Besitz von der Familie Königstädter war die Apotheke bis 1931, dann kam sie in die Hände ihres letzten Besitzers.
Das war Provisor Herbert Busch (1886-?). Busch wurde in Riga geboren, lernte im Gymnasium und verbrachte seine Lehrjahre in der Apotheke in Āgenskalns (Hagensberg). Die Prüfung des Apothekerhelfers bestand er an der Moskauer Universität, doch studierte er an der Universität von Dorpat. 1913 erwarb Busch den Titel des Provisors. Er arbeitete sowohl in Moskau als auch in Petersburg, bis er 1922 nach Lettland zurückkehrte. In demselben Jahr gründete er die Apotheke in Zemīte (Samiten), er war Besitzer der Apotheke, später – Mitbesitzer. 1931 kaufte Busch die Apotheke Anspachs, die Apotheke gehörte ihm acht Jahre lang. Die Apotheke wurde 1939 als die Apotheke des Provisors Herbert Busch geschlossen, die Adresse nach der jetzigen Nummerierung lautet Brīvības Straße 68. Der Grund, warum die Apotheke geschlossen wurde, war die Übersiedlung ihres Besitzers nach Deutschland.
Traurig ist das weitere Schicksal des historischen Gebäudes der Elephanten-Apotheke in der Neustraße 13. Das Gebäude, in dem die Apotheke 240 Jahre untergebracht war, ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. An dessen Stelle wurde 1968 das Vereinshaus der Fischerkolchose gebaut, das sich gut in die Bebauung der Altstadt einfügte und deshalb gelobt wurde. Nach den Forschungen des Professors Jānis Stradiņš war das nebenstehende Gebäude in der Neustraße 15 auch mit der Apotheke verbunden, denn dort befanden sich die Nebenräume der Apotheke. Das alte Haus war anziehend und, wenn man es ansah, konnte man sich vorstellen, wie es damals war, als die bekanntesten Apotheker der Stadt Riga sich in der Apotheke bei Grindel versammelt hatten, um die Gründung des Rigaer Pharmazeutenvereins zu besprechen, oder die Rigaer Intelligenz, um über das Neueste in der Wissenschaft oder in der Literatur zu diskutieren. Jetzt ist das Gebäude umgebaut, eine neue Etage ist angebaut, und wer weiß, was es weiter erwartet. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass wir keine völlige „Modernisierung“ der Altstadt erleben werden.
So endet das Leben der zweitältesten Rigaer Apotheke. Auch der Name von David Hieronymus Grindel war lange Zeit vergessen, doch das hat sich geändert. Die Verdienste von Grindel wurden immer öfter erwähnt, seine Arbeit im Bereich der Wissenschaft und der Bildung wurde hoch bewertet, und jetzt ist der Name von Grindel im Namen der pharmazeutischen Firma “Grindex” verewigt.
Im Gebäude an der Ecke von Brīvības Straße und Gertrudenstraße gab es lange Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg einen Süßigkeitsladen. In die geräumigen, schönen Räume passten gut leckere Pralinen, Schokoladen und Kuchen von „Laima“, „Staburadze“ und anderen Süßigkeitsherstellern. Zu Festen standen die Rigaer verschiedener Generationen Schlange, um Süßigkeiten zu kaufen, und es ist nicht bekannt, ob einer von ihnen sich an die Apotheke erinnert hatte, die sich einmal in diesen Räumen befand. Vor kurzem wurde im Haus der Kleinen oder der Elephanten-Apotheke an der Ecke der Brīvības und Gertrudenstraße wieder eine Apotheke eröffnet – eine der in Riga bekannten Sonnen-Apotheken. Die zweitälteste Apotheke in Riga kann auf ihre jüngere Schwester stolz sein, denn die neue Sonnen-Apotheke ist eine der größten Apotheken in Lettland.